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Das Argument

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II. Soziologie 481<br />

eminent politisch ist: die Community Bewegungen sind der Versuch<br />

der amerikanischen Mittelschichten, „über Sinn und ,richtigen'<br />

Weg der Gesellschaftsentwicklung" zu befinden. Beide Begriffe,<br />

community organisation und community development, lassen sich<br />

nur historisch aus der amerikanischen Verwaltungspraxis verstehen;<br />

alle nicht-historischen, immanenten Definitionsversuche sind<br />

willkürlich, ideologisch und widersprüchlich (s. 23/24, wo einige<br />

Literaturproben für die Definitionsversuche für community development<br />

gegeben werden). Im allgemeinen wird community organisation<br />

in den USA unter einem zweifachen Aspekt gesehen: unter<br />

einem „technisch-materiellen" oder einem „sozio- und psychotechnischen"<br />

Aspekt. (31) Beide Aspekte richten sich gegen die zunehmende<br />

Spezialisierung gesellschaftlicher Aufgaben und gegen die<br />

auf Gemeindeebene feststellbaren Desintegrationserscheinungen. Dabei<br />

münden die „technisch-materiellen Integrationsversuche" in die<br />

Forderung nach rationeller Stadtplanung (dieser Aspekt wird in<br />

diesem Buch nicht behandelt, sondern nur erwähnt), während das<br />

„sozio- und psychotechnische Integrationsmodell" auf die Anpassung<br />

der Subjekte an die gegebenen Verhältnisse hinarbeitet, anstatt auf<br />

die Veränderung dieser Verhältnisse selbst. Die amerikanische Sozialarbeit<br />

steht unter dem Zeichen des letzteren Integrationsmodells,<br />

also der Anpassung der Subjekte an das vorhandene Sozialsystem.<br />

Die Autoren leiten den vorwiegend „sozialmanipulativen" Charakter<br />

der amerikanischen Sozialarbeit daraus ab, daß der Entstehungsort<br />

der Community-Bewegung „in den Lücken der administrativen<br />

Kompetenz, aber außerhalb des politischen' Geschehens liegt" (74).<br />

Indem die Autoren das emotional einsichtige Verhalten dieser amerikanischen<br />

„Bürgerschaftsaktivität" sichtbar machen und das Mißtrauen<br />

gegenüber der formalen Verwaltungspraxis anerkennen, warnen sie<br />

gleichzeitig vor einem „falsch verstandenen Rationalismus" (im Sinne<br />

einer technizistischen Anpassungsideologie) und ziehen das politische<br />

richtige Fazit aus der amerikanischen Community-Bewegung: „Vermenschlichung<br />

des gemeinsamen <strong>Das</strong>eins kann nicht neben und im<br />

Gegensatz zu den gegebenen Institutionen, sondern nur in ihnen und<br />

durch sie hindurch geschehen." (92)<br />

Heide Berndt (Frankfurt/Main)<br />

Leben in der Stadt! Vorträge, Aussprachen und Ergebnisse<br />

der 13. Hauptversammlung des Deutschen Städtetags, Nürnberg<br />

9. bis 11. Juli 1965. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1965 (240 S.,<br />

kart., 9,80 DM).<br />

Die großen Gemeinden, deren Interessen der Deutsche Städtetag<br />

repräsentiert*), sind die institutionellen Hüter des „salus publica<br />

suprema lex" (nach dem Schlußwort von Hillebrecht, dem Stadtplaner<br />

von Hannover). Ihnen obliegen viele der volkswirtschaftlich ent-<br />

*) Die kleineren Gemeinden, Mittel- und Kleinstädte, sind im Deutschen<br />

Städtebund zusammengefaßt. Ihre Interessen haben i. G. zu dem<br />

Deutschen Städtetag wenig progressiven Charakter.

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