DAYLIGHT & ARCHITECTURE - Grado Zero Espace Srl
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12<br />
Steven<br />
Scott<br />
Steven Scott, Jahrgang 1955, lebt<br />
und arbeitet in Kopenhagen. Er begann<br />
seine Karriere als Lichtgestalter<br />
für Theaterbühnen in ganz Europa.<br />
Seit 1997 stellt er seine Arbeiten<br />
regelmäßig in europäischen Galerien<br />
aus. Steven Scott wird von der<br />
Galleri Weinberger in Kopenhagen<br />
und der Galerie König in Frankfurt<br />
vertreten. Seine Lichtkunstwerke<br />
wurden in öffentliche Sammlungen<br />
in Österreich, Dänemark, Deutschland,<br />
Holland und Großbritannien<br />
aufgenommen. 2006 erschien das<br />
Buch ‘Seventy Seven’ über seine<br />
Lichtinstallation in der Deloitte-<br />
Hauptverwaltung in Kopenhagen.<br />
www.stevenscott.dk<br />
Mr. Scott, was haben die Kultur, in der Sie aufgewachsen<br />
sind, und Ihre Ausbildung Ihnen über das<br />
Thema Licht vermittelt?<br />
Inwieweit hat sich Ihre Vorstellung von Licht im<br />
Laufe Ihrer Karriere verändert?<br />
Sie haben oft in Theatern gearbeitet, die hinsichtlich<br />
der Beleuchtung eigentlich ‚black boxes‘ sind.<br />
Was war Ihre größte Herausforderung, als Sie aus<br />
dem Dunkeln heraustraten und begannen, an Orten<br />
mit Umgebungs- und Tageslicht zu arbeiten?<br />
Farben spielen eine große Rolle in Ihren Arbeiten,<br />
und doch sind die Fähigkeiten des Menschen, Farben<br />
zu unterscheiden, begrenzt. Kann diese Fähigkeit<br />
geschult oder verbessert werden, wenn man<br />
oft mit farbigem Licht arbeitet?<br />
Ich bin im Zentrum von London aufgewachsen, und meine Gedanken über das<br />
Licht waren immer mit der sich verändernden Skyline der Stadt und den Farben<br />
ihres Himmels verbunden. Als ich ungefähr zehn Jahre alt war, nahm mich<br />
mein Vater, der beim Theater arbeitete, mit hinter die Bühne. Ich war von der<br />
Atmosphäre fasziniert, die in dieser illusionären Welt erschaffen wurde, und<br />
ich denke, mein Gespür für die beiden Welten des Realen und des Un-Realen<br />
haben sich in dieser Zeit entwickelt.<br />
Meine frühe Arbeit im Theater am Royal Court und in den Riverside Studios hat<br />
meine Arbeitsweise und meinen Werdegang enorm beeinflusst. Die Lichtgestalter<br />
jener Zeit, wie etwa Andy Phillips oder Rory Dempster, arbeiteten viel<br />
mit der Intensität von Lampentemperaturen, um Farben zu erzeugen: Niedrige<br />
Temperaturen ergaben ein warmes, hohe Temperaturen ein eher kühles Licht.<br />
Nur wenige Farbfilter wurden dabei benutzt. Die sparsame Verwendung von<br />
Farben und die gleichzeitige Vielzahl wahrgenommener Farbtöne waren ein<br />
Auslöser für meine weiteren Experimente mit diesem Thema. Die Regisseure<br />
und Lichtgestalter im Royal Court führten seinerzeit eine Tradition fort, die von<br />
George Devine über die Motleys bis zum großen Edward Gordon Craig Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts reichte. Obwohl ich Craigs Arbeit nur aus alten Drucken<br />
kannte, konnte ich erkennen, dass er den Raum mit Licht formte. Die Werte<br />
von Licht, Raum und Form haben mich seitdem immer begleitet.<br />
Meinen ersten Schritt habe ich bereits im Theater gemacht, als ich bei Freilichtveranstaltungen<br />
arbeitete. Die meisten Vorstellungen begannen bei Anbruch<br />
der Dunkelheit, und dies wurde als massives Problem betrachtet, da die<br />
Bühne in diesem Fall keine ‚black box‘ war und die Kontrolle der Beleuchtung<br />
dementsprechend schwer fiel. Ich habe schnell erkannt, dass die untergehende<br />
Sonne einen Teil der Lichtszenerie der Vorstellung bildete. Die Langsamkeit der<br />
ersten Ausblendung (des Sonnenuntergangs) und die Art und Weise, wie sich<br />
die Augen allmählich an die Dunkelheit und das künstliche Licht gewöhnten,<br />
habe ich sehr intensiv erfahren. Diese frühen Erfahrungen im Theater haben<br />
mir bei meinen Experimenten geholfen, die in Kunstwerke für Galerien und später<br />
auch für die Architektur und Landschaftsgestaltung mündeten.<br />
Ich bin mir nicht sicher, ob die Farbwahrnehmung eines Menschen jemals mit der<br />
eines anderen übereinstimmt, obwohl wir natürlich Tabellen und Definitionen<br />
von spezifischen Farben haben. Das ist eine Wissenschaft für sich.<br />
Als Künstler arbeite ich mit Farben im Licht, die sich konstant verändern<br />
und die zudem von der Oberfläche und Textur beeinflusst werden, auf die das<br />
Licht fällt. Wenn sich das Umgebungslicht also konstant verändert, wird die<br />
Art, wie wir sehen, in mehrfacher Weise komplett transformiert. Die Oberfläche<br />
beeinflusst die Farbe, die Textur beeinflusst die Farbe und das Umgebungslicht<br />
beeinflusst natürlich die Arbeit im Ganzen. Ich habe gelernt, dieses<br />
sich ändernde Umgebungslicht zu akzeptieren, so dass es meinen sich ständig<br />
verändernden Arbeiten eine neue Qualität verleiht. Meine Arbeiten werden<br />
nie mehrmals auf die exakt gleiche Weise wahrgenommen. In sich selbst verändern<br />
sie sich nur innerhalb vorbestimmter Rahmenbedingungen, aber sie<br />
werden in einem sich stets verändernden Umfeld betrachtet. Ich gebe die Kontrolle<br />
ab und lasse diese Veränderung Teil der Arbeit werden.<br />
62 D&A FRÜHJAHR 2007 AUSGABE 05