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DAYLIGHT & ARCHITECTURE - Grado Zero Espace Srl

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INTERVIEW MIT<br />

GONZALO<br />

PARDO<br />

Gonzalo Pardo lebt und arbeitet in<br />

Madrid, wo er an seinem Abschlussprojekt<br />

an der Escuela Tecnica Superior<br />

de Arquitectura de Madrid<br />

(ETSAM) arbeitet. Darüber hinaus<br />

lehrt er, finanziert durch ein zweijähriges<br />

Stipendium, an der ETSAM und<br />

arbeitet an Wettbewerben und eigenen<br />

Projekten.<br />

D&A Was haben Ihnen die Kultur, in<br />

der Sie aufgewachsen sind, und Ihre<br />

Ausbildung zum Architekten über<br />

Licht vermittelt?<br />

GP Wenn man in einem Land wie<br />

Spanien aufwächst, erlangt man ein<br />

‚Bewusstsein‘ für das Licht, das heißt,<br />

man nimmt wahr, wie es sich verändert.<br />

Im Laufe des Jahres, der Jahreszeiten<br />

und selbst der einzelnen<br />

Tage bleibt das Licht niemals gleich.<br />

Darüber hinaus vermitteln einem die<br />

Professoren an der Hochschule das<br />

Wissen darüber, wie man mit Licht<br />

arbeitet und seine Potenziale nutzt.<br />

Das bedeutet nicht nur, das Licht bei<br />

Entwürfen zu berücksichtigen, sondern<br />

auch, es als Einflussgröße zu<br />

betrachten, die ein ganzes Gebäude<br />

organisieren kann. Dies ist wirklich<br />

eine Herausforderung.<br />

D&A Welche Eigenschaften des<br />

Lichts sind für Sie derzeit besonders<br />

von Interesse?<br />

GP Zur Zeit interessiere ich mich<br />

dafür, mit Licht als einem Material<br />

wie Stein oder Beton zu arbeiten<br />

und seine Möglichkeiten zu erforschen.<br />

Ich denke, dass die Lichteigenschaften<br />

in jedem Projekt die<br />

Wahrnehmung des Orts durch eine<br />

Vielfalt gegensätzlicher räumlicher<br />

Eigenschaften verändern sollten,<br />

das heißt durch Kontraste wie dunkel<br />

und hell, öffentlich und privat,<br />

offen und geschlossen, innen und<br />

außen, oben und unten oder leicht<br />

und schwer.<br />

D&A Wie werden sich die Art, wie<br />

Menschen Licht nutzen, und das<br />

Verhältnis zwischen Tageslicht und<br />

künstlichem Licht im 21. Jahrhundert<br />

verändern?<br />

GP Ich glaube, dass künstliches<br />

Licht und Tageslicht zur Zeit gleich<br />

wichtig sind. Neue Technologien erlauben<br />

es, auch mit künstlichen Systemen<br />

Tageslichtatmosphären zu<br />

erzeugen. Das ist wichtig, da diese<br />

Entwicklung in der Zukunft die Form<br />

von Gebäuden verändern und neue<br />

Arten von Raumprogrammen hervorbringen<br />

kann.<br />

D&A In Ihrem Projekt für den Internationalen<br />

VELUX Award haben Sie<br />

ein architektonisches ‚Feld‘ mit unterschiedlichen<br />

Raum- und Lichtsituationen<br />

entworfen. Beobachten Sie<br />

in der Architektur derzeit eine Tendenz<br />

zu vielfältigeren, nicht standardisierten<br />

Lichtlösungen? Und auf<br />

welche Aspekte bezieht sich diese<br />

neue Vielfalt?<br />

GP Mein Projekt ‚Leseplatz im Wald‘<br />

und die Forschungen, die ich im Vorfeld<br />

angestellt habe, konzentrieren<br />

sich auf die Erzeugung von Komplexität,<br />

sowohl bezüglich des Raums als<br />

auch des Lichts. Der ‚Leseplatz‘ ist<br />

ein dreidimensionales Netzwerk und<br />

kein Gebäude. Daher habe ich mich bei<br />

der Entwurfsarbeit ganz darauf konzentriert,<br />

dieses Netzwerk anhand<br />

verschiedener Arbeitsmodelle zu gestalten.<br />

In diesem Prozess waren Organisationsstrukturen<br />

wichtiger als<br />

formale Aspekte. Die verschiedenen<br />

Strukturen haben durch die Arbeit<br />

mit Licht eine Vielfalt von Formen,<br />

Farben und Proportionen an einem<br />

einzigen Tag hervorgebracht. Meiner<br />

Meinung nach sollten lediglich<br />

Konzepte bestehen bleiben: Die Anziehungskraft<br />

der Architektur liegt<br />

in der Fähigkeit, einer Idee, die zunächst<br />

mit Konzepten und nicht mit<br />

Formen verbunden ist, verschiedene<br />

formale Ausprägungen zu geben. Die<br />

Herausforderung in meinem Projekt<br />

bestand darin, etwas aus dem Material<br />

‚Licht‘ zu erschaffen.<br />

D&A Nicht nur Licht, sondern auch<br />

das Gleichgewicht zwischen Licht<br />

und Schatten spielt eine große Rolle<br />

in Ihrem Projekt. Inwiefern wurzelt<br />

dies in Ihren persönlichen Erfahrungen?<br />

GP Ich glaube, dass das Konzept von<br />

Licht nicht nur Licht bedeutet, sondern<br />

auch mit anderen Begriffen wie Schatten,<br />

Texturen, Reflektionen, kraftvoll,<br />

statisch, farbig und so weiter verbunden<br />

ist. In meinem Wettbewerbsprojekt<br />

habe ich viel mit dem Kontrast<br />

zwischen Licht und Schatten gearbeitet.<br />

Das Thema Licht hat mir ermöglicht,<br />

mir ein System von abstrakten<br />

Regeln vorzustellen, das die Entscheidungen<br />

und Aktionen im gesamten Gestaltungsprozess<br />

regelt. Das Ergebnis<br />

war ein Raum voll unterschiedlicher<br />

Lichter und unterschiedlicher Wahrnehmungen:<br />

Ein Ort zum Lesen, des<br />

Lichts und der Wahrnehmung ...<br />

D&A Kengo Kuma, ein Mitglied der<br />

Jury, hat in einem Interview gesagt:<br />

„Material und natürliches Licht sind<br />

das Gleiche.“ Würden Sie dem zustimmen,<br />

und welche Konsequenzen<br />

hat diese Betrachtungsweise für Ihre<br />

eigene Arbeit?<br />

GP Ich stimme dem vollkommen zu.<br />

In meinem Projekt habe ich mit Materialien<br />

und Tageslicht gearbeitet<br />

und dabei den Raum benutzt, den ein<br />

Baum um sich herum erzeugt, sein<br />

‚Feld‘. Ein Baum bietet, besonders als<br />

Teil einer Baumgruppe, die Privatsphäre,<br />

die der Akt des Lesens erfordert.<br />

Eine enge Beziehung zwischen<br />

der Person, dem Buch und der Umgebung<br />

entsteht. Das Ergebnis ist eine<br />

neue, kontinuierliche Landschaft voller<br />

Lichtsäulen, die den Raum organisieren.<br />

Diese Säulen haben einen<br />

Einfluss auf das Spiel des ‚Sehen und<br />

nicht gesehen werden‘ und bieten dadurch<br />

Spielräume für die Individualität,<br />

die das Lesen voraussetzt.<br />

112 D&A FRÜHJAHR 2007 AUSGABE 05

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