08.01.2014 Aufrufe

Kritische Analyse des Hamburger Masterplans Klimaschutz (lang PDF)

Kritische Analyse des Hamburger Masterplans Klimaschutz (lang PDF)

Kritische Analyse des Hamburger Masterplans Klimaschutz (lang PDF)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hamburger</strong> <strong>Masterplans</strong> <strong>Klimaschutz</strong><br />

Sanierungsbereitschaft: Ein rein betriebswirtschaftlich kalkulierender Fernwärmeversorger wird<br />

dazu tendieren, hohe Anschlussleistungen und große Wärmelieferungen zu verkaufen. Energetische<br />

Sanierung läuft dieser Interessenlage entgegen.<br />

Sanierungsgrad: Hamburg hat mit der Hamburgischen <strong>Klimaschutz</strong>verordnung (HmbKliSchVO)<br />

verhindert, dass bei energetischen Sanierungen nur ein sehr mäßiger Sanierungsgrad umgesetzt<br />

wird, wie ihn die EnEV bei niedrigen Primärenergiefaktoren von Fernwärme zulassen würde.<br />

Sanierungszeitpunkt: Wirtschaftlich sehr vorteilhaft ist eine Verbindung der energetischen Sanierung<br />

mit einer ohnehin notwendigen Modernisierung. Der Modernisierungszeitpunkt liegt aber im<br />

Ermessen <strong>des</strong> Gebäudebesitzers, oft innerhalb eines weiten Zeitbereichs. Bei Fernwärmeversorgung<br />

könnten die Gebäudebesitzer dazu tendieren, die Gebäu<strong>des</strong>anierung aufzuschieben. Bei einer<br />

kommunalen Versorgung ist dieses Problem leichter zu lösen (z. B. durch Quartiersanierungen).<br />

3.2.3.4 Einsatz von erneuerbarer Wärme<br />

Vom Masterplan <strong>Klimaschutz</strong> könnten als Weichenstellungen bei der leitungsgebundenen Wärmeversorgung<br />

Hamburgs der Ausstieg aus der Verbrennung von Kohle, der Umstieg auf den Übergangsenergieträger<br />

Erdgas und der verstärkte Einsatz von erneuerbaren Energien und von Abwärme<br />

erwartet werden. Immerhin wurden im Jahr 2007 noch etwa 65 % der in das große <strong>Hamburger</strong><br />

Fernwärmenetz eingespeisten Wärme mit Steinkohle erzeugt.<br />

Nicht im Weichenstellungs-Teil II, sondern nur in Teil III.1 erinnert sich der Masterplan im Zusammenhang<br />

mit dem für die Fernwärmeversorgung geplanten GuD-Kraftwerk an das Basisgutachten<br />

[Groscurth 10a]:<br />

„Der Verzicht auf Steinkohle als Energieträger für die Fernwärmeerzeugung wurde gutachterlich<br />

als einer der wichtigsten Beiträge zur Verringerung der CO 2 -Emissionen in Hamburg<br />

identifiziert.“ (S. 13)<br />

Vattenfall plante in diesem Sinn seit 2011, das veraltete, kohlegefeuerte Heizkraftwerk Wedel durch<br />

ein Gasturbinen-und-Dampfkraftwerk (GuD) zu ersetzen, das wegen eines integrierten Wärmespeichers<br />

hochtrabend als „Innovationskraftwerk“ bezeichnet wurde. Sollte dieses Vorhaben auch nach<br />

dem am 22.9.2013 beschlossenen Volksentscheid zum Zurückkauf der <strong>Hamburger</strong> Energienetze<br />

verwirklicht werden, so würden immer noch etwa 36 % der Fernwärme in dem im Jahr 1993<br />

errichteten Kraftwerk Tiefstack erzeugt, in dem Steinkohle verbrannt wird. Außerdem plante<br />

Vattenfall, Abwärme vom neuen Steinkohlekraftwerk Moorburg mittels einer neuen Fernwärmeleitung<br />

im Süderelbe-Gebiet zu verwerten.<br />

Eine Weichenstellung gegen die in den Kraftwerken Tiefstack und Moorburg eingesetzte Steinkohle<br />

findet sich im Masterplan nicht, wahrscheinlich aus Rücksichtnahme auf den Partner Vattenfall.<br />

Sehr allgemein heißt es nur<br />

„Für die netzgebundene Wärmeversorgung lassen sich durch den Einsatz anderer Brennstoffe<br />

und Optimierungen an der Netzstruktur weitere Effizienzpotenziale erschließen. Als E-<br />

nergieträger kommen Windstrom, Abwärme, Solarthermie, Biomasse und eventuell auch die<br />

Geothermie in Betracht. … Gas bleibt dabei zumin<strong>des</strong>t ein wichtiger Brücken-<br />

Energieträger.“ (S. 5)<br />

Die Umstellung von Fernwärme mit Kohlefeuerung auf Fernwärme mit Erdgasverbrennung ist zwar<br />

ein Schritt, durch den die CO 2 -Emissionen vermindert werden können. In Kombination mit Wärmespeichern<br />

kann auch der gekoppelt erzeugte Strom zur Flexibilisierung der Stromerzeugung beitragen.<br />

Die spezifischen CO 2 -Emissionen von fossilem Erdgas werden sich aber in absehbarer Zeit<br />

dadurch erhöhen, dass immer mehr unkonventionelles Erdgas gefördert werden wird. Daher ist auf<br />

Dauer nicht viel gewonnen, wenn der „Brücken-Energieträger“ Erdgas nicht mittelfristig durch<br />

erneuerbare Energien ersetzt wird.<br />

51

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!