Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik
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schen Glauben des Spätjudentums) zum Teil wenigstens das Regiment<br />
über die gegenwärtige Welt liegt.“ 160<br />
Ebenso sah Bultmann supranaturale Machthaber <strong>in</strong> den „Herrschern<br />
dieser Weltzeit“ am Werk und fand die „Vorstellung, dass die ‚Herrscher<br />
dieser Weltzeit’ <strong>Jesus</strong> gekreuzigt haben, weil sie ihn, den vom Himmel<br />
gesandten Gottessohn, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Verkleidung als Mensch, nicht erkannt<br />
hatten (1. Kor. 2, 6-8)“ „ganz gnostisch“. 161 Bultmanns E<strong>in</strong>fluss auf die<br />
folgende Exegetengeneration war, wie man weiß, immens. Se<strong>in</strong>e Interpretation<br />
und die der Religionsgeschichtlichen Schule lebte noch lange <strong>in</strong><br />
den Kommentaren fort <strong>–</strong> selbst <strong>in</strong> dem eher konservativen, für Pfarrer,<br />
Lehrer und Geme<strong>in</strong>demitarbeiter bestimmten NTD, freilich ohne dass<br />
dort das Wort „gnostisch“ fiele. Wendland spricht lediglich von „Geistermächten“,<br />
die den Kosmos <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en verschiedenen Bezirken verwalten<br />
und die den Heilsplan Gottes nicht gekannt haben. „Hätten sie ihn<br />
gekannt, sie hätten sich gehütet, Christus zu kreuzigen, vielmehr alles getan,<br />
dies zu verh<strong>in</strong>dern, da ja der Kreuzestod Christi der Weg Gottes zu<br />
ihrer eigenen Vernichtung und zur Erlösung der Welt von ihrer Herrschaft<br />
war.“ 162<br />
Der Nag Hammadi-Fund von gnostischen Orig<strong>in</strong>altexten und e<strong>in</strong>e<br />
verbesserte Kenntnis des gnostischen Erlöser-Mythos ließen den letzten<br />
Zweifel am gnostischen Charakter des <strong>in</strong> 1 Kor 2:8 verwendeten Topos<br />
schw<strong>in</strong>den. Für den Schenke ist „der Satz I Kor 2,8 … nur zu verstehen<br />
als e<strong>in</strong> aus se<strong>in</strong>em eigentlichen christologischen Kontext herausgelöster<br />
Topos e<strong>in</strong>er ganz speziellen Ausformung e<strong>in</strong>er schon christlichgnostischen<br />
Erlöser-Vorstellung.“ Schenke macht auf e<strong>in</strong>e auffallende<br />
Parallele des Topos <strong>in</strong> der gnostischen Schrift „Der Gedanke der großen<br />
Kraft“ aus NHC VI (p. 41,13-42,21) aufmerksam: „Der spr<strong>in</strong>gende Punkt<br />
unseres Topos ist, dass der Tod des wahrhaft Lebendigen notwendig zum<br />
Tod des Todes und se<strong>in</strong>er Archonten selbst wird. Der vom Tod verschlungene<br />
wahrhaft Lebendige ist für ihn das Gift, an dem er stirbt.“ 163<br />
Die exegetisch-religionsgeschichtliche Untersuchung des 1. Kor<strong>in</strong>therbriefs<br />
über „Weisheit und Torheit“ von U. Wilckens bildete schon zu<br />
se<strong>in</strong>er Zeit e<strong>in</strong>e Art Summe der Ergebnisse der religionsgeschichtlichen<br />
Arbeit zu diesem Thema. 164<br />
160 Bousset 1917, S. 85.<br />
161 Bultmann, Lattke 1984, S. Bd. 4, 87.<br />
162 Wendland 1963, S. 24.<br />
163 Schenke 1973, S. 220.<br />
164 Wilckens 1959, 1959 <strong>–</strong> Wilckens hat se<strong>in</strong>e Thesen unverständlicherweise später<br />
wieder revidiert, siehe Wilckens 1979, S. 508ff.. Nun ergibt sich für ihn aus der Synonymität<br />
von „Weisheit dieses Äons“ (2:6) und „Weisheit der Menschen“ (2:5), dass es<br />
sich bei den Herrschern dieses Äons um Menschen (als Vertreter der Weisheit dieses<br />
© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013