DAYLIGHT & ARCHITECTURE - Grado Zero Espace Srl
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Rechts: Kengo Kuma & Associates:<br />
Büro und Showroom Z58,<br />
Shanghai, 2006<br />
Ganz rechts und folgende Doppelseite:<br />
Kengo Kuma & Associates: Ginzan<br />
Onsen Fujiya,Obanazawa, 2006<br />
Durch die Auflösung des Lichts in ein<br />
dichtes Gewebe aus Licht- und Schattenflächen<br />
lässt Kengo Kuma in vielen<br />
seiner Bauten das Halbdunkel traditioneller<br />
japanischer Häuser wieder<br />
erstehen, das Junichiro Tanizaki in<br />
‚Lob des Schattens‘ beschrieben hat.<br />
PHOTO: MITSUMASA FUJITSUKA<br />
PHOTO: DAICI ANO<br />
Wie werden sich die Prinzipien der Materialverwendung<br />
in der Architektur verändern?<br />
In unserer visuell dominierten Kultur funktioniert<br />
das Erkennen eines Ortes oder Raumes in der Regel<br />
primär über dessen Elemente und ihre Form, weniger<br />
über Materialien, Gerüche und Geräusche.<br />
Welche Rolle spielt das Licht in diesem Zusammenhang?<br />
Was genau verstehen Sie unter der ‚Auflösung‘ des<br />
Lichts, einer Strategie, die Sie häufig in Ihren Entwürfen<br />
verwenden, und welche Bedeutung hat sie<br />
für Sie?<br />
Wenn Licht die menschliche Haut berührt, erzeugt<br />
es auf den ersten Blick einen intensiven, aber oberflächlichen<br />
ästhetischen Effekt. Doch die Auswirkungen<br />
dieser ‚Berührung‘ gehen tiefer, unter die<br />
Oberfläche, und genau diese unsichtbare Tiefenwirkung<br />
des Lichts ist für uns lebensnotwendig.<br />
Inwiefern ist diese Analogie für Ihre Arbeit relevant?<br />
Beton und Eisen waren funktionale Materialien, die eine freie Form ermöglicht<br />
haben. In diesem Sinne war die Form das oberste Ziel und die Materialien<br />
haben sich der Form untergeordnet. Aber im 21. Jahrhundert kommunizieren<br />
die Materialien mit dem menschlichen Körper. Der Körper erhofft sich durch<br />
die Materialien eine Heilung. Auf der Grundlage dieser Erkenntnis muss man<br />
das Material für einen Bau auswählen. Natürliche Materialien wie Holz, Papier<br />
oder Stein werden gemäß der neuen Maxime des Zusammenspiels mit<br />
dem Körper erneut die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.<br />
Bei dem Bewusstsein für einen Ort spielt das Licht eine große Rolle. Besonders<br />
das Licht bei Schnee oder Regen ist je nach Ort charakteristisch. Deshalb lasse<br />
ich, obwohl ich Architekturfotografie eigentlich nicht mag, Aufnahmen meiner<br />
Gebäude gerne an Regen- oder Schneetagen machen, weil ich so dieses einmalige<br />
‚Zusammenkommen‘ dieses besonderen und einzigartigen Lichts mit<br />
dem Bauwerk festhalten kann.<br />
‚Auflösung von Licht‘ bedeutet, dem genauen Ausdruck, den sowohl Licht als<br />
auch Schatten hervorbringen, Bedeutung beizumessen. Das traditionelle japanische<br />
Fenstergitter ist ein hervorragendes Detail zur Auflösung von Licht.<br />
Weil an der Grenze zwischen Licht und Schatten der schönste Ausdruck eines<br />
Materials sichtbar wird, widme ich dieser Grenze beim Entwerfen mein besonderes<br />
Augenmerk.<br />
Ich denke in Analogie an die Haut von verschiedenen Menschen über meine Architektur<br />
nach. Wir sehen die Oberfläche einer Haut, aber auch die Unterseite<br />
mit all den dort übereinanderliegenden Dingen wird auf die Oberfläche projiziert.<br />
Durch die Betrachtung der Oberfläche können wir nämlich alles, was darunter<br />
liegt – Gesundheitszustand, Alter, Kraft, Energie – erspüren.<br />
Aus diesem Grund entwerfe ich die Konstruktion auf der Unterseite genauso<br />
sorgfältig wie die Oberfläche der Haut. Zum Beispiel bilden Steine, die<br />
in einer zwei Zentimeter dicken Schicht auf Beton befestigt sind, eine deutlich<br />
andere Haut als Steine, die vertikal aufeinandergeschichtet wurden. Ich<br />
bemühe mich um eine Detailliertheit, die den Menschen diesen Unterschied<br />
deutlich macht.<br />
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