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Kritische Analyse des Hamburger Masterplans Klimaschutz (lang PDF)

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<strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hamburger</strong> <strong>Masterplans</strong> <strong>Klimaschutz</strong><br />

Ein Vergleich der Ergebnisse von Verursacherbilanz und „Gesamtbilanz“ ist tatsächlich nicht<br />

besonders sinnvoll, so<strong>lang</strong>e in der „Gesamtbilanz“ nur die CO 2 -Minderungen berücksichtigt<br />

werden, die CO 2 -Zuwächse aber ignoriert werden.<br />

Zur Veranschaulichung der Beschränkung <strong>des</strong> <strong>Masterplans</strong> auf reine CO 2 -Minderungen ein Beispiel:<br />

Man lässt aus einem von mehreren Abflussrohren eines Stausees über einen gewissen Zeitraum<br />

hinweg kontrolliert Wasser ablaufen. Die Veränderung <strong>des</strong> Wasserpegels <strong>des</strong> Stausees kann<br />

man durch Schätzung der ablaufenden Wassermenge nur schlecht vorhersagen, wenn gleichzeitig<br />

Wasser zufließt, Regen fällt und außerdem auch noch aus anderen Abflussrohren Wasser entnommen<br />

wird.<br />

Wenn das neue <strong>Klimaschutz</strong>-Ziel <strong>des</strong> SPD-Senats (S. 11) ernst gemeint ist, wovon man ausgehen<br />

sollte, so kann auf eine Beachtung der Emissionswerte der Verursacherbilanz Hamburgs nicht<br />

verzichtet werden. Denn nur aus ihnen geht hervor, ob Hamburg „seinen“ angemessenen Beitrag zu<br />

den nationalen <strong>Klimaschutz</strong>-Zielen leistet oder nicht. Als „Gesamtbilanz“ wäre dann die Summe<br />

von prognostizierten Wirkungsschätzungen und von Schätzungen der Emissionszuwächse zu bilden<br />

(Bild 32).<br />

Der CO 2 -Monitoring-Endbericht <strong>des</strong> Wuppertal Instituts [Schüle 13] nennt selbst als wichtige<br />

Zuwachs-Beiträge Veränderungen in der Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung, Veränderungen<br />

in der Verteilung der CO 2 -Emissionen auf die Sektoren oder Veränderungen in der Energieträgerstruktur.<br />

Vieles andere wird in der „Gesamtbilanz“ <strong>des</strong> <strong>Masterplans</strong> bisher nicht erfasst, beispielsweise<br />

Veränderungen <strong>des</strong> Verkehrs, insbesondere <strong>des</strong> Flug- und Straßenverkehrs. CO 2 -<br />

Minderungen, die nicht von Maßnahmen der Bun<strong>des</strong>regierung oder <strong>des</strong> Senats ausgelöst werden<br />

und nicht durch die Industrie vorgenommen werden, lassen sich nicht leicht prognostizieren.<br />

Das Wuppertal-Institut kennt sich sehr gut aus mit den bedeutenden Wirkungen von Rebound-<br />

Effekten, durch die beabsichtigte CO 2 -Minderungen herabgesetzt werden ([Santarius 12], [Santarius<br />

13], [Schettkat 09], [Madlener 2011]). Werden diese nicht beachtet, so können sich beträchtliche<br />

Fehleinschätzungen ergeben. Santarius fasst zusammen: „Im Ergebnis scheint es dringend erforderlich,<br />

zukünftig Rebound-Effekte in wissenschaftlichen Szenarien und im politischen Handeln zu<br />

berücksichtigen.“<br />

Der Senat beschränkt nach dem Masterplan seine Sicht auf Maßnahmen, an denen er selbst beteiligt<br />

ist oder die in „Bündnissen“ vereinbart worden sind. Aber sogar Maßnahmen <strong>des</strong> Senats innerhalb<br />

<strong>des</strong> „Konzerns Hamburg“ sollen außer Betracht bleiben, wenn sie den CO 2 -Ausstoß in Hamburg<br />

erhöhen. So beispielsweise zusätzliche CO 2 -Emissionen durch einen Zuwachs an Gebäudefläche<br />

oder durch ein Wachstum der <strong>Hamburger</strong> Wirtschaft. CO 2 -Einsparungen beim Bau eines neuen<br />

Gebäu<strong>des</strong>, die auf öffentliche Fördergelder zurückgeführt werden können, werden zur „Gesamtbilanz“<br />

addiert. Dass mit dem Bau und Betrieb dieses zusätzlichen neuen Gebäu<strong>des</strong> darüber hinaus<br />

viel mehr CO 2 ausgestoßen wird, bleibt in der „Gesamtbilanz“ unbeachtet. CO 2 -Einsparungen durch<br />

das von Vattenfall geplante neue Gas- und Dampf-Kraftwerk in Wedel, das das Steinkohlekraftwerk<br />

Wedel ersetzen soll, kommen in die „Gesamtbilanz“, sehr große zusätzliche CO 2 -Emissionen<br />

durch das im Einvernehmen mit dem CDU-Senat von Vattenfall in Hamburg-Moorburg gebaute<br />

Steinkohlekraftwerk Moorburg jedoch nicht.<br />

Wirkungsschätzungen der „Gesamtbilanz“ können für die Auswahl von <strong>Klimaschutz</strong>-Maßnahmen<br />

eingesetzt werden. Verlässliche Aussagen über die künftigen CO 2 -Emissionen Hamburgs lassen<br />

sich auf der Basis dieser einseitigen „Gesamtbilanz“ nicht machen.<br />

Die neue <strong>Hamburger</strong> Methode könnte überall dort, wo die Emission von Schadstoffen begrenzt<br />

werden soll, leicht Nachahmer finden. Bilanziert würden nur noch Aufwendungen zur Verminderung<br />

<strong>des</strong> Schadstoff-Ausstoßes. Gleichzeitige Erhöhungen <strong>des</strong> Schadstoff-Ausstoßes durch Erweiterung<br />

der Produktion oder durch Einsparung einer Schadstoff-Verhinderung an anderen Stellen<br />

dürften ignoriert werden.<br />

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