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Strafzumessung und Verteidigerstrategie - Ferner & Kollegen

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bewusstlosen S. bei Außentemperaturen um den Gefrierpunkt am<br />

Tatort liegen ließen.<br />

3.6.1. Der Gr<strong>und</strong>satz der bisherigen Rechtsprechung in Fällen<br />

der Verbringung:<br />

„In Fällen, in denen ein Insasse des Kraftfahrzeugs an eine einsame<br />

Stelle gelockt, dort zum Aussteigen veranlasst <strong>und</strong> unter Ausnutzung<br />

eines solchen Erfolges der Beförderung alsbald überfallen werden<br />

soll, realisieren sich die aus dem Kraftfahrzeugverkehr ergebende<br />

Gefahr der von § 316a StGB erfassten Art.“<br />

An dieser Rechtsprechung hält der BGH nicht länger fest. Der BGH<br />

erachtet<br />

• auch im Hinblick auf die Änderung des § 316a StGB durch das<br />

6. StrRG 1<br />

• eine enger als bisher am Schutzzweck <strong>und</strong> den einzelnen<br />

Tatbestandsmerkmalen des § 316a StGB orientierte<br />

Auslegung für geboten.<br />

Danach setzt der Tatbestand des § 316a StGB nach seinem Wortlaut<br />

eine zeitliche Verknüpfung dergestalt voraus, dass im Tatzeitpunkt ,<br />

d.h. bei Verüben des Angriffs, das Tatopfer (noch) „Führer“ oder<br />

„Mitfahrer“ eines Kraftfahrzeugs ist. Daran fehlt es hier: Solange der<br />

Geschädigte Mitfahrer war, haben die Angeklagten K. <strong>und</strong> R. ihn<br />

nicht angegriffen; als die Täter nach dem Aussteigen aus dem Pkw<br />

mit dem räuberischen Überfall begannen, war der Geschädigte aber<br />

nicht mehr Mitfahrer.<br />

Der Geschädigte S. war, als er von den Angeklagten unter<br />

Verdeckung ihrer räuberischen Absicht veranlasst wurde, im Pkw<br />

mitzufahren, nach Antritt der Fahrt Mitfahrer im Sinne des § 316a<br />

StGB <strong>und</strong> damit gr<strong>und</strong>sätzlich taugliches Tatopfer eines räuberischen<br />

Angriffs auf Kraftfahrer. Solange er sich im Fahrzeug befand, haben<br />

die Angeklagten aber keinen tatbestandsmäßigen Angriff auf ihn<br />

verübt. In Betracht käme hier allein ein Angriff auf seine<br />

Entschlussfreiheit. Für einen solchen Angriff fehlt es aber an den<br />

begrifflichen Voraussetzungen:<br />

3.6.2. Der Angriff auf die Entschlussfreiheit<br />

Einen Angriff auf die Entschlussfreiheit des Opfers verübt, wer in<br />

feindseliger Absicht auf dieses Rechtsgut einwirkt. Ausreichend, aber<br />

auch erforderlich ist eine gegen die Entschlussfreiheit gerichtete<br />

Handlung, sofern das Opfer jedenfalls deren objektiven<br />

Nötigungscharakter wahrnimmt; die feindliche Willensrichtung des<br />

Täters braucht das Opfer dagegen nicht erkannt zu haben. 2 Danach<br />

1 BGBl 1998 I, 164<br />

2 BGH, Urteil vom 20.11.03 – 4 StR 150/03.

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