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Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik

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mich selbst me<strong>in</strong>en [Brüdern] offenbare. Und niemand von ihnen<br />

erkannte mich, [obwohl] ich es b<strong>in</strong>, der <strong>in</strong> ihnen wirkt, sondern [sie<br />

dachten], dass das All [durch sie] geschaffen wäre, da sie unwissend<br />

s<strong>in</strong>d; sie kennen (nämlich) [ihre] Wurzel nicht, den Ort, <strong>in</strong> dem sie<br />

aufgewachsen s<strong>in</strong>d ... Ich, ich habe <strong>Jesus</strong> angezogen. Ich trug ihn von<br />

dem verfluchten Holz weg und setzte ihn <strong>in</strong> die Wohnorte se<strong>in</strong>es<br />

Vaters.“ 134<br />

Die Parallele zu Phil 2:7 ist offenkundig <strong>–</strong> e<strong>in</strong>e Abhängigkeit ist<br />

nirgendwo erkennbar und wird, soweit ich weiß, von niemandem<br />

behauptet. Wie der Verfasser des Christushymnus kann auch derjenige<br />

dieses christlich überarbeiteten gnostischen Textes mit Blick auf die<br />

„Menschwerdung“ des Erlösers sagen, dieser sei „<strong>in</strong> der Gleichheit der<br />

menschlichen Gestalt bzw. des menschlichen Bildes erschienen. Dass der<br />

Ausdruck ⲉⲓⲛⲉ für ihn dabei ke<strong>in</strong>eswegs irgendwelche Vorstellungen<br />

e<strong>in</strong>er vollen Menschwerdung im orthodoxen S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>schließt, geht u.a.<br />

deutlich aus dem „als ob“ von Protennoia (NHC XIII/1) 49.15ff. hervor<br />

„... unter den Engeln offenbarte ich mich <strong>in</strong> ihrer Gestalt; und den<br />

Kräften, als ob ich e<strong>in</strong>e von ihnen sei; unter den Söhnen der Menschen<br />

aber, als ob ich e<strong>in</strong> Sohn des Menschen sei <strong>–</strong> obgleich ich doch existiere<br />

als Vater von e<strong>in</strong>em jeden.“ „Menschwerdung also im S<strong>in</strong>ne des ‚als<br />

ob’“ 135 <strong>–</strong> m.a.W. Doketismus <strong>–</strong> der sich mit der an Phil 2:7 er<strong>in</strong>nernden<br />

Formulierung offenbar nicht nur bestens verträgt, sondern vermutlich<br />

sogar dessen adäquater Ausdruck ist <strong>–</strong> wie bei dem Verfasser des<br />

Christushymnus.<br />

(6) Phil 2:9f gilt als Peripetie des Christushymnus. Auf den Descensus<br />

und den Tod des Gottessohnes folgt se<strong>in</strong>e Erhöhung. Von Gott erhält er<br />

den Namen (to onoma), „der über alle Namen ist“, „dass sich <strong>in</strong> dem<br />

Namen Jesu beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf<br />

Erden und unter der Erde s<strong>in</strong>d und alle Zungen bekennen sollen, dass<br />

<strong>Jesus</strong> Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.“ 136<br />

Wie lautet der Name, den der Erhöhte von Gott empfängt? Heute gilt<br />

weith<strong>in</strong> als ausgemacht, dass wir bei dem Namen, „der über alle Namen“<br />

ist, an den Kyrios-Titel zu denken haben. „Dieser jetzt verliehene Name“,<br />

so Gnilka, kann „natürlich nur der Kyriosname se<strong>in</strong>“. 137 Ähnlich Hofius:<br />

„Gott hat dem Erhöhten ‚den Namen über alle Namen’, d. h. se<strong>in</strong>en<br />

eigenen Namen geschenkt. Denn der Ausdruck ‚der Name über alle<br />

Namen’ ist als e<strong>in</strong>e Umschreibung des hochheiligen Gottesnamens, d. h.<br />

als e<strong>in</strong>e mit ‚Kyrios’ gleichwertige Wiedergabe des Tetragramms zu<br />

134 Protennoia (NHC XIII 1) p. 47,10ff.; Übersetzung Lüdemann 1997.<br />

135 Weiß 2008, S. 383.<br />

136 Müller 1988, S. 39; Hofius 1991, S. 27.<br />

137 Gnilka 1976, 1968, S. 125.<br />

© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013

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