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Das Argument

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I. Philosophie 451<br />

Hingewiesen sei noch auf den kurzen Aufsatz von W. Krauss, der die<br />

Bedeutungserweiterung der Begriffe „Materialismus" und „Idealismus",<br />

die im 18. Jhdt. entstanden sind, wortgeschichtlich untersucht,<br />

und auf die Arbeit von C. Werner über die Geschichtsauffassung N.<br />

de Bonnevilles. F. Fries stellt das Scheitern eines Theaters der Aufklärung<br />

in Spanien dar. H. Stolpe bekräftigt im Streit um Herders<br />

Naturphilosophie die These, daß Herder zu den Vorläufern einer darwinistischen<br />

Entwicklungstheorie gehöre. — Insgesamt geben die<br />

Bände dank ihres Problemansatzes einen Einblick in die noch andauernde<br />

geschichtliche Bedeutung der Aufklärung; Ziel der Forschungsgruppe<br />

ist es nach der Vorbemerkung zu dem Sammelband<br />

zu der vollen Rezeption der „deutschen Klassik" und zum Verständnis<br />

„unserer eigenen Epoche" beizutragen. Der in beiden Bänden außerordentlich<br />

reiche Anmerkungsteil enthält wichtige Textstellen, Liter^turhinweise<br />

und Übersetzungen der originalsprachlichen Zitate.<br />

Götz Braun (Berlin)<br />

Spitzer, Leo: Eine Methode, Literatur zu interpretieren.<br />

Carl Hanser Verlag, München 1966 (126 S., kart., 10,80 DM).<br />

Spitzers Buch — bereits 1949 unter dem Titel „A Method of Interpreting<br />

Literature" in den USA erschienen — verdient insofern<br />

größtes Interesse, als der Autor das Ansehen genießt, in seinen<br />

Arbeiten einen verbindlichen Maßstab einer stilistisch orientierten<br />

Textinterpretation aufgestellt und (wie der Herausgeber Walter Höllerer<br />

einleitend schreibt) „wesentlich dazu beigetragen (zu haben),<br />

daß an die Stelle einer positivistischen und ideengeschichtlichen Deutung<br />

von Literatur eine dem Gegenstand gemäßere Methode gesetzt<br />

wurde, nämlich eine genaue Darstellung der sprachlich-stilistischen<br />

Zusammenhänge im Text."<br />

Spitzers Ruf als Literaturwissenschaftler internationalen Ranges<br />

geht bereits auf die Veröffentlichung der Stilstudien 1928 zurück,<br />

die zusammen mit den Arbeiten Karl Voßlers die Schule der<br />

sog. „ästhetisch-psychologistischen Stilistik" begründeten. Deren Anliegen<br />

war es, „ein Totalbild eines Stils (zu) geben . . ., alles<br />

stilistisch bei einem Autor Bemerkenswerte (zu) vereinen und mit<br />

seiner Persönlichkeit in Zusammenhang (zu) bringen" (Stilstudien,<br />

2. Aufl., Darmstadt, 1961, 2. Bd., p. 513), d. h. aber, literarischen Stil<br />

unter Ausklammerung aller gesellschaftlichen Bezüge auf ein als<br />

autonom gesetztes psychologisches Subjekt zu reduzieren. Ihre ideologischen<br />

Voraussetzungen hat diese Stilistik (wie jede psychologischpersonalistische<br />

Ästhetik) in der bürgerlich-liberalen Auffassung des<br />

Individuums als eines a priori autonomen Subjekts; philosophiegeschichtlich<br />

lassen sich diese Vorstellungen auf die Romantik und den<br />

Geniebegriff Kants zurückverfolgen.<br />

Die Position des frühen Spitzer darf heute als widerlegt und überholt<br />

angesehen werden. Die Entwicklung der modernen Literaturwissenschaft<br />

verlief vielmehr im Sinne der Kunstauffassung und<br />

Methodenlehre des ,New Criticism' — ästhetizistischer Formalismus

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