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Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik

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der Briefe gebe, die immer wieder von doketischen und dualistischen<br />

E<strong>in</strong>schüben überlagert würde. Dabei ist, wie wir sehen werden, das<br />

Gegenteil der Fall. Nicht die Grundschicht, sondern die Interpolationen<br />

s<strong>in</strong>d antignostisch bzw. antimarcionitisch und entsprechen somit der<br />

Theologie des sich im 2. Jahrhundert herausbildenden antignostischen<br />

bzw. antimarcionitischen katholischen Orthodoxie.<br />

Auch der als Autor e<strong>in</strong>er Marcion-Monographie 125 bekannt gewordene<br />

John Knox wollte sich nicht dem Mehrheitstrend der Theologen<br />

anpassen. Anders als Barnikol und Hawk<strong>in</strong>s vertritt er die These e<strong>in</strong>es<br />

vorpaul<strong>in</strong>ischen Ursprungs des Christushymnus. Für ihn ist weniger das<br />

omoiōma als das schēma der Ste<strong>in</strong> des Anstoßes, da dieses e<strong>in</strong>e allzu<br />

starke Betonung auf den Aspekt der bloßen äußeren Ersche<strong>in</strong>ung lege,<br />

die für ihn nicht mit der Wirklichkeit e<strong>in</strong>er vollen Menschheit Christi zu<br />

vere<strong>in</strong>baren ist. Se<strong>in</strong>e Erklärung lautet ähnlich wie die von Hawk<strong>in</strong>s:<br />

„This whole passage (Phil. 2:5-11), it is widely recognized, probably had<br />

its orig<strong>in</strong>al provenance <strong>in</strong> some Christian group with gnostic and docetic<br />

lean<strong>in</strong>gs. It comes <strong>in</strong>to Paul's m<strong>in</strong>d at this po<strong>in</strong>t <strong>in</strong> his letter because of<br />

the stress it lays upon the humility of Christ (which he wants the<br />

Philippians to express <strong>in</strong> their relations with one another). He no doubt<br />

made some changes <strong>in</strong> it, but he could not, or at any rate did not,<br />

elim<strong>in</strong>ate all the signs of its gnostic orig<strong>in</strong>.” 126 <strong>–</strong> Dass das schēma noch<br />

doketischer kl<strong>in</strong>gt als omoiōma, ist <strong>in</strong> der Tat richtig. Bei Lucian<br />

bezeichnet es z.B. den „Sche<strong>in</strong>-Philosophen“, d.h. jemanden, der nur<br />

nach se<strong>in</strong>em äußeren Habitus (Barttracht, Gang und Gewandung) als<br />

Philosoph beurteilt werden möchte, es aber <strong>in</strong> Wahrheit nicht ist. 127<br />

Entsprechend me<strong>in</strong>t es Phil 2:7 offenbar den „Sche<strong>in</strong>-Menschen.“<br />

Schließlich hat sich auch Hans-Mart<strong>in</strong> Schenke für e<strong>in</strong>e doketische<br />

Deutung des von Phil 2:7 ausgesprochen: „Die Beschreibung se<strong>in</strong>er<br />

menschlichen Dase<strong>in</strong>sweise en omoiōmati anthrōpōn genomenos kai<br />

schēmati heretheis hōs anthrōpos kl<strong>in</strong>gt durchaus nach Doketismus, wie<br />

dieser eben bei der Übertragung der gnostischen Erlöser-Vorstellung auf<br />

<strong>Jesus</strong> mit e<strong>in</strong>er gewissen Notwendigkeit herauskommt.“ 128 Leider bleibt<br />

er aber den „exegetischen Unterbau“ für se<strong>in</strong>e Behauptung schuldig. 129<br />

Ähnlich wie Knox geht auch Schenke davon aus, dass der Hymnus <strong>in</strong><br />

125 Knox 1942.<br />

126 Knox 1967, S. 32; vgl. Yamauchi 1982, S. 16, A. 33.<br />

127 Pisc 31.7. Vgl. Dialogi mortuorum 10.8, wo der falsche Philoosph se<strong>in</strong> schēma<br />

(emporgezogene Augenbrauen, Bart) ablegen muss, bevor er Charons Nachen besteigen<br />

darf. Das schēma pomenikon Herm vis 5 1:1 ist die Hirtentracht; vgl. zum Ganzen Dibelius<br />

et al. 1937, S. 78.<br />

128 Schenke 1973, S. 219.<br />

129 Schenke 1973, S. 218, A. 30.<br />

© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013

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