Strafzumessung und Verteidigerstrategie - Ferner & Kollegen

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4.10 Sonstige Zumessungstatsachen
Die Aufzählung des § 46 Abs. 2 StGB ist nicht erschöpfend,
zahlreiche anderen Umstände können vom Tatrichter berücksichtigt
werden. Strafmildernd sind z. B.
‣ besondere Strafempfindlichkeit und Haftempfindlichkeit, die
z.B. durch eine Haftpsychose zum Ausdruck kommt 1
‣ nur noch kurze Lebenserwartung 2
‣ hohes Alter 3 , Erkrankungen 4 .
‣ berufliche obligatorische Disziplinarmaßnahmen 5
‣ Mitverschuldens des Geschädigten 6 , dies kann z. B. der Fall
sein, wenn der verletzte bzw. getötete Beifahrer mitgezecht
hat und die Alkoholisierung des Fahrers kennt 7 , das Moped
des Geschädigten hinten nicht beleuchtet war 8 , oder der
Mitfahrer zum Trinken aufgefordert hat 9
‣ Es wird strafmildernd berücksichtigt, dass zwischen dem
Angeklagten und der Geschädigten vor der Vergewaltigung
eine länger andauernde intime Beziehung bestanden hat. 10
‣ auch sehr langsames Trinken und entsprechend niedrige BAK
wirkt sich strafmindernd aus 11
‣ überlange Verfahrensdauer 12 und Verfahrensverzögerungen
13 .
Auch berufliche Konsequenzen sind bei der Strafzumessung zu
beachten und strafmildernd zu werten z. B. Verlust des
Arbeitsplatzes oder erhebliche Nachteile 14 und Verlust der sozialen
Stellung 15 .
1 BGH StV 84, 15
2 BGH StV 87,101
3 BGH StV 91, 206
4 BGH StV 91, 207, BGH NStZ 91, 527
5 BGH NStZ 82,507
6 BGH DAR 56, 78; BGH VRS 23, 438
7 BGH NZV 89, 400
8 BGH DAR 56, 78
9 BGH DAR 64, 22
10 BGH, Beschluss v. 15. 4. 2003 – 3 StR 91/03; vgl. auch BGH StV 1998, 76
11 OLG Hamburg VerkMitt 69, 29
12 BVerfG StV 93,352
13 BGH NStZ 99, 181
14 BGH NStZ-RR 98,205
15 Detter StraFo 97, 195