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DAYLIGHT & ARCHITECTURE - Grado Zero Espace Srl

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10<br />

Kengo<br />

Kuma<br />

Kengo Kuma wurde 1954 in der<br />

japanischen Präfektur Kanagawa<br />

geboren. 1979 schloss er sein Architekturstudium<br />

an der Universität in<br />

Tokio ab. Nach einem Graduiertenstipendium<br />

an der Columbia University<br />

gründete er 1987 das Büro Spatial<br />

Design Studio und 1990 sein heutiges<br />

Büro Kengo Kuma & Associates.<br />

Von 1998 bis 1999 lehrte er an der Fakultät<br />

für Umweltinformationen und<br />

seit 2001 an der Fakultät für Wissenschaft<br />

und Technologie der Keio Universität<br />

in Tokio. www.kkaa.co.jp<br />

Herr Kuma, was hat Ihnen die Kultur in der Sie<br />

aufgewachsen sind, über Licht vermittelt?<br />

Inwieweit hat sich Ihre Auffassung von Licht im<br />

Laufe der Jahre verändert<br />

In seinem Buch ‚Lob des Schattens‘ erläutert Junichiro<br />

Tanizaki die kulturellen Unterschiede im<br />

Bezug auf Licht und seine Wechselwirkungen mit<br />

Oberflächen, die zwischen der traditionellen japanischen<br />

und modernen westlichen Kulturen bestanden.<br />

In welcher dieser Kulturen sehen Sie Ihre<br />

eigene Arbeit verankert?<br />

Sie haben mehrfach gesagt, dass auf das 20. Jahrhundert,<br />

das in der Architektur ein ‚Jahrhundert<br />

der Form‘ gewesen sei, nun das 21. Jahrhundert als<br />

‚Jahrhundert des Lichts‘ folge. Was bestärkt Sie in<br />

dieser Überzeugung?<br />

Das Haus, in dem ich geboren und aufgewachsen bin, lag in einem Vorort von<br />

Yokohama. Es war ein kleines Holzhaus aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg und<br />

hatte eine ganz andere Architektur als das Haus meines Freundes, das in den<br />

60er-Jahren gebaut worden war. Es hatte ein langes Vordach, die Fensterrahmen<br />

waren aus Holz und vor den Glasfenstern waren auf der Innenseite Schiebetüren<br />

aus japanischem Papier. Es gab zwar nur ein Zimmer, das mit Tatami<br />

(Reisstrohmatten) ausgelegt war, aber es war das Zimmer, das mir am besten<br />

gefiel. Auf diesen Tatami zu sitzen und mit meinen Bauklötzen zu spielen, während<br />

das warme Licht der Abendsonne, das durch die Schiebetüren drang, auf<br />

mich fiel, waren für mich glückliche Stunden.<br />

Die Architektur, die man uns an der Universität lehrte, basierte auf Beton, Eisen<br />

und Glas und war damit ganz anders als die meines Zuhauses. Auch über die<br />

Handhabung von Licht habe ich an der Universität nichts gelernt. Wie wichtig<br />

das Verhältnis von Architektur und Licht ist, wurde mir erneut 1985, als in<br />

New York wohnte, durch den Austausch mit dem Leuchtendesigner Edison<br />

Price bekräftigt. Ich hatte in meiner New Yorker Wohnung Tatami ins Wohnzimmer<br />

gelegt und dort öfter mit Freunden Tee getrunken und dort hörte ich<br />

von ihm eine Episode aus der Zeit, als er mit Mies van der Rohe und Louis Kahn<br />

gearbeitet hatte. „Haben Mies und Kahn sich auch intensiv mit Licht auseinandergesetzt?“,<br />

fragte ich erstaunt und dachte, dass auch ich eine Art von Architektur<br />

entwerfen möchte, die sich mit Licht beschäftigt. Damals beschloss ich,<br />

noch einmal das traditionelle japanische Licht, das mir aus meiner Kindheit vertraut<br />

war, zu untersuchen. Jene New Yorker Tatami habe ich Edison geschenkt<br />

und ich habe gehört, dass er auf diesen Tatami gestorben ist.<br />

Der ‚Lob des Schattens‘ von Tanizaki ist ein wunderbares Werk. Darin wird<br />

deutlich beschrieben, dass die Unterschiede zwischen zwei Kulturen mit dem<br />

unterschiedlichen Umgang mit Licht zu begründensind. So wichtig ist der Faktor<br />

Licht für eine Kultur! Aber leider kam nach dem 2. Weltkrieg der Beton aus<br />

dem Westen nach Japan und hat die Städte und Architektur in Japan gründlich<br />

zerstört. Es wurde nicht nur die Hardware ‚Stadt‘ zerstört; sondern auch<br />

die Software ‚Kultur‘ hat einen entscheidenden Schaden erlitten. Was ich<br />

versuche, ist diesen Schaden zu beheben. Daher ist es notwendig, auch in<br />

großen Gebäuden natürliche Baustoffe wie Holz zu verwenden, und wichtig,<br />

auch dort den sensiblen Umgang mit Licht, wie er von Tanizaki gepriesen<br />

wurde, beizubehalten.<br />

Das 20. Jahrhundert war ein Zeitalter, in dem Architektur durch die Fotografie<br />

erfahren wurde. Einfach ausgedrückt war diejenige Architektur beliebt, die<br />

man gut auf Fotos darstellen konnte. Und fotogene Architektur ist eine Architektur<br />

der charakteristischen Formen. Im 21. Jahrhundert wird jedoch die<br />

direkte Erfahrung durch einen Besuch vor Ort für die Menschen immer wichtiger.<br />

Durch das direkte Erleben des Objekts und des Raumes erhoffen sich die<br />

Menschen einen emotionalen Input. In dieser Situation werden Licht und Material<br />

zu den wichtigsten Faktoren eines Entwurfs. Es entsteht eine direkte<br />

Kommunikation zwischen Material, Licht und dem menschlichen Körper. Wir<br />

leben in einem Zeitalter, in dem Architektur unter Berücksichtigung dieser Zusammenhänge<br />

neu definiert werden muss.<br />

56 D&A FRÜHJAHR 2007 AUSGABE 05

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