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Das Argument

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I. Philosophie 435<br />

die immerhin noch zu Gedanken über die gegenwärtige Gesellschaft<br />

durch die Sache des Fortschritts sich provozieren ließen, ihn als eine<br />

Angelegenheit der instrumenteilen Vernunft, der man sich, apologetisch<br />

oder häufiger lamentierend, ,zu wendet', die im übrigen jedoch<br />

das Geschäft weder der Einzelwissenschaften noch das der Philosophie<br />

irgend eingreifend zu bewegen vermag.<br />

Eine Anzahl von Vorträgen gilt historischen und philologischen Problemen.<br />

H. R. Jaus s unternimmt eine neue Interpretation der Querelle des<br />

anciens et des modernes, jenes literarischen Streites, der um die Wende<br />

zum achtzehnten Jahrhundert in Frankreich über die Gültigkeit des ästhetischen<br />

Vorbildes der Antike geführt wurde. Historisch wird der Gegensatz<br />

zwischen den Parteien zu vermitteln versucht, sachlich auf der<br />

Scheidung von historischem Bewußtsein im Sinn des Historismus und<br />

aufklärerischem Fortschrittsdenken insistiert, wobei das letztere, polemisch<br />

gegen W. Krauss, dem Verdikt der Ideologie verfällt (cf. 72). —<br />

L. Oeing-Hanhoff referiert übersichtlich die Vorstellungen der Philosophen<br />

seit Aristoteles vom Fortschritt in der Philosophie; fast alle scheinen<br />

von einem solchen mehr oder weniger überzeugt gewesen zu sein.<br />

Heute soll ein ^Kriterium für philosophische Fortschritte einzig noch in<br />

denen der Methodenreflexion vorliegen. — H. Lübbe gibt eine ebenso<br />

unprätentiöse wie nützliche Geschichte des Säkularisierungsbegriffs, den<br />

er „weniger als eine Kategorie, durch die man begreift, denn als Funktion,<br />

ja gelegentlich als Parole in den ideenpolitischen Auseinandersetzungen<br />

zwischen Glauben und moderner Welt" (239) versteht.<br />

Unter dem Titel „Revolution und Tradition" geht es H. B a r t h um eine<br />

Bestimmung der politischen Implikationen von Philosophie. Seit je habe<br />

diese sich als einheitsstiftend für das Gemeinwesen begriffen, dabei ,Unisicherheit'<br />

und .Wagnis' prinzipiell in Kauf nehmen müssen und, als<br />

Kritik, „Herausforderung des Herkömmlichen und Eingespielten" (152)<br />

bedeutet. Aus derlei Revolutionärem an der Erkenntnis selbst' (154), das<br />

genauer wohl ein Relativistisches heißen müßte, folge, daß die „Struktur<br />

der politischen Ordnung" notwendig mit der Philosophie verbunden sei,<br />

diese selbst sich für eine Ordnung ,einzusetzen' habe, welche ihr erlaube,<br />

,das Gerechte' „immer angemessener zu bestimmen" (159). — Vertritt<br />

Barth eine schulphilosophische Position, so doch eine kantisch-aufgeklärter<br />

Rationalität; von dem Beitrag „Ewiges Sein in der Zeit" des Politologen<br />

E. Voegelin läßt sich das nicht behaupten. „Gedrängt", „einen<br />

Seinsverhalt anzuerkennen, der Philosophie wie auch Geschichte umspannt"<br />

(267), vermag Voegelin diesen .Seinsverhalt' gleichwohl nicht zu<br />

begreifen: „er muß als das Mysterium der Geschichte angesprochen werden"<br />

(284). „<strong>Das</strong> Ereignis der Philosophie" (275 u. ö.) ist ihm das neue<br />

neuplatonische: „Vom zeitlichen Pol her wird die Spannung als ein liebendes<br />

und hoffendes Drängen zur Ewigkeit des Göttlichen erfahren; vom<br />

Pol des ewigen Seins her als ein gnadenhaftes Anrufen und Eindringen."<br />

(277) <strong>Das</strong> ontologische Kunstgewerbe steht seinerseits in einer der Komik<br />

nicht entbehrenden ,Spannung' zu der Pedanterie des Autors, der sich<br />

nicht genugtun kann, „Schichten auseinanderzuhalten", „terminologische<br />

Unterscheidungen einzuführen" (283), den ,Seinsverhalt' nach Erstens*<br />

Zweitens, Drittens und Viertens aufzugliedern und immer wieder „noch<br />

zwei Punkte" (269) anzumerken. — In ähnliche Gegenden, aber mittels<br />

philosophischer <strong>Argument</strong>ation, führt auch der Vortrag von K.-H. Volkmann-Schluck.<br />

Er versucht, am Beispiel der Hegeischen Philosophie<br />

das Verhältnis von Metaphysik und Geschichte überhaupt zu klären. Aus<br />

der Verlegenheit, die Phänomenologie des Geistes dem System Hegels

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