Das Argument
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500 •Besprechungen<br />
Frühjahr 1919 (203 ff.). Die große Sozialisierungs- und Mitbestimmungsbewegung<br />
zwischen Januar und April 1919, die ihre Höhepunkte<br />
in riesigen Streikaktionen in den hauptsächlichen deutschen<br />
Industriezentren fand, wird kaum analysiert. Ihr ausschlaggebender<br />
politischer Träger — die linke USPD — wird übergangen; die fast<br />
vollständige organisatorische und politische Einflußlosigkeit und die<br />
innere Zerrissenheit der KPD in dieser Zeit werden kaschiert (vgl.<br />
dazu von Oertzen, a.a.O. 85/6, 110 ff., 133 ff., bes. 140 ff.). Die Märzkämpfe<br />
1921 (312 ff.). Der Verschleierung der wirklichen Politik der<br />
historischen KPD dient auch die ganz apologetische Darstellung, die<br />
von jener kurzen merkwürdigen Phase der „Offensivtheorie" und<br />
ihrem Höhepunkt der sog. „Märzaktion" gegeben wird. <strong>Das</strong> Jahr<br />
1923 und der Hamburger Oktoberaufstand (375 ff.). <strong>Das</strong> entscheidende<br />
Problem der revolutionären Krise vom Spätsommer 1923 wird<br />
nicht diskutiert: Die Frage, ob eine entschlossene revolutionäre Politik<br />
nicht im unmittelbaren Anschluß an die spontanen August-Streiks<br />
hätte zur Aktion schreiten müssen. Daß weder hier, noch an irgendeiner<br />
anderen Stelle die überaus wichtigen Zusammenhänge zwischen<br />
der Politik der KPD und den Fraktionskämpfen in der III.<br />
Internationale und in der Russischen KP erörtert werden, versteht<br />
sich fast von selbst.<br />
Dies sind nur einige Streiflichter auf die Schwächen der Darstellung.<br />
Charakteristisch ist ferner, daß sie jede ernsthafte Auseinandersetzung<br />
mit anderen Auffassungen vermeidet, gelegentlich polemische<br />
Seitenhiebe (z. B. S. 73 und 323) ausgenommen. Dementsprechend<br />
fehlt — trotz umfangreicher Dokumentation — auch ein diskutabler<br />
wissenschaftlicher Apparat.<br />
Peter von Oertzen (Hannover)<br />
Garaudy, Roger: Le problème chinois. Collection Evénements,<br />
Seghers, Paris 1967 (316 S., brosch., 18,40 frs).<br />
Der französische Kommunist Garaudy ist auf drei Ebenen um Verstehen<br />
bemüht: 1. welches sind die objektiven Elemente, die das<br />
„chinesische Modell" des Sozialismus bedingen? 2. welches sind die<br />
subjektiven Eigenheiten im chinesischen Leitbild? und 3. was folgt<br />
daraus für nichtchinesische Marxisten?<br />
Daß es verschiedene „Modelle" der sozialistischen Revolution gibt,<br />
ist keine neumodische Ketzerei 1 . Garaudy erinnert an eine 1919 gehaltene<br />
Rede Lenins über die Aufgabe der Revolution in den Ländern,<br />
„wo die Hauptmasse der Bevölkerung Bauern sind und wo es<br />
den Kampf nicht gegen das Kapital, sondern gegen die Überreste<br />
des Mittelalters zu führen gilt" („Werke", Bd 30, S. 146). Auf dem<br />
II. Kongreß der Kommunistischen Internationale verwarf Lenin, nach<br />
einer Diskussion mit dem Inder Roy, die Annahme, „daß das kapitalistische<br />
Entwicklungsstadium für die zurückgebliebenen Völker<br />
1 Vgl. Franz Marek „Philosophie der Weltrevolution", Europaverlag,<br />
Wien 1966.