Das Argument
Das Argument
Das Argument
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
478 •Besprechungen<br />
Ziegler,Jean: Politische Soziologie des neuen Afrika.<br />
Nymphenburger Verlagshandlung, München 1966 (315 S., kart.,<br />
17,80 DM).<br />
Den Hauptteil (40—270) der Arbeit von Jean Ziegler nehmen die<br />
Skizzen einiger Etappen der Wege ein, die drei afrikanische Gesellschaften,<br />
die Ghanas, des Kongo-Leopoldville und die Ägyptens,<br />
in ihren revolutionären Kämpfen um nationale Unabhängigkeit zurückgelegt<br />
haben. Für Ghana wird die Entwicklung zwischen den<br />
Jahren 1957 bis 1962, für den Kongo-Leopoldville die zwischen 1959<br />
und 1962 und für Ägypten die zwischen 1952 und 1962 dargestellt.<br />
Ziegler identifiziert sich auf humane Weise mit den fortschrittlichen<br />
und revolutionären, für kurze oder längere Zeit die politischen Geschicke<br />
ihrer Länder bestimmenden Kräften und zeichnet die Entwicklungsprozesse<br />
aus ihrem Blickwinkel nach. Damit ermöglicht er<br />
dem mit den neuen Gesellschaften des afrikanischen Kontinents<br />
nicht vertrauten Lesers aufschlußreiche Einblicke in die sozialen<br />
ökonomischen und politischen Probleme dieser Länder. Doch bleiben<br />
Zieglers Darstellungen fragmentarisch und unbefriedigend. Dies ist<br />
offenbar eine Folge des subjektiv-individualistischen Ansatzes der<br />
seinen Interpretationen zugrunde liegenden Theorie (13—39, 271 bis<br />
280). Sie hat es nicht auf eine Analyse der gesamtgesellschaftlichen<br />
Zusammenhänge abgesehen, sondern auf das „Verstehen" des Phänomens<br />
„des Kampfes einander entgegengesetzter Klassen um die<br />
Kontrolle des Staates und der Macht" (14); also auf die Erhellung der<br />
politischen Prozesse und nicht zugleich auch deren sozio-ökonomischer<br />
Bedingungen, letztlich imperialistischen Abhängigkeiten der<br />
drei untersuchten — im kongolesischen Falle kaum mehr als intendierten<br />
— Revolutionen. Der theoretische Ansatz Zieglers tritt<br />
vor allem an seinem Begriff der Klasse (40, 275) hervor, den er, wie<br />
es scheint, mit dem Begriff einer im Prinzip konservativen „Revolution<br />
in Permanenz" nicht zufällig in Zusammenhang bringt (279).<br />
Margarete Tjaden-Steinhauer (Marburg)<br />
Steinhauer, Margarete: Die politische Soziologie Auguste<br />
Comtes. Marburger Abhandlungen zur Politischen Wissenschaft,<br />
hrsg. v. Wolfgang Abendroth, Bd. 7, Verlag Anton Hain,<br />
Meisenheim am Glan 1966 (268 S., brosch., 19,— DM).<br />
Auf dem Hintergrund der noch von aufklärerisch-emanzipatorischem<br />
Interesse getragenen, liberalen — und partiell schon sozialstaatliche<br />
Kautelen enthaltenden — gesellschaftstheoretischen Konzeption<br />
Condorcets zeichnet St. zunächst allgemeine Strukturen der<br />
Comteschen Gesellschaftstheorie, dann — sehr detailliert und exakt<br />
belegt — die wesentlichen Gehalte seiner politischen Soziologie nach.<br />
Aufgrund der Analyse des darin zentralen organischen Gesellschaftsbegriffes<br />
und seiner Konzeption von gesellschaftlichem Fortschritt<br />
gelangt sie zur Bestimmung der apologetischen Funktion seiner<br />
Theorie. Diese ergibt sich aus Herauslösung und Hypostasierung