02.03.2014 Aufrufe

Das Argument

Das Argument

Das Argument

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der arabisch-israelische Konflikt 429<br />

menden Revolutionsregimes zeigten anfangs eine gewisse Bereitwilligkeit<br />

zur Zusammenarbeit mit Israel auch in der schwierigen Flüchtlingsfrage<br />

(Aber die damals gegebenen Möglichkeiten werden von den<br />

hier vertretenen arabischen Autoren nicht mehr erwähnt).<br />

Diejenigen der israelischen Autoren, die der offiziellen Politik<br />

ihres Landes am nächsten stehen, setzen der arabischen <strong>Argument</strong>ation<br />

folgende Thesen entgegen:<br />

1. <strong>Das</strong> Recht der Juden auf Palästina ergebe sich aus der Verheißung<br />

der Genesis und der historischen Tradition des jüdischen Volkes,<br />

nicht aus der Balfour-Declaration.<br />

2. Die Feindseligkeit der Araber gegen Israel habe dessen Bindung<br />

an den Westen notwendig gemacht und ihm keinen Spielraum zu<br />

einer kooperativen Nah-Ost-Politik gelassen. Dies bedeute nicht, daß<br />

Israel kolonialistisch oder imperialistisch sei, da es seine Politik<br />

nicht von den westlichen Großmächten bestimmen lasse und in<br />

Afrika eine durchaus fortschrittliche Entwicklungs- und Hilfspolitik<br />

betreibe.<br />

3. Über Jahrtausende hinweg habe das jüdische Volk in der Diaspora<br />

seine Identität bewahrt. Erst durch die Aufklärung und die<br />

damit verbundenen Hoffnungen auf Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit<br />

aller Menschen sei diese Identität in Frage gestellt und der<br />

Hang zur Assimilation an die umgebenden Gesellschaften gestärkt<br />

worden. Die Zerstörung aller Hoffnungen der Aufklärung, die die<br />

rationalisierte Ermordung der Juden in den deutschen KZs manifest<br />

gemacht hat, bezeuge die permanente Bedrohung aller Juden in der<br />

Diaspora. Es sei daher notwendig, daß der Staat Israel auch der<br />

überwiegenden Majorität der Juden, die noch nicht seine Bürger<br />

sind, als Zufluchtsort in Zeiten der akuten Gefahr offen stehe.<br />

4. <strong>Das</strong> Flüchtlingsproblem sei durch den Krieg der Araber gegen<br />

Israel entstanden, daher trügen die Araber die Verantwortung für<br />

seine Lösung.<br />

5. Ein Ansatz zu einer Verständigung ergebe sich erst dann, wenn die<br />

Araber bereit seien, Israels Recht auf staatliche Existenz anzuerkennen<br />

und mit ihm zusammenzuarbeiten.<br />

Der Konflikt bewahrt also in diesem Zusammenprall die ausweglose<br />

Feindseligkeit zweier Nationalismen. Dazu gewinnt er eine neue<br />

Dimension durch den Kampf der Araber gegen den Einfluß der<br />

Westmächte auf ihre Wirtschaft und ihre politischen Entscheidungen,<br />

insofern sich Israel, um seine Staatlichkeit zu bewahren, auf die<br />

Seite der Westmächte stellt.<br />

Die hilflosesten Opfer dieses Konflikts sind neben den Flüchtlingen<br />

— das machen ihre Beiträge in diesem Band deutlich — die in<br />

Israel wohnenden Araber. Ihre Aufstiegschancen und ihre Möglichkeiten<br />

zur Beteiligung am öffentlichen Leben sind gering. Sie fühlen<br />

sich als Bürger zweiter Klasse. Es gelingt ihnen nicht, eine arabische<br />

oder israelische Identität zu gewinnen. Sie leben in einem „univers<br />

concentrationnaire psychologique qui les emprisonne" (Atallah Mansour:<br />

Pour éliminer les poussières des retombées radioactives de la<br />

haine).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!