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Kritische Analyse des Hamburger Masterplans Klimaschutz (lang PDF)

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<strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hamburger</strong> <strong>Masterplans</strong> <strong>Klimaschutz</strong><br />

erheblich zurück (grüne Linie). Deutschland fiel 2013 in der <strong>Klimaschutz</strong>-Rangliste der Umweltorganisation<br />

Germanwatch [German 13] von Platz acht auf Platz 19 zurück. Zum ersten Mal wurde<br />

die deutsche Klimapolitik damit nicht mehr mit „gut“, sondern nur noch mit „mittelmäßig“ bewertet.<br />

Als Begründung wurde die Blockadehaltung der Bun<strong>des</strong>regierung bei Energieeffizienz-<br />

Maßnahmen, bei der Verhinderung von schärferen CO 2 -Obergrenzen für Neuwagen und bei der<br />

Sanierung <strong>des</strong> europäischen Emissionshandels genannt. In diversen Studien wird das Erreichen der<br />

nationalen Ziele für 2020 ohne erhebliche zusätzliche <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen bezweifelt ([Bund<br />

12a], [UBA 11]).<br />

Hamburg hat also offensichtlich bereits in der Periode <strong>des</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzepts 2007-2012 einen zu<br />

geringen Beitrag zum nationalen <strong>Klimaschutz</strong>-Ziel für 2020 geleistet. Daher ist völlig klar, dass<br />

Hamburg ab 2013 nach Halbierung der <strong>Klimaschutz</strong>-Finanzierung im Aktionsplan 2020 bei weitem<br />

keinen angemessenen Beitrag zum nationalen <strong>Klimaschutz</strong>-Ziel leisten wird, auch wenn diese<br />

Finanzmittel mit höherer „CO 2 -Effizienz“ eingesetzt werden sollen als bisher.<br />

2.4 Ein angemessener Beitrag Hamburgs zum nationalen <strong>Klimaschutz</strong>-Ziel für 2020<br />

Der SPD-Senat hat bei der Übernahme der Regierung entschieden, die bisherigen <strong>Klimaschutz</strong>-<br />

Ziele Hamburgs zu streichen und eine vage neue Zielsetzung gewählt. Er hat sich diese veränderte<br />

Zielsetzung von der SPD-Bürgerschaftsmehrheit bestätigen lassen: „wird Hamburg weiterhin<br />

seinen Beitrag zur Erreichung der nationalen <strong>Klimaschutz</strong>ziele leisten“.<br />

Als „seinen Beitrag“ hat der SPD-Senat sodann eine Halbierung der <strong>Klimaschutz</strong>-Finanzmittel<br />

festgelegt. Diese bezeichnet der Masterplan <strong>Klimaschutz</strong> als „angemessen“. In Wirklichkeit reichen<br />

sie gerade aus, um einen Teil der bisherigen <strong>Klimaschutz</strong>projekte Hamburgs fortzuführen. Für neue<br />

Projekte steht so gut wie keine Geld mehr zur Verfügung (Kapitel 4.2).<br />

Zur Begründung für die Angemessenheit der halbierten <strong>Klimaschutz</strong>-Finanzierung führt der Masterplan<br />

ins Feld, Hamburg weise als Industriestandort hohe und z. T. nicht beeinflussbare CO 2 -<br />

Emissionen auf und die Emissionen in Hamburg seien im Gegensatz zum Bund in den 90er Jahren<br />

noch gestiegen (Zitat in Kapitel 2.2). Beide Begründungen sind nicht überzeugend:<br />

Für den Vergleich ab 2007 in Bild 13 spielt es keine Rolle, dass die CO 2 -Emissionen im Bund auf<br />

Grund der raschen Entindustrialisierung der neuen Bun<strong>des</strong>ländern zu Beginn der 90er Jahre fielen,<br />

während sie in Hamburg nach Bild 7 auf S. 15 in den 90er Jahren etwa gleich blieben. Der Anteil<br />

der Industrie (verarbeiten<strong>des</strong> Gewerbe) an den CO 2 -Emissionen ist in Hamburg geringer als im<br />

Bun<strong>des</strong>durchschnitt. Außerdem ist das CO 2 -Einsparpotenzial gerade in der Industrie besonders<br />

hoch, da hier immer noch Effizienzmaßnahmen nur bei besonders kurzen Amortisationszeiten<br />

vorgenommen werden. Aus den Argumenten <strong>des</strong> Senats kann also sicher kein Anspruch auf unterdurchschnittliche<br />

Emissionsminderungen hergeleitet werden.<br />

Hamburg liegt 2012 in einem Bun<strong>des</strong>länderranking [IW 12] bei Wohlstand und Standortqualität im<br />

Vergleich mit den anderen Bun<strong>des</strong>ländern weit vorn. Die Hansestadt belegte gleich vier erste Plätze<br />

bei wichtigen Wohlstandsindikatoren, bei der Wirtschaftsleistung je Einwohner, beim verfügbaren<br />

Einkommen je Einwohner, bei der Kaufkraft je Einwohner und bei der Steuerkraft je Einwohner.<br />

Hamburgs Haushalt war im ersten Halbjahr 2013 ausgeglichen. Halbjährigen Einnahmen von 5,791<br />

Mrd. Euro standen Ausgaben von 5,792 Mrd. Euro gegenüber. Es kann also nicht ernsthaft behauptet<br />

werden, der Haushalt habe eine Halbierung der <strong>Klimaschutz</strong>mittel erzwungen.<br />

Wenn Hamburg sich nicht dem Vorwurf aussetzen will, als Trittbrettfahrer von den Vorteilen <strong>des</strong><br />

<strong>Klimaschutz</strong>es zu profitieren, sich aber um eigene angemessene Beiträge herumzudrücken, dann<br />

muss Hamburg ab 2013 seine CO 2 -Emissionen entsprechend den nationalen Zielen min<strong>des</strong>tens um<br />

den gleichen Faktor senken wie die gesamte BRD und wie der Durchschnitt der anderen deutschen<br />

Bun<strong>des</strong>länder.<br />

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