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Kritische Analyse des Hamburger Masterplans Klimaschutz (lang PDF)

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<strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hamburger</strong> <strong>Masterplans</strong> <strong>Klimaschutz</strong><br />

spätestens bis zum nächsten Klimagipfel im Jahr 2015 in Paris ein <strong>Klimaschutz</strong>programm vorlegen,<br />

das diesen Namen auch verdient".<br />

Eine besonders wichtige Voraussetzung für einen neuen Masterplan <strong>Klimaschutz</strong> ist eine ehrliche<br />

Bestandsaufnahme. Auf irreführende und täuschende Erfolgsmeldungen, wie sie das Monitoring<br />

und die Präsentation <strong>des</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzepts 2007-2012 sowie den Masterplan selbst durchziehen,<br />

ist unbedingt zu verzichten. Beim <strong>Klimaschutz</strong> und bei der Energiewende handelt es sich um<br />

<strong>lang</strong>fristige nationale Aufgaben, die aus der Profilierungssucht der Parteien herausgehalten werden<br />

sollten.<br />

Erst wenn klar und deutlich zum Ausdruck gebracht wird, dass echter <strong>Klimaschutz</strong> nicht wie der<br />

Kauf von Ökostrom-Zertifikaten für einige Cent zu haben ist, sondern erheblichen finanziellen<br />

Aufwand und kluge Planung erfordert, kann erwartet werden, dass eine große Mehrheit der Bürgerinnen<br />

und Bürger bereit ist, sich, wie gewünscht, mit eigenen Anstrengungen am <strong>Klimaschutz</strong> zu<br />

beteiligen − bis hin zu deutlichen Änderungen <strong>des</strong> Lebensstils.<br />

Zur Ehrlichkeit gehört, dass der Senat das von ihm formulierte <strong>Klimaschutz</strong>-Ziel ernst nimmt und<br />

nicht <strong>Klimaschutz</strong> nach Kassenlage betreibt. Die <strong>Klimaschutz</strong>-Finanzierung muss in einem Umfang<br />

angesetzt werden, der dem von Senat und Bürgerschaft beschlossenen <strong>Klimaschutz</strong>-Ziel angemessen<br />

ist. Die Höhe der erforderlichen Finanzmittel lässt sich, wie in Kapitel 2.5 skizziert, bestimmen.<br />

Erfahrungsgemäß ist ein unabhängiges wissenschaftliches Monitoring notwendig, das sich nicht so<br />

sehr in die Auswahl der <strong>Klimaschutz</strong>projekte vergräbt, sondern das nach Art eines <strong>Klimaschutz</strong>-<br />

Rechnungshofes regelmäßig überprüft, ob der Pfad zur Zielerreichung eingehalten wird, und das<br />

Nachsteuerungen fordert (Kapitel A.2.4).<br />

Zur Ehrlichkeit gehört, dass täuschende Begriffe wie die „Gesamtbilanz“ verschwinden müssen.<br />

Die einfachsten Grundzüge der Arithmetik müssen bei CO 2 -Bilanzen auch in Hamburg Beachtung<br />

finden. Am besten wäre es, wenn Hamburg zu absoluten Reduktions-Verpflichtungen zurückkehren<br />

würde, die sich an der Verursacherbilanz orientieren. Klar und deutlich muss gesagt werden, dass<br />

CO 2 -Wirkungsschätzungen der Auswahl von Projekten dienen und nicht mit realen CO 2 -<br />

Minderungen verwechselt werden dürfen und dass es neben (geplanten) CO 2 -Einsparungen auch<br />

CO 2 -Zuwächse gibt, die sich teilweise auch politisch beeinflussen lassen. Monitoring darf sich nicht<br />

darin erschöpfen, dass es Werte der Verursacherbilanz unhinterfragt „neben“ Wirkungsschätzungen<br />

„stellt“. Auch wenn es noch nicht sehr gebräuchlich ist und daher Schwierigkeiten bereitet, müssen<br />

Ursachen für CO 2 -Zuwächse untersucht werden. Aus den bisherigen klimaschutzpolitischen<br />

Erfahrungen müssen Konsequenzen gezogen werden.<br />

Bei der Auswahl der zu fördernden <strong>Klimaschutz</strong>-Projekte darf es nicht mit Scheuklappen in erster<br />

Linie um möglichst billige, erhoffte CO 2 -Minderungen gehen. Obwohl es anstrengender ist, muss<br />

beim lokalen Handeln in Hamburg auch immer an die globalen Wirkungen gedacht werden.<br />

Nach siebenjähriger Arbeit an einem offenbar immer weiter glatt gebügelten Masterplan <strong>Klimaschutz</strong><br />

dürfte es nicht leicht sein, einen Neuanfang zu schaffen. Daher sollten bun<strong>des</strong>weit agierende<br />

renommierte Gutachter hinzugezogen werden, die sich nicht nur in der Energieumwandlung und in<br />

energiewirtschaftlichen Be<strong>lang</strong>en auskennen, sondern vor allem auch in den Effizienzbereichen<br />

Gebäude und Verkehr <strong>lang</strong>jährige Erfahrungen besitzen.<br />

5.2 Eckpunkte für einen neuen Masterplan <strong>Klimaschutz</strong><br />

Im Bund hat die SPD bei den Koalitionsverhandlungen mit der CDU/CSU im November 2013 ein<br />

<strong>Klimaschutz</strong>gesetz gefordert. Durch Anträge der SPD-Bun<strong>des</strong>tagsfraktion [SPD 10a], [SPD 11c]<br />

wurde im Jahr 2011 diese Forderung vorbereitet. Ähnliche Anträge stellten Linkspartei und Bündnis<br />

90/die Grünen im Bun<strong>des</strong>tag. Das Hamburgische <strong>Klimaschutz</strong>gesetz ist bisher ein reines Effizienzgesetz,<br />

<strong>des</strong>sen Möglichkeiten noch dazu weitgehend auf dem Papier blieben. Die Alleinregierung<br />

der SPD kann in Hamburg ernst machen und das Hamburgische <strong>Klimaschutz</strong>gesetz nach den<br />

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