Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik
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48<br />
Marcioniten war dreigeteilt. Wir werden darauf bei unserem letzten<br />
Punkt zurückkommen.<br />
(8) Bei der Erwähnung der katachthonioi, d.h. derer, die „unter der<br />
Erde s<strong>in</strong>d“, könnte als sich um e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf den Descensus ad<br />
<strong>in</strong>feros handeln. 149 Tatsächlich f<strong>in</strong>det sich das Descensus-Motiv <strong>in</strong> vielen<br />
anderen gnostischen oder nicht-gnostischen Texten, <strong>in</strong> denen der<br />
Unterweltsfahrt des Erlösers breiter Raum gewidmet wird, so dass man<br />
fast von e<strong>in</strong>em festen formgeschichtlichen Topos sprechen könnte. 150 Die<br />
folgenden Sätze aus dem sog. Demutshymnus der Lehre des Silvanus<br />
bieten auch <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>e fasz<strong>in</strong>ierende Parallele, als sie am Anfang<br />
deutlich Anklänge an den Christushymnus des Philipperbriefes (2:7)<br />
enthalten:<br />
„13 Erkenne, wer Christus ist, und mach ihn dir zum Freund!<br />
Denn dieser ist der treue Freund. Er ist auch Gott und der Meister.<br />
Obwohl er Gott ist, wurde er Mensch um de<strong>in</strong>etwillen. Er ist es,<br />
der die eisernen Riegel der Hölle und die bronzenen Bolzen<br />
zerbrach; er ist es, der gewaltsam alle hochmütigen Tyrannen<br />
niederwarf; der von sich die Ketten (des Todes) abwarf, mit<br />
gefesselt war; und die Armen aus dem Abgrund und<br />
die Betrübten aus der Hölle heraufbrachte; der die hochmütigen<br />
Kräfte demütigte und den Hochmütigen durch die Demut<br />
zuschanden machte; der den Starken und den Menschenverächter<br />
durch die Schwachheit niederwarf; der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Verachtung das<br />
verschmähte, was für Ruhm erachtet wird, damit die Demut vor<br />
Gott besonders groß werde; der den Menschen anzog und (doch)<br />
Gott ist, der göttliche Logos; der allzeit den Menschen trägt und<br />
die Demut <strong>in</strong> dem Hochmütigen hervorbr<strong>in</strong>gen wollte.“ 151<br />
Auch auf den Erlösermythos der Marcioniten ist h<strong>in</strong>zuweisen, der uns<br />
von dem schon genannten armenischen Kirchenvater Eznik von Kolb (5.<br />
Jh.) überliefert wurde.<br />
„Auch der gute andere Gott, sagen sie (sc. Die Marcioniten) nun,<br />
welcher im dritten Himmel sitzt, sah, dass so viele Geschlechter<br />
149 Auch hier war Baur 1866, S. 58, e<strong>in</strong>er der ersten, der erkannte, dass „die katachthonioi<br />
wohl noch besonders an die gnostische Idee der Höllenfahrt er<strong>in</strong>nern dürfte“.<br />
Das Descensus ad Inferos-Motiv bei „Paulus“ auch noch Röm 10:6; Eph 4:9.<br />
150 Von besonderer Bedeutung ist Asc Jes 11:19-21 „Und danach wurde der Widersacher<br />
neidisch auf ihn und reizte die K<strong>in</strong>der Israels gegen ihn auf, <strong>in</strong>dem sie nicht wußten,<br />
wer er war, und überlieferten ihn dem Könige und kreuzigten ihn, und er stieg h<strong>in</strong>ab<br />
zum Engel der Unterwelt“; EvBarthol 1:1; ActThom 1:156; OdNor (NHC XI/2)<br />
p.41,1f.; Seneca Herculens Furens 423ff. usw. Vgl. Kroll 1932; Schlier 1929; Knox<br />
1939, S. 222; Peterson 1926, S. 259, A. 2; 262.<br />
151 Silv (NHC VII/4) p.104,1ff. Übersetzung: Schenke 2001.<br />
© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013