DAYLIGHT & ARCHITECTURE - Grado Zero Espace Srl
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13<br />
Michael<br />
Bleyenberg<br />
Michael Bleyenberg studierte Kunst<br />
in Düsseldorf/Münster und Braunschweig.<br />
Nach der Meisterklasse bei<br />
Norbert Thadeusz und dem Staatsexamen<br />
arbeitete er in Ateliers in den<br />
USA und in Mexiko, bevor er sich 1985<br />
in Köln niederließ. Seit 1992 widmet<br />
sich Michael Bleyenberg der Arbeit<br />
mit Holographie, Lasertechnik und<br />
elektronischen Medien. 1994 erhielt<br />
er ein Diplom für audiovisuelle<br />
Medien an der Kunsthochschule für<br />
Medien in Köln, wo er 1994-2002<br />
auch als künstlerisch/wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter tätig war. Michael<br />
Bleyenberg wurde mehrfach<br />
für seine holographischen Arbeiten<br />
ausgezeichnet und ist seit 2006 Mitglied<br />
der Internationalen Kepes Society<br />
in Ungarn.<br />
http://holonet.khm.de/eyefire/<br />
vita.html<br />
Herr Bleyenberg, was haben die Kultur, in der Sie<br />
aufgewachsen sind, und Ihre Ausbildung Ihnen<br />
über Licht vermittelt?<br />
Welche Eigenschaften des Lichts haben Sie im<br />
Laufe Ihrer eigenen Arbeit mit diesem Medium<br />
entdeckt?<br />
Die Holographie benutzt einen zweidimensionalen<br />
Bildträger, wird aber dreidimensional wahrgenommen.<br />
Wie unterscheidet sich die Arbeit mit diesem<br />
Medium für den Künstler einerseits von Fotografie<br />
und Malerei und andererseits von der Skulptur?<br />
Als Kind hinterließen Bilder, Kopien und Drucke christlicher Kunst im Haus<br />
eines Dorfpfarrers, bei dem ich gelegentlich die Ferien verbrachte, die ersten<br />
bleibenden Eindrücke bei mir. Meine Entscheidung für die Malerei – und<br />
nicht, nach langjähriger Ausbildung, für eine Musikerlaufbahn – ist wahrscheinlich<br />
auch auf meine christliche Erziehung in einem katholischen Umfeld<br />
zurückzuführen.<br />
Die Malerei beschäftigte mich während meiner Ausbildung an der Akademie<br />
und später weitere 10 Jahre lang ausschließlich. Mit dem Interesse für die<br />
Malerei wurde ich auch mit dem Phänomen Licht konfrontiert. Licht ist ein bedeutendes<br />
Kraftfeld der Malerei. Licht, seine Manifestation in Farbe und sein<br />
Anteil an der Generierung von Räumen war der wesentliche Gegenstand meiner<br />
Untersuchungen, nachdem ich mich von den Konventionen der Perspektive<br />
und der Figuration befreit hatte. Anfangs waren vor allem die Vertreter<br />
des europäischen Expressionismus, etwa die Fauves und die Maler der ‚Brücke’,<br />
später amerikanische Farbfeldmaler wie Ellsworth Kelly, Kenneth Noland<br />
und Barnett Newman meine Vorbilder.<br />
Der vorläufig letzte Schritt meiner malerischen Entwicklung zu einer konzentrierten,<br />
abstrakten Licht- und Raumbehandlung war die Abkehr von der<br />
Malerei und der Wechsel zu neuen Medien wie Holographie und deren ebenfalls<br />
auf Interferenz basierten Nebenformen.<br />
Etwa 10 Jahre lang habe ich im Licht- und Laserlabor der Kunsthochschule<br />
für Medien in Köln experimentell die ästhetischen Qualitäten von Interferenzund<br />
Lasermedien untersucht. Gleich zu Beginn meiner Labortätigkeit war ich<br />
gefesselt von der besonderen Lichtsituation bei der Aufnahme und von der<br />
besonderen Lichtqualität im Ergebnis des Hologramms. Sowohl das Laserlicht<br />
als auch die rekonstruierten Hologramme besaßen im Gegensatz zu den<br />
mir bis dahin bekannten Lichtquellen eine außerordentliche atmosphärische<br />
und emotionale Kraft. Der Aufbau einer holographischen Kamera war nicht<br />
nur Mittel zum Zweck, sondern erschien wie ein architektonisches Lichtszenarium<br />
in Form eines Modells. Eine ganz neue Welt tat sich auf, und ich spürte<br />
die Nähe neuer Grenzen, die es zu überschreiten galt.<br />
Während ich Erfahrungen mit der Holographie sammelte, begann ich die<br />
Bedeutung zu erahnen, die dieses Medium einmal auf der Bühne, für die mediale<br />
Inszenierung und für die Architektur haben könnte. Die speziellen Eigenschaften<br />
des gebrochenen Laserlichts und sein Gestalt generierendes<br />
Potenzial haben in mir relativ früh die Vision entstehen lassen, ‚mit Licht bauen<br />
zu wollen’, was Anfang der neunziger Jahre noch utopisch schien. Vieles ist<br />
dann auch vorerst modellhaft geblieben, weil die technischen Voraussetzungen<br />
noch nicht geschaffen waren. Erst später hat mir die (ursprünglich für<br />
das Bauwesen entwickelte) Folientechnologie Wege aufgezeigt, wie die Visionen<br />
vom ‚Bauen mit Licht’ Wirklichkeit werden können.<br />
Ihre Frage zielt auf das klassische dreidimensionale Abbildungsverfahren, das<br />
allerdings in der künstlerisch-gestalterischen Produktion nur eine untergeordnete<br />
Rolle spielt. Ich bin der Überzeugung, dass es nicht die Aufgabe der Kunst<br />
ist, abzubilden, sondern Neues zu schaffen. Die Möglichkeiten technischer Medien<br />
für die künstlerische Gestaltung liegen generell nicht in der Simulation des<br />
schon Bekannten, sondern in der Schaffung potenzieller Räume.<br />
Doch die Holographie ist nicht nur ein Raum-, sondern auch ein Lichtmedium.<br />
Ich habe mich zum Beispiel in den letzten Jahren mehr und mehr mit<br />
66 D&A FRÜHJAHR 2007 AUSGABE 05