Das Argument
Das Argument
Das Argument
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
496 •Besprechungen<br />
Steins gekannt? Die Antwort gibt das zentrale Kapitel der Dissertation<br />
(S. 70—113), in dem die „schriftlichen Äußerungen dieser<br />
Sozialisten" (S. 70) zu den bezeichneten Werken Steins mitgeteilt<br />
und interpretiert sind. <strong>Das</strong> Resultat in wenigen Sätzen: den Wahren<br />
Sozialisten Hess und Grün wurde die „Kenntnis des französischen<br />
Sozialismus" durch Steins Buch von 1842 „wesentlich erleichtert";<br />
das gleiche Buch bestärkte Marx — der „englische Nationalökonomie,<br />
deutsche Philosophie und französischen Sozialismus zu<br />
verschmelzen beabsichtigte" — in seiner „Konzeption"; wiederum<br />
das gleiche Buch vermittelte Engels die „Kenntnis des französischen<br />
Sozialismus zu einer Zeit", da er diesen „noch nicht ,an der Quelle'<br />
zu studieren die Möglichkeit hatte"; schließlich „läßt sich festlegen",<br />
daß Lassalle die Geschichte der sozialen Bewegung „benutzt hat"<br />
(S. 113).<br />
Eva Meyers Frage ist gewiß von Interesse und auch neu; es steht<br />
eben nicht, wie bisher in der Forschung, allein das Problem Stein-<br />
Marx zur Diskussion. Die Antwort läßt freilich in manchem zu<br />
wünschen übrig. So finden sich z. B. wiederholt Ungenauigkeiten<br />
und grobe Fehler im Detail, die nicht damit entschuldigt sind, daß<br />
die Mehrzahl der Arbeiten über Stein an diesem Übel krankt. Hier<br />
zwei Beispiele. Eva Meyer zufolge machte Stein bei seinem ersten<br />
Aufenthalt in Paris „Bekanntschaft" mit dem französischen Sozialismus<br />
und „gewann Kontakt mit dessen bedeutendsten Köpfen wie<br />
Considérant, Cabet, L. Blanc, Enfantin, Fourier, Proudhon, Reybaud,<br />
wobei er sich besonders von der unerschrockenen Haltung<br />
Fouriers angezogen fühlte" (S. 12). Diese Auskunft steckt voller<br />
Fehler. Erstens war Louis Reybaud durchaus kein Sozialist, zweitens<br />
geht aus keiner der bekannten Quellen hervor, daß Stein zu<br />
Proudhon und Enfantin „Kontakt" gewann, drittens ist der „Kontakt"<br />
zu Fourier schier unmöglich, da dieser bei Steins Ankunft in<br />
Paris bereits vier Jahre tot war (vgl. auch S. 7 die falschen Angaben<br />
zum Todesjahr Fouriers — 1854 statt 1837 — und Louis<br />
Blancs — 1856 statt 1882). Eva Meyer behauptet weiterhin, Stein<br />
habe sich in volkswirtschaftlichen Fragen vor seiner Parisreise an<br />
v. Sodens Nationalökonomie (1805 ff.), in Paris aber an Says Traité<br />
d'économie politique von 1803 gehalten. Diese Behauptung ist ungeprüft<br />
von Arnold Winkler übernommen (Die Entstehung des ,Kommunistischen<br />
Manifestes', Wien 1936, S. 23), der sie mit keinem Wort<br />
bewiesen hat. Aus den bekannten Quellen läßt sie sich auch gar nicht<br />
beweisen. Vorsicht bei der Benutzung der älteren Stein-Literatur!<br />
Im Hauptkapitel der Dissertation findet sich Überzeugendes neben<br />
offenkundiger Fehlinterpretation. Zustimmung verdienen jene Abschnitte,<br />
in denen Hess' und Grüns Urteile über Steins Sozialismus<br />
und Kommunismus des heutigen Frankreichs mitgeteilt und interpretiert<br />
sind (S. 71 ff.). Erfreulicherweise kommen hier Quellen zu<br />
Wort, von denen die Stein-Forschung zu ihrem Nachteil bisher kaum<br />
Notiz genommen hat. Von geringem Interesse und zudem problematisch<br />
ist der Lassalle-Abschnitt (S. 104 ff.). Da die Quellen so gut wie<br />
nichts aussagen, arbeitet Eva Meyer mit gewagten Vermutungen: