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Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik

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Aus verschiedenen Gründen, unter denen das zunehmende Unbehagen<br />

vieler zumal konservativer Theologen an der religionsgeschichtlichen<br />

Forschung sicherlich e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle spielte, bewegte sich die<br />

Forschung etwa seit den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts dann<br />

allerd<strong>in</strong>gs doch wieder <strong>in</strong> die entgegengesetzte Richtung. Die dämonologische<br />

Deutung wurde fallengelassen, die Deutung der „Machthaber“ als<br />

irdische Herrscher wiederentdeckt. Offenbar lagen die Ergebnisse der religionsgeschichtlichen<br />

Forschung e<strong>in</strong>igen Theologen schon zu lange und<br />

schwer im Magen. Bei anderen mag wachsende Sympathie mit e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>erzeit<br />

aktuellen „politischen Theologie“ e<strong>in</strong>e Rolle gespielt haben, für<br />

die man irdische Herrscher besser gebrauchen konnte als himmlische<br />

Geisterwesen. Außerdem war die von Bultmann und der Religionsgeschichtlichen<br />

Schule propagierte These e<strong>in</strong>er „vorchristlichen Gnosis“,<br />

wie wir sahen, <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> die Kritik geraten. Dadurch wurde späteren<br />

Exegeten zunehmend schwerer gemacht, den E<strong>in</strong>fluss gnostischer Vorstellungen<br />

bei Paulus anzuerkennen. Denn wenn es sich bei der Gnosis<br />

erst e<strong>in</strong> Phänomen des 2. Jahrhundert war, bedurfte das Auftauchen gnostischer<br />

Vorstellungen <strong>in</strong> den angeblich aus dem 1. Jahrhundert stammenden<br />

Briefen des Apostels e<strong>in</strong>er plausiblen Erklärung. Wenn man sie nicht<br />

besaß, erschien es <strong>–</strong> wieder nach dem Motto, dass nicht se<strong>in</strong> kann, was<br />

nicht se<strong>in</strong> darf <strong>–</strong> geraten, den gnostischen E<strong>in</strong>fluss bei Paulus überhaupt<br />

zu leugnen und wieder zur früheren Deutung der Archonten als irdischer<br />

Machthaber zurückzukehren. Elliott kann <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em 1994 erschienenen<br />

Buch feststellen: „Earlier scholarship, heavily <strong>in</strong>fluenced by the ‘religiohistorical<br />

school,’ tended to f<strong>in</strong>d 1Cor<strong>in</strong>thians saturated with gnostic motifs;<br />

the ‘rulers of this age’ were set with<strong>in</strong> a gnostic scheme of supernatural<br />

powers through which a ‘redeemer’ would descend to br<strong>in</strong>g salvation.<br />

More recent scholarship has decisively criticized this <strong>in</strong>terpretation,<br />

however, po<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g out that the construct of a pre-Christian gnostic<br />

redeemer myth is a retrojection <strong>in</strong>to the time of Paul of a pattern that<br />

first appears <strong>in</strong> gnostic literature a century or more later (Hervorhebung<br />

von mir), a pattern often dependent on Paul's letters.” 165<br />

Äons) handeln muss; vgl. Sell<strong>in</strong> 1982, S. 84, Anm 52. Da diese dann dieselben se<strong>in</strong><br />

müßten, die den „Herrn der Herrlichkeit“ kreuzigten, hätte sich Paulus 2:5 also dagegen<br />

verwahrt, er predige die Weisheit e<strong>in</strong>es Pontius Pilatus oder Kaiphas oder Herodes…<br />

165 Elliott 1994, S. 111. Zu den Wissenschaftlern, die e<strong>in</strong>e dämonologische Deutung<br />

vertreten, rechnet Thiselton: Everl<strong>in</strong>g (1888) Dibelius (1909), Weiss (1910). Lietzmann<br />

(1933), Dell<strong>in</strong>g (1933), Moffatt (1938), Knox (1939), Her<strong>in</strong>g (1948), Craig (1953),<br />

Bultmann (1952), Wendland (1956), Wilckens (1959), Barren (1968), Conzelmann<br />

(1969), Senft (1979), Merk (1980) und Schrage (1991). <strong>–</strong> Für die Archonten als weltliche<br />

Herrscher plädieren nach Thiselton: J. Schniew<strong>in</strong>d, G. Miller, Carr; He<strong>in</strong>rici (1880),<br />

F<strong>in</strong>dlay (1900), Robertson und Plummer (1911), Parry (1916), Bachmann (1936), Grosheide<br />

(1954), Morris (1958), Munck (1959), Feuillet (1963), Thrall (1965), Bruce<br />

(1971), Miller (1972), Davis (1984), Fee (1987), Strobel (1989), Kistemaker (1993)<br />

© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013

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