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Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik

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57<br />

Detaillierter wird der Kurswechsel von A. Wesley Carr begründet, der<br />

es sich mit se<strong>in</strong>en Publikationen zu diesem Thema offenbar überhaupt<br />

zur Aufgabe gemacht hat, 166 die Ergebnisse religionswissenschaftlicher<br />

Arbeit deutscher Wissenschaftler wie Clemen, Dibelius, Bousset und<br />

Bultmann zu revidieren und am Beispiel verschiedener neutestamentlicher<br />

Stellen zu zeigen, dass der Geister- und Dämonenglaube ganz generell<br />

im frühen Christentum ke<strong>in</strong>en Platz hatte.<br />

Gegen die dämonologische Deutung von 1 Kor 2:8 soll nach Carrs<br />

Auffassung bereits der sprachliche Befund sprechen. Das Wort archontes<br />

(im Plural), begegnet nach Carrs Ansicht im Neuen Testament <strong>in</strong> der Regel<br />

<strong>in</strong> der Bedeutung „politische Herrscher“, besonders im Zusammenhang<br />

mit der Kreuzigung (Luk 23:14, 35; 24:20; Apg 3:17; 4:8, 25;<br />

13:27). Damit besitze der Plural per se ke<strong>in</strong>e dämonologische Bedeutung;<br />

167 außerdem gibt es für Carr ke<strong>in</strong>e Evidenz dafür, dass das Wort<br />

archontes vor dem 2. Jahrhundert überhaupt im S<strong>in</strong>ne von „Dämonen“<br />

gebraucht wurde. 168 Im Übrigen würde Paulus die Archonten auch gar<br />

nicht <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Weise mit denen von Kol 1:16, Eph 6:12 identifizieren.<br />

169 Schließlich fügt Carr noch e<strong>in</strong> weiteres Argument h<strong>in</strong>zu; er bemerkt,<br />

dass archontes tou aiōnos toutou „cannot yet be regarded as a<br />

technical term of gnosticism, s<strong>in</strong>ce Paul is describ<strong>in</strong>g his own message,<br />

not that of his opponents.” 170 Für die bereits von Everl<strong>in</strong>g gestellte Frage,<br />

wie der Verfasser des 1 Kor<strong>in</strong>therbriefs die Schuld am Tode Jesu allen<br />

„Mächten der Weltzeit“ zur Last legen konnte, hat allerd<strong>in</strong>gs auch Carr<br />

ke<strong>in</strong>e Erklärung. Ebenso wenig erhalten wir bei ihm e<strong>in</strong>e plausible Antwort<br />

auf die Frage, welche Veranlassung der Verfasser des 1. Kor<strong>in</strong>therbriefes<br />

gehabt haben sollte, von der „Weisheit“ e<strong>in</strong>es Pilatus, Herodes<br />

oder Kaiphas zu sprechen oder gar anzunehmen, dass diese für die von<br />

ihm angesprochene christliche Geme<strong>in</strong>de irgende<strong>in</strong>en Wert besessen haben<br />

könnte (2:6).<br />

Unter den von Carr vorgebrachten Argumenten ist nicht alles von<br />

gleichem Wert, es f<strong>in</strong>det sich manche „taube Nuss“ darunter, andere Behauptungen<br />

s<strong>in</strong>d schlicht falsch. Darauf brauchen wir nicht weiter e<strong>in</strong>zu-<br />

Lang (1994), Wither<strong>in</strong>gton (1995), Wolf (1996). Hays (1997) und Horsley (1998). Sell<strong>in</strong><br />

1982, S. 83, Anm. 47, bezeichnete die These von Wilckens, es handle sich bei dem<br />

Motiv um e<strong>in</strong>en gnostischen Mythos, als „abwegig“.<br />

166 Carr 1976; Carr 1981; vgl. Thiselton 2000, S. 236.<br />

167 Carr 1976, S. 23.<br />

168 Carr 1976, S. 23-24, 28-30.<br />

169 Gr<strong>in</strong>dheim 2002, S. 694, A. 20.<br />

170 Carr 1976; W<strong>in</strong>k 1989, S. 42.<br />

© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013

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