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Kritische Analyse des Hamburger Masterplans Klimaschutz (lang PDF)

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<strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hamburger</strong> <strong>Masterplans</strong> <strong>Klimaschutz</strong><br />

Bild 19 (S. 34) ist zu entnehmen, dass gegenwärtig der Bruttoendenergieverbrauch Hamburgs im<br />

Sektor Verkehr nahezu doppelt so groß ist wie derjenige im Sektor Strom. Wie soll 2050 – abgesehen<br />

von Muskelkraft − die entsprechende Energie emissionsfrei bereitgestellt werden?<br />

Beim wachsenden und besonders klimaschädlichen Luftverkehr hält sich der Masterplan Hamburg<br />

für nicht zuständig:<br />

„Der Luftverkehr wird auf der Grundlage von erzielten Fortschritten auf internationaler E-<br />

bene klimafreundlich ausgestaltet sein.“ (S. 7)<br />

Noch im <strong>Klimaschutz</strong>konzept 2007-2012 [FHH 07] war eine von Hamburg ausgehende Gesamtinitiative<br />

„<strong>Klimaschutz</strong> im Luftverkehr“ für notwendig erachtet worden mit verschiedenen Handlungsansätzen,<br />

darunter der Einführung emissionsabhängiger Landeentgelte. Der Masterplan vertraut<br />

dagegen ganz auf Fortschritte auf internationaler Ebene, während die EU beim europäischen<br />

Emissionshandels im Luftverkehr zurzeit gerade sukzessive zurückweicht.<br />

Dass elektrischer Strom im Jahr 2050 emissionsfrei angeboten wird, darf angenommen werden:<br />

„Für die eMobilität ist eine öffentliche und private Ladeinfrastruktur bedarfsgerecht vorhanden.“<br />

(S. 7)<br />

Wie steht es mit den Fahrzeugen, die weiter auf flüssige oder gasförmige Treibstoffe angewiesen<br />

sein werden? Für Busse wird die vom Bun<strong>des</strong>umweltamt geforderte Emissionsfreiheit schon für das<br />

Jahr 2020 versprochen:<br />

„Ab dem Jahr 2020 werden bei der Beschaffung von Linienbussen nur noch emissionsfreie<br />

Fahrzeuge berücksichtigt, so dass im Jahr 2050 die gesamte Busflotte emissionsfrei sein<br />

wird.“ (S. 7)<br />

Das Umweltbun<strong>des</strong>amt nimmt an, dass 2050 die Pkw weitgehend auf Elektroantriebe umgestellt<br />

sein werden. Flugzeuge, Schiffe und schwere Lkw werden aber weiterhin zu einem großen Teil auf<br />

flüssige Kraftstoffe angewiesen sein. Daher rät das Umweltbun<strong>des</strong>amt die Technologien „power-togas“<br />

und „power-to-liquid“ zu entwickeln. Im Masterplan <strong>Klimaschutz</strong> wird nur an einer Stelle<br />

festgestellt, dass mit der Technologie power-to-gas Windstrom in Wasserstoff oder Methan umgewandelt<br />

und im <strong>Hamburger</strong> Gasnetz und in großen Gasspeichern gespeichert werden kann. Dass<br />

E.ON Hanse in Hamburg auf diesem Gebiet schon aktiv ist und die PEM-Elektrolyse im Megawatt-<br />

Bereich testet, wird nicht einmal erwähnt ([HK 13]).<br />

Nach Bild 27 hat Hamburg im Vergleich zu den meisten Bun<strong>des</strong>ländern und zum Bund besonders<br />

große kraftstoffbedingte CO 2 -Emissionen <strong>des</strong> Verkehrs. Etwa 20 % davon sind dem Luftverkehr<br />

zuzuschreiben, etwa 3 % der Küsten- und Binnenschifffahrt. Wenn man berücksichtigt, dass der<br />

<strong>Hamburger</strong> Flughafen einen großen Teil <strong>des</strong> Flugverkehrs der Metropolregion übernimmt, liegen<br />

die kraftstoffbedingten CO 2 -Emissionen Hamburgs in den letzten Jahren etwa bei den durchschnittlichen<br />

Werte der BRD. Sehr interessant sind jedoch die viel niedrigeren Werte von Berlin. Ohne<br />

Luftverkehr und Küsten- und Binnenschifffahrt hat Hamburg verkehrsbedingte CO 2 -Emissionen<br />

von 1,69 Mio. t pro Person, etwa 40 % mehr als Berlin.<br />

Der Rückgang der kraftstoffbedingten CO 2 -Emissionen in den letzten Jahren, der in Bild 27 erkennbar<br />

ist, dürfte zu einem wesentlichen Teil auf die Beimischung von Agrokraftstoffen zurückzuführen<br />

sein ([UBA 13a]). Nach der Agentur für Erneuerbare Energien, die sich dabei auf das UBA<br />

beruft, sollen 2012 in der ganzen BRD durch Agrokraftstoffe insgesamt 4,7 Millionen Tonnen<br />

Treibhausgase vermieden worden sein. Der BUND bezeichnete das als Mythos, da hierbei die<br />

Emissionen von indirekten Landnutzungsänderungen (ILUC) nicht erfasst worden seien.<br />

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