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Jesus versus Jaldabaoth – Gnostische Elemente in ... - Radikalkritik

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dass das doulos durch das anthropos erläutert wird. Mit anderen Worten:<br />

Menschse<strong>in</strong> wird als e<strong>in</strong> Dase<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Versklavung gesehen. Das aber<br />

entspricht wiederum voll und ganz dem Dase<strong>in</strong>sverständnis der Gnosis.<br />

Der Gedanke der Knechtschaft <strong>in</strong> der Welt als Folge der Herrschaft des<br />

Demiurgen und se<strong>in</strong>er Äonen sowie der Unwissenheit hat dort se<strong>in</strong>en festen<br />

Platz. 107<br />

Auch Erniedrigungs- und das Gehorsamsmotiv (2:8) gehören hierher.<br />

Nach Gnilka geht es dabei um „das gehorsame E<strong>in</strong>gehen auf die<br />

Verfasstheit der irdisch-kont<strong>in</strong>genten Existenz“. 108 Gnilka glaubt sich zu<br />

se<strong>in</strong>er Deutung aufgrund e<strong>in</strong>iger philonischen Stellen berechtigt, die von<br />

der „gehorsamen Anerkenntnis der Verfasstheit des im Grunde<br />

genommen nichtigen menschlichen Dase<strong>in</strong>s“ handeln. 109 Doch die<br />

gehorsame Fügung <strong>in</strong> das Unvermeidliche der irdisch nichtigen<br />

Menschenexistenz und die gehorsame Entscheidung zur Annahme eben<br />

dieser Existenz durch den präexistenten Gottessohn liegen auf ganz<br />

unterschiedlicher Ebene. Strecker denkt als „Assoziationsh<strong>in</strong>tergrund“<br />

„an die real existierende Sklaverei der damaligen Gesellschaft“; 110 er hält<br />

die „hellenistische Vorstellung von der Verknechtung des Menschen<br />

unter kosmische Mächte … vom Text her nicht angezeigt“. Streckers<br />

Ausführungen über das antike Sklavendase<strong>in</strong> <strong>–</strong> ganz <strong>in</strong> den Spuren von<br />

Max Maurenbrecher <strong>–</strong> dürften allerd<strong>in</strong>gs völlig am Text vorbeigehen.<br />

Die soziologische Kategorie des Sklavendase<strong>in</strong>s hat <strong>in</strong> der irdischen<br />

Existenz des Gottessohnes ke<strong>in</strong>en Anhaltspunkt. Strecker sche<strong>in</strong>t<br />

Christus mit Spartakus zu verwechseln. 111 Die von ihm grundlos<br />

verworfene religionsgeschichtliche Deutung trifft (immer noch) den<br />

entscheidenden Punkt. Schenke hat auch diesmal richtig gesehen. Für ihn<br />

gehören Knecht-Se<strong>in</strong>, Erniedrigung und Gehorsam zusammen. „Dann<br />

aber muss man fragen, nicht nur, wessen Sklave er (Christus) wird,<br />

sondern auch, vor wem er sich eigentlich demütig und gehorsam wird<br />

und ob diese drei Ausdrücke nicht denselben Bezugspunkt haben. Kann<br />

man nicht, ja muss man nicht verstehen bzw. wenigstens als ursprünglich<br />

geme<strong>in</strong>t ansehen: Er wurde zum Sklaven der widergöttlichen Mächte, er<br />

demütigte sich vor ihnen, er wurde ihnen gehorsam <strong>–</strong> das entspräche dem<br />

gnostischen Motiv, dass der Erlöser aus List den Archonten zunächst<br />

107 Vgl. Gnilka 1976, 1968, S. 120; EV (NHC I/3) p. 24,21ff.; EvPhil 123 (NHC II/3);<br />

ApcAd (NHC V/5) p. 65,20f; 72,20; AuthLog (NHC VI/3) p. 30,20; 2LogSeth (NHC<br />

VII/2) p. 64,1f. (Nahrungsgebote); ApcPt (NHC VII/3) p. 78,10ff.; ExVal (NHC XI/2)<br />

p. 29,19; 42,20.<br />

108 Gnilka 1976, 1968, S. 123.<br />

109 Her 29; 1:1 Congr 107; Post 136.<br />

110 Strecker 1999, S. 154; vgl. Moule 1970, S. 268.<br />

111 Vgl. schon Dibelius et al. 1937, S. 74: Selbstverständlich hat doulos ke<strong>in</strong>e soziologische<br />

Bedeutung, als ob <strong>Jesus</strong> Slave wäre; se<strong>in</strong> Sklaventum ist se<strong>in</strong>e Menschheit.“<br />

© Hermann Deter<strong>in</strong>g <strong>–</strong> www.radikalkritik.de 2013

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