Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik
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Gottebenbildlichkeit des Menschen <strong>Jesus</strong> ist also <strong>in</strong> Phil 2,6a mit<br />
Sicherheit nicht die Rede!“ 59<br />
Die von Rissi und anderen vertretene Deutung von Phil 2,6a.b.7a.b auf<br />
den Menschen <strong>Jesus</strong> ist deswegen nicht möglich, weil die nachfolgenden<br />
Verse sich dann nicht mehr s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong>terpretieren lassen. „Es ist nämlich<br />
schlechterd<strong>in</strong>gs absurd, wenn von e<strong>in</strong>er Person, die nie etwas anderes als<br />
e<strong>in</strong> Mensch gewesen ist, ausgesagt wird, sie sei ‚den Menschen gleich<br />
geworden’ und ‚der Ersche<strong>in</strong>ung nach als e<strong>in</strong> Mensch erfunden’<br />
worden.“ 60<br />
Ernster zu nehmen und sehr verbreitet ist die politische Deutung des<br />
Raubmotivs. Sie wird zwar <strong>in</strong> vielen Kommentaren angedeutet, ihre<br />
ausführliche argumentative Ausgestaltung hat sie im deutschen<br />
Sprachgebiet aber erst <strong>in</strong> Samuel Vollenweiders Aufsatz über den<br />
Christushymnus erhalten. 61<br />
Caesar <strong>versus</strong> Christus -<br />
Vollenweiders „politische“ Auslegung<br />
Vollenweider wendet sich dar<strong>in</strong> zunächst gegen die verbreitete<br />
Auffassung, 62 wir hätte, es an dieser Stelle mit e<strong>in</strong>em Idiom zu tun. Er<br />
stellt zu Recht heraus, dass „die Hypothese e<strong>in</strong>es postulierten Idioms …<br />
sich mit zwei schwerwiegenden Problemen konfrontiert“ sieht. Erstens<br />
sei die mit Phil 2:6 vergleichbare Wendung (harpagma + Verb +<br />
doppelter Akkusativ) erst dreihundert Jahre später bezeugt, und zwar <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Liebesroman des Heliodor von Emesa aus dem späten vierten<br />
Jahrhundert. Außerdem werde die Wendung vom Erzähler dort mit<br />
Vorliebe bei durchwegs „günstigen, zu ergreifenden Gelegenheiten für<br />
sex and crime“ benutzt, so dass die Frage, wie das vulgäre Idiom <strong>in</strong> die<br />
gehobene Sprache e<strong>in</strong>es Hymnus gekommen se<strong>in</strong> soll, gänzlich ungeklärt<br />
bleiben muss.<br />
Aber auch die Adamhypothese, deren Vertreter das ‚Se<strong>in</strong> wie Gott’ <strong>in</strong><br />
Gen 3:5 wiederf<strong>in</strong>den, wird von Vollenweider abgelehnt. Er verweist auf<br />
die beiden bekannten „scharfen Klippen“: E<strong>in</strong>erseits verträgt sie sich<br />
nicht mit dem erst <strong>in</strong> V. 7 beschriebenen E<strong>in</strong>gehen <strong>in</strong> die „Ähnlichkeit<br />
59 Hofius 1991, S. 117; dort die nähere Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der Adam-Christus-<br />
These. Zur Kritik an der These vgl. auch noch Habermann 1990, S. 115ff.; Gnilka 1976,<br />
1968, S. 139f.<br />
60 Hofius 1991, S. 116; Habermann 1990, S. 116.<br />
61 Vollenweider 1999.<br />
62 Müller 1988, S. 23, A. 38.<br />
© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013