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Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik

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30<br />

war.“ 91 Hier wird deutlich e<strong>in</strong> Zusammenhang von Lichtraub und<br />

angemaßter Gottgleichheit des <strong>Jaldabaoth</strong>/Sakla angedeutet. Die<br />

Überheblichkeit des <strong>Jaldabaoth</strong> wird <strong>in</strong> der gnostischen Literatur an<br />

vielen verschiedenen Stellen zum Ausdruck gebracht: „Der Herrscher,<br />

der schwach ist, hat drei Namen. Der erste Name ist <strong>Jaldabaoth</strong>, der<br />

zweite ist Saklas und der dritte ist Samael. Er ist frevlerisch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Arroganz, die <strong>in</strong> ihm ist, denn er sprach: ‚Ich b<strong>in</strong> Gott, und es gibt es<br />

ke<strong>in</strong>en anderen Gott außer mir’, denn er ist unwissend über se<strong>in</strong>e Stärke,<br />

den Ort, von dem er gekommen war.“ 92<br />

Von Raub und sogar von Überwältigung der Sophia ist die Rede <strong>in</strong> der<br />

dreigestaltigen Protennoia (die Sophia spricht):<br />

„Sogleich trat auch der große Dämon <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung, der da herrscht<br />

über die Tiefe der Unterwelt und des Chaos, der weder Gestalt hat<br />

noch vollkommen ist, vielmehr (25) die Gestalt der „Herrlichkeit“ derer<br />

besitzt, die <strong>in</strong> der F<strong>in</strong>sternis geboren wurden. Dieser nun wird genannt:<br />

,,Sakla(s)“ und heißt zugleich: „Samaēl“ (bzw.) „Jaltabōth“, der<br />

e<strong>in</strong>e Kraft besitzt, die er der Arglosen geraubt hat, nachdem er sie<br />

(30) überwältigt hatte <strong>–</strong> nämlich der Ep<strong>in</strong>oia des Lichtes, die<br />

her[ab]gestiegen war und aus der er (selbst) zu Anf[an]g entsprungen<br />

war. 93 … Da offenbarte ich selbst mich auf geheimnisvolle Weise<br />

durch me<strong>in</strong>en Ruf und (10) sprach: „Haltet <strong>in</strong>ne, haltet <strong>in</strong>ne, o ihr, die<br />

ihr die Hylē bewohnt. Denn siehe, ich werde herabkommen <strong>in</strong> die<br />

Welt der Sterblichen wegen me<strong>in</strong>es Teiles, der dort ist, seit (15) die<br />

arglose Sophia, die herabgestiegen war, überwältigt wurde, auf dass<br />

ich zunichte mache ihr (sc. der Archonten) Ziel, das der festsetzt, der<br />

durch sie (sc. die Sophia) (erst) <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung tritt“. Da erzitterten<br />

(20) alle, die (nicht) im Hause des unerkennbaren Lichtes wohnen,<br />

und der Abgrund bebte.“<br />

An dieser Stelle ist <strong>in</strong>teressant, dass <strong>Jaldabaoth</strong> nach Art e<strong>in</strong>er Namensätiologie<br />

mit dem, „der e<strong>in</strong>e Kraft besitzt, die er der Arglosen geraubt hat,<br />

nachdem er sie überwältigt hatte,“ identifiziert wird. Der Name ist also<br />

bereits zum Inbegriff des gnostischen „Raubgottes“ geworden. Weiterh<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>teressant ist auch, dass am Anfang wiederum die Gestaltlosigkeit und<br />

Unvollkommenheit des Demiurgen hervorgehoben wird. Auch dabei<br />

handelt es sich offensichtlich um e<strong>in</strong> Leitmotiv, das für gnostisches Denken<br />

eng mit der Gestalt des Demiurgen verknüpft war.<br />

91 AJ (BG 2) p. 42-43 (Übersetzung Schenke).<br />

92 Schenke et al. 2007; vgl. AJ (NHC II/1) p. 11,20ff.; AJ (NHC IV,1) p. 18,5ff; HA<br />

(NHC II/ 4) p. 86,30f.; 94,22f.; 95,5; UW (NHC II/5) p. 103,12; 107,30; 112,29f.;<br />

2LogSeth (NHC VII/2) p. 53,20; 64,19; Protennoia (NHC XIII/1) 43,36f.; TestVer<br />

(NHC IX,3) p. 48,5f.<br />

93 Übersetzung Schenke 1984, S. 78.<br />

© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013

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