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Kritische Analyse des Hamburger Masterplans Klimaschutz (lang PDF)

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Eine einfühlende Zusammenfassung<br />

<strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hamburger</strong> <strong>Masterplans</strong> <strong>Klimaschutz</strong><br />

Die Mitarbeiter der <strong>Hamburger</strong> Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU), die verantwortlich<br />

waren für die Ausarbeitung <strong>des</strong> <strong>lang</strong> geplanten <strong>Masterplans</strong> <strong>Klimaschutz</strong>, standen nach dem<br />

Regierungswechsel im Jahr 2011 vor ernsthaften Problemen:<br />

Der neue SPD-Senat hatte die im Haushalt für den <strong>Klimaschutz</strong> verfügbaren Finanzmittel im<br />

Vergleich zu den vom Vorgängersenat bereitgestellten auf etwa die Hälfte gekürzt.<br />

Durch Gutachten, die im Auftrag der BSU ausgearbeitet und öffentlich diskutiert worden waren,<br />

war aber bekannt, dass die bestehenden <strong>Klimaschutz</strong>-Ziele Hamburgs ohne erhebliche zusätzliche<br />

<strong>Klimaschutz</strong>-Anstrengungen nicht einzuhalten sein würden.<br />

Einer Verstärkung <strong>des</strong> <strong>Klimaschutz</strong>es durch erhöhte Anforderungen an die <strong>Hamburger</strong> Wirtschaft<br />

und an die Bürgerinnen und Bürger Hamburgs stand andererseits die vom neuen SPD-Senat eingeschlagene<br />

Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>-Politik diametral entgegen: Der Senat setzte auf „Bündnisse“<br />

mit der Wirtschaft, in welchen im Wesentlichen die Forderungen der Wirtschafts-Verbände Eingang<br />

fanden. Neue ordnungsrechtliche Maßnahmen lehnte der SPD-Senat dagegen ab.<br />

Eine massive Abwertung <strong>des</strong> <strong>Klimaschutz</strong>es war in Hamburg besonders schwer zu begründen.<br />

Denn Hamburg war auf Grund von großen Versprechungen zur „Europäische Umwelthauptstadt<br />

2011“ gewählt worden. Die Stadt setzte diese Auszeichnung eifrig für das Hamburg-Marketing ein.<br />

Zudem befürwortete − ähnlich wie in ganz Deutschland − auch in Hamburg eine große Mehrheit<br />

der Bürgerinnen und Bürger eine rasche Energiewende und einen konsequenten <strong>Klimaschutz</strong>.<br />

Hilfreich war, dass der neue Senat schon bei der Regierungs-Übernahme die Formulierung der<br />

<strong>Klimaschutz</strong>-Ziele geschickt verändert hatte. Bei vielen interessierten Bürgerinnen und Bürgern war<br />

zunächst der Eindruck entstanden, die bisher als verbindlich erklärten Ziele sollten weiter verfolgt<br />

werden. Tatsächlich schien die neue Formulierung der <strong>Klimaschutz</strong>-Ziele aber vereinbar zu sein mit<br />

beliebigen Kürzungen beim <strong>Klimaschutz</strong>.<br />

Die Verantwortlichen der BSU beschlossen, den <strong>Masterplans</strong> <strong>Klimaschutz</strong> zu entkernen. Auch<br />

wenn viele von einem Masterplan eine konkrete und belastbare Planung erwarten, mit Zielen,<br />

Zwischenzielen, Zielkontrollen und Nachsteuerung, entschloss man sich, für das Jahr 2050 nur noch<br />

eine „Vision“ anzubieten. Inhalt: Im Jahr 2050 steht es mit dem <strong>Klimaschutz</strong> in Hamburg bestens.<br />

Einige angedeutete „Weichenstellungen“ entsprachen der bereits beschlossenen Energiepolitik.<br />

Für den Zeitraum von 2013 bis 2020 eignete sich eine „Vision“ nicht, da für die vorangegangenen<br />

fünf Jahre bereits ein konkreter Plan bestanden hatte, das <strong>Hamburger</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzept 2007–<br />

2012. Dummerweise stellte sich heraus, dass die für diesen Zeitraum verbindlich versprochene<br />

CO 2 -Minderung so deutlich verfehlt worden war, dass eine Nachsteuerung unausweichlich erschien.<br />

Einen Ausweg bot die Einführung einer neuen, ungewöhnlichen Methode zur Bilanzierung <strong>des</strong><br />

CO 2 -Ausstoßes. Sie hatte den unbestreitbaren Vorteil, dass im Jahr 2020 eine wahrscheinlich noch<br />

viel größere Verfehlung <strong>des</strong> Beitrags Hamburgs zu den nationalen CO 2 -Minderungszielen gar nicht<br />

mehr auftreten konnte. Gezählt wurden nämlich nur noch geschätzte CO 2 -Minderungen aus <strong>Hamburger</strong><br />

<strong>Klimaschutz</strong>-Maßnahmen. Zahlreiche gleichzeitige Zuwächse <strong>des</strong> CO 2 -Ausstoßes wurden<br />

einfach ignoriert. Um eventueller Kritik vorzubeugen, wurde erklärt, diese neue Methode sei<br />

weitaus besser als die Verursacherbilanz, die bisher gebräuchliche Bilanzierungsmethode <strong>des</strong><br />

Statistikamtes Nord.<br />

Die BSU übte aber auch Selbstkritik: Sie verkündete, mit den halbierten <strong>Klimaschutz</strong>-Finanzmitteln<br />

würde in Zukunft eine ähnlich große CO 2 -Minderung erreicht wie mit dem bisherigen doppelt so<br />

großen Mitteln, die der Vorgängersenat bereitgestellt hatte. Wer daraus schließen will, dass sie<br />

früher mit den <strong>Klimaschutz</strong>-Finanzmitteln ziemlich schlecht gewirtschaftet hat, sollte sich klar<br />

machen, dass das ja unter einer anderen politischen Führung geschah.<br />

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