DAYLIGHT & ARCHITECTURE - Grado Zero Espace Srl
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den Lichtqualitäten der Lasermedien beschäftigt. Dabei habe ich versucht, die<br />
Möglichkeiten der ‚engelgleichen’, immateriellen ‚Lichtwesen ohne Bodenhaftung’<br />
auszuloten. Wie viele Künstler war und bin ich fasziniert von Schwerelosigkeit<br />
und der Aufhebung materieller Zwänge. Dies lässt sich einzigartig mit<br />
technischen Mitteln thematisieren. Charakteristisch für meine Arbeit mit den<br />
auf Interferenz basierenden Medien ist das Schweben der Räume. Deren Elemente<br />
durchdringen sich gegenseitig, sie schaffen eine permanente Transparenz,<br />
sichtbar nur durch die Farben des spektralen Lichts, die Zuordnungen in<br />
einer vexierbildartigen Unbestimmtheit belassen. Sie hinterlassen das unbestimmte<br />
Gefühl, nie alles gesehen zu haben. So werden sie zu Projektionsflächen<br />
möglicher Bedeutungen.<br />
Das Verbindende zwischen Holographie und Malerei habe ich schon erwähnt.<br />
Holographische Artefakte sind sowohl Skulptur als auch Architektur<br />
und insofern vollkommen eigenständig, als sie nicht nur visuell, sondern auch<br />
begrifflich schwer fassbar sind. Dieser Umstand und das Fehlen der Zugehörigkeit<br />
zu einem kommunikativen System innerhalb der Gesellschaft erschwert<br />
die künstlerische Rezeption. Eine konservative, geisteswissenschaftlich geprägte<br />
Kunstkritik ist kaum gewillt oder in der Lage, die Erweiterung künstlerischer<br />
Potenziale durch technische Entwicklung zu akzeptieren.<br />
Sie sprachen Ihre eigenen Laborversuche an. Wie<br />
sind Sie dabei vorgegangen?<br />
In jüngerer Zeit haben Sie zunehmend ortspezifische<br />
Installationen, etwa für Kirchenräume,<br />
geschaffen. Welche Wirkungen beobachten<br />
Sie, wenn Ihre weder ‚greifbaren‘ noch klar begrenzten<br />
holographischen Bilder mit dem scharf<br />
umrissenen architektonischen Raum in Wechselbeziehung<br />
treten?<br />
Im Labor habe ich die Schnittstellen der Lasermedien zu allen konventionellen<br />
und technischen Medien untersucht. Dabei erwies es sich damals als vorteilhaft,<br />
dass die Kreativität bei der Produktion holographischer Darstellungen<br />
schon mit dem Aufbau des Apparates, der holographischen Kamera, beginnt.<br />
Eine solche Kamera hatte nichts gemein mit einer technisch kompakten Fotokamera.<br />
Auf einem festen Tisch wurden Laser, Linsen, optische Geräte<br />
sowie ‚kannibalisierte’ Teile von Videoprojektoren und Fotokameras so arrangiert<br />
und von Computern gesteuert, dass sich meine Erwartungen realisierten<br />
oder neue, aus kalkulierten Zufällen entstehende Optionen sichtbar<br />
wurden. Mit der Unterstützung von Technikern habe ich nahezu alle Möglichkeiten<br />
durchgespielt und durchspielen lassen, die sich aus meiner Erfahrung<br />
mit den konventionellen Medien anboten. Ergebnisse dieser Untersuchungen<br />
sind die Weiterentwicklung multimedialer Aufnahmeverfahren wie der holographischen<br />
Stereographie – das sind mehrdimensionale Bildsequenzen nach<br />
Video-, Foto- oder Filmvorlagen –, oder die Weiterentwicklung historischer<br />
Vorläufer, etwa eine Lichtkinetik, die an die kinetische Objektkunst aus der<br />
Mitte des letzten Jahrhunderts anknüpft.<br />
Mit meiner Fokussierung auf Kunst am und im Bau sowie auf realisierbare<br />
Projekte im öffentlichen Raum bediene ich mich heute hauptsächlich industrieller<br />
Produkte aus den Bereichen Licht-, Bau- und Fotoindustrie. Ich stehe<br />
in engem Kontakt mit Ingenieuren und modifiziere die Materialien, die ich<br />
verwende, gemeinsam mit ihnen nach meinen Bedürfnissen. Viele der in meiner<br />
früheren Experimentierphase entwickelten Visionen und Vorstellungen<br />
scheinen mir mit den fortlaufend weiterentwickelten Materialien umsetzbar<br />
geworden zu sein.<br />
Zunächst einmal sind meine Installationen ungeachtet der oben erwähnten<br />
christlichen Einflüsse nicht als Beitrag zur Sakralkunst zu verstehen, sondern<br />
als Beitrag weltlicher Kunst, die mit kirchlichen Inhalten, liturgischen und architektonischen<br />
Positionen in einen Dialog tritt. Andererseits ist das Licht natürlich<br />
ein zentrales Gottessymbol, nicht nur in den christlichen Religionen. Nichts<br />
vermag die göttliche Selbstoffenbarung, die Erscheinung Gottes, besser ins<br />
Bild zu setzen als eine Darstellung, bei der Licht als wesentliches Mittel gewählt<br />
wurde, sei es in der Malerei oder in Form einer technischen Applikation.<br />
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten des Umgangs mit ortspezifischen<br />
Installationen. Die (museale) ‚White Cube’- oder ‚Black Box’-Situation blendet<br />
den Umgebungsraum zugunsten des Objekts fast vollständig aus. Die Wahrnehmung<br />
konzentriert sich auf das Objekt.<br />
Ich bevorzuge dagegen sowohl in Räumen als auch im Außenbereich die<br />
zweite Möglichkeit, die Integration des Objekts in den Umgebungsraum. Gestaltetes<br />
Licht braucht nicht notwendigerweise und ausschließlich Dunkelheit.<br />
In vielen meiner Arbeiten überlagert die scheinbar nicht greifbare Lichtapplikation<br />
die materiell manifestierte Umgebung oder erscheint dieser wie hinterlegt.<br />
Konkret erfahrbarer Ort und prismatisches Lichtphänomen durchdringen<br />
sich und gehen einen dynamischen Dialog ein, der von den wechselnden Lichtverhältnissen<br />
abhängt.<br />
Bei der ‚Black Box’-Situation beruht der Lichteffekt auf der (statischen)<br />
Dialektik von Licht und Dunkelheit.<br />
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