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Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik

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rechnet werden durften, denen das katargeisthai <strong>in</strong> sicherer und unfehlbarer<br />

Aussicht gestellt werden konnte. Dazu kommt noch, dass sich Pilatus<br />

unter den Repräsentanten der Weisheit (!) dieses Äon seltsam genug<br />

ausnehmen würde.“ 157 Everl<strong>in</strong>g plädierte aus diesen Gründen dafür, die<br />

archontes („Herrscher“) als konkrete Subjekte der von Paulus viel erwähnten<br />

archai zu verstehen (Röm 8:38; 1 Kor 15:24; Eph 1:21; 3:10;<br />

6:12; Kol 1:16, 2:10, 15) und <strong>in</strong> ihnen Engel zu sehen, die wohl Weisheit,<br />

aber eben ke<strong>in</strong>e göttliche, volle Weisheit besäßen. Dass auch diese Geisterwesen<br />

der Vergänglichkeit unterworfen seien, werde durch 1 Kor<br />

15:24 belegt, wo ebenfalls von ihrer endgültigen Vernichtung gesprochen<br />

werde.<br />

Dibelius hat sich der Argumentation se<strong>in</strong>es Vorgängers im Großen<br />

und Ganzen angeschlossen. 158 Sowohl er als auch Everl<strong>in</strong>g standen <strong>in</strong><br />

Opposition zu Baur, der behauptet hatte, die archontes tou aiōnos toutou<br />

(„Herrscher dieses Äons“) seien von dem Apostel „noch <strong>in</strong> unbestimmtem<br />

S<strong>in</strong>ne“ geme<strong>in</strong>t gewesen; erst im Epheser und Kolosserbrief sei dann<br />

daraus „e<strong>in</strong>e übers<strong>in</strong>nliche Macht geworden, und die Bekämpfung und<br />

Besiegung dieser Mächte and Gewalten ist e<strong>in</strong>e auf die sichtbare und unsichtbare<br />

Welt sich beziehende That.“ 159<br />

Baurs schwebende Position muss vor dem H<strong>in</strong>tergrund se<strong>in</strong>er Gesamtkonzeption,<br />

die die Anerkennung der Echtheit von vier paul<strong>in</strong>ischen<br />

Hauptbriefen voraussetzte, verstanden werden. Da Baur die (als übers<strong>in</strong>nliche<br />

Mächte gedeuteten) Archonten an anderer Stelle, z.B. im Kolosserbrief,<br />

als Indiz für gnostischen E<strong>in</strong>fluss und diesen wiederum als<br />

H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e spätere Entstehungszeit betrachtete, hätte er, bei Anerkennung<br />

gnostischen E<strong>in</strong>flusses und konsequenter Anwendung se<strong>in</strong>er<br />

Regel auf den 1. Kor<strong>in</strong>therbrief, auch die Echtheit dieses Briefes <strong>in</strong> Frage<br />

stellen müssen, was se<strong>in</strong>er historischen Konzeption dann die letzte<br />

Grundlage genommen (und die Unterscheide zwischen Baur und Bauer<br />

vollends verwischt) hätte.<br />

Auch für Bousset konnte es als gesichert gelten, „dass unter den Herrschern<br />

dieser Welt (dieses Weltalters) nicht heidnische Obrigkeiten zu<br />

verstehen s<strong>in</strong>d. Was hätte es denn für e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, wenn Paulus betonte,<br />

dass gerade den weltlichen Obrigkeiten die göttliche Weisheit verborgen<br />

geblieben, und weshalb würde noch besonders gesagt, dass diese Obrigkeiten<br />

dem Untergang geweiht seien? Es s<strong>in</strong>d vielmehr“, wie Bousset unter<br />

Verweis mit Verweis auf Gal 4:1-3.8-11; Kol 2:8-23 feststellt, „mächtige,<br />

halbgöttliche Engelwesen, <strong>in</strong> deren Händen (nach dem pessimisti-<br />

157 Everl<strong>in</strong>g 1888, S. 12.<br />

158 Dibelius 1909, S. 89.<br />

159 Baur 1864, S. 262.<br />

© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013

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