DAYLIGHT & ARCHITECTURE - Grado Zero Espace Srl
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Antialiasing: Eine in der Computergrafik übliche Technik<br />
zur Glättung grober Strukturen.<br />
Monte Carlo-Statistik: Eine Glockenkurve zur Darstellung<br />
von Häufigkeiten.<br />
Kammfilter: Mittel zur Reduzierung eines Datenkomplexes<br />
durch wiederholte Stichprobenentnahme kleiner Wertbereiche<br />
über eine bestimmte Länge.<br />
Flags: Ein in der Beleuchtungstechnik eingesetztes Stück<br />
Stoff, das die Lichtstreuung einfängt und zur Erzielung dramatischer<br />
Effekte genutzt wird.<br />
auch eine Simulation als real wahr, die ansonsten recht wenig<br />
mit Wirklichkeit zu tun hat. Wegen ihrer Komplexität führt<br />
die Monte Carlo-Technik zwar selbst modernste Prozessoren<br />
an ihre Grenzen, hat sich aber dennoch als wichtiger Durchbruch<br />
erwiesen, um echtes Licht durch bloße Computersimulation<br />
innerhalb kürzester Bearbeitungszeit zu imitieren.<br />
Mit dem Aufkommen von Arnold tauchten zahlreiche<br />
Monte Carlo-Renderer auf und verwiesen die traditionelle<br />
Technik direkter Illumination in die zweite Reihe. Neuester<br />
Forschungsgegenstand beim CG-Rendering ist die zunehmend<br />
verfeinerte Global Illumination (GI). Viele Türen, dem Fotorealismus<br />
bislang verschlossen, stehen nun weit offen, da mit der<br />
GI-Technik eine Vielzahl komplexer Lichtwirkungen und -phänomene<br />
dargestellt werden kann. Komplexe Effekte, angefangen<br />
von subtiler interner Lichtkonzentration durch Glas bis hin<br />
zu exakter Tageslichtschattierung und –farbe, sind mittlerweile<br />
gang und gäbe, so dass die CGI-Technik nunmehr auch im Film<br />
überzeugt. Charaktere wie der Gollum, King Kong oder Davy<br />
Jones sind mittlerweile – vor allem dank des GI-Renderings –<br />
legitimer Ersatz für echte Schauspieler. Zu den interessantesten<br />
Neuentwicklungen gehört zweifellos das ‚unabhängige’ Rendering,<br />
eine auf der Spektralwellenform echten Lichts basierende<br />
Technik der Lichtsimulation mit hervorragenden Ergebnissen.<br />
Wichtiger Vorreiter ist der Maxwell-Renderer, der Bilder erzeugt,<br />
die von üblichen Fotografien nicht mehr zu unterscheiden sind.<br />
Der Maxwell-Spezialist arbeitet wie ein Fotograf und nutzt alle<br />
realen Fotobelichtungstechniken wie Flags 4 , Diffusoren und<br />
Gegenlichtblenden. Das Licht kann in einem Komponentfarbspektrum<br />
gebrochen werden, exakte Farbtemperaturen ausstrahlen,<br />
die komplexe Streuung des Tageslichts wiedergeben<br />
und auf die Ablenkungen durch eine echte Glaslinse reagieren.<br />
Anhand einer gespiegelten Fotoserie kann der reale Lichteinfall<br />
an einem spezifischen Ort mit Hilfe einer CGI-Technik<br />
namens ‚Image-based Lighting’ vollständig und übergangslos<br />
dargestellt werden.<br />
Wie bei jeder neu eingeführten bahnbrechenden Technologie<br />
stehen auch hier die Vorteile außer Frage, wenngleich diese<br />
zu Lasten langjährig bewährter Prozesse gehen – in diesem Falle<br />
auf Kosten der künstlerisch orientierten Praktiken direkter Illumination.<br />
Was einst dem künstlerischen Geschick und Verstand<br />
vorbehalten war, wird nun mechanisch vom Computer erledigt.<br />
Bevor sich die GI-Technik durchsetzte, resultierte (und variierte)<br />
die bildliche Darstellung aus der jeweils eigenen Optik und dem<br />
individuellen Verständnis jedes Lichtexperten. Diese ‚intentionale<br />
Beleuchtung’ ist aber nach wie vor wichtiger Bestandteil<br />
der Feature-Animation, wo Stilisierung und Formgenauigkeit<br />
gefragt sind. Zur Erzielung fotorealistischer optischer Effekte ist<br />
die GI-Technik mittlerweile allerdings unverzichtbar. Fotorealismus<br />
ist immer das Ziel, und künstlerische Variationen können<br />
zu problematischer Inkonsistenz führen. Trotzdem mag<br />
man irgendetwas vermissen – wie damals, als klassische Hollywood-Metiers<br />
wie die Erstellung von Miniaturen oder traditionelle<br />
Mattzeichnungen langsam vom Bildschirm verschwanden.<br />
Letztendlich geht es wohl um den klassischen Konflikt des<br />
Künstlers und um die Frage, inwieweit er bei seiner Arbeit auf<br />
Werkzeuge zurückgreift. Dies erinnert an die einstigen Vorbehalte,<br />
die Fotografie als Kunst anzuerkennen: Wer schafft das<br />
Bild – das Werkzeug oder der Künstler? Wie bei jeder Kunstform<br />
ist auch hier der Künstler, geleitet und gesteuert durch seine<br />
Sensitivität und sein Geschick, Urheber des kreativen Schaffensprozesses,<br />
ungeachtet der eingesetzten technischen Mittel.<br />
Die grundsätzliche Frage, die sich uns bei Spezialeffekten im<br />
Film stellt, lautet vielmehr, ob hierdurch die Handlung und der<br />
Inhalt eines Films wesentlich unterstützt und bereichert werden,<br />
um natürliche, ‚nichttechnische’ Emotionen hervorzurufen.<br />
Werden Filme hierdurch besser? Wie auch immer man<br />
diese Frage beantworten mag: Die Kraft und das Mysterium des<br />
Lichts werden immer eine zentrale Rolle im Film und in jeder<br />
zukünftigen Medienform spielen und wesentliches Ausdrucksmittel<br />
menschlicher Gefühle und Erfahrung bleiben.<br />
Eric Hanson ist Spezialist für visuelle Effekte in Feature-Filmen.<br />
Als studierter Architekt etablierte er bereits früh 3D-Visualisierungsstudios<br />
für große Architekturbüros wie The Callison Partnership und Gensler<br />
and Associates. Seit seinem Wechsel ins Filmgeschäft arbeitet er mit<br />
führenden Produzenten von Spezialeffekten wie Digital Domain, Sony<br />
Imageworks, Dream Quest Images und Walt Disney Feature Animation<br />
zusammen. Er war an der Produktion von Filmen wie Stealth – Unter dem<br />
Radar, The Day After Tomorrow, Cast Away – Verschollen, Hollow Man –<br />
Unsichtbare Gefahr, Atlantis, Fantasia 2000 und Das fünfte Element<br />
maßgeblich beteiligt. Derzeit ist Eric Hanson Dozent für Spezialeffekte an<br />
der University of South California School of Cinema/TV.<br />
88 D&A FRÜHJAHR 2007 AUSGABE 05