Das Argument
Das Argument
Das Argument
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
425<br />
und „die Bedeutung, die der lebendige Mensch in dieser Hierarchie<br />
... einnimmt" (205 f). Zum reaktionären Rassismus wird dieser Protest<br />
dort, wo auf „Kultur und Hautfarbe zurückgeführt wird, was in<br />
Wirklichkeit ein Prinzip des Kapitalismus ist. Senghor geht in seiner<br />
Absurdität so weit, daß er dem „Negro-Afrikaner" eine spezifische<br />
Form der Erkenntnis zuschreibt. Denn: „Die Neger-Vernunft... ist<br />
nicht... die urteilende Vernunft des Europäers, die Augen-Vernunft,<br />
sondern die Berührungs-Vernunft, die sympathische Vernunft, die<br />
mehr vom logos als von der ratio hat" (199). Gemäß dieser Vernunft<br />
kenne der Afrikaner das Subjekt-Objekt-Verhältnis nicht, denn er<br />
sei als Subjekt im Objekt selbst. Der Negro-Afrikaner „ist ein Sinnenmensch,<br />
ein Wesen mit offenen Sinnen, ohne Mittler zwischen<br />
Subjekt und Objekt, er ist Subjekt und Objekt zugleich" (156). Er<br />
sieht das Objekt nicht, er fühlt es" (198). „Der Negro-Afrikaner also<br />
sympathisiert und identifiziert sich und entsagt sich selbst, um wiedergeboren<br />
zu werden im Anderen" (198). In solchem entfremdeten<br />
Protest gegen die dualistische Herrschaftsvernunft reproduziert<br />
Senghor naiv Rassenideologie. Schon Hegel verachtet die Afrikaner,<br />
die keine Objektivität kennen, und betont, „daß im inneren Afrika<br />
das Bewußtsein überhaupt noch nicht zu der Anschauung eines<br />
festen Objektiven, einer Objektivität gekommen ist" (Cf. Die Vernunft<br />
in der Geschichte, Hamburg 1955, S. 217). Und: „Bei den Negern<br />
ist nämlich das Charakteristische gerade, daß ihr Bewußtsein noch<br />
nicht zur Anschauung irgendeiner festen Objektivität gekommen<br />
ist" (Ebd., 218). Was Hegel eigentlich unter Afrika versteht, „das ist<br />
das Geschichtslose und Unaufgeschlossene, das noch ganz im natürlichen<br />
Geiste befangen ist..." (Ebd., 234) — Fanon zitiert „jenes grimmige<br />
Wort der senegalesischen Patrioten" über die Manöver ihres<br />
Präsidenten Senghor: „Wir haben die Afrikanisierung der Kader<br />
verlangt, und siehe da, Senghor afrikanisiert die Europäer" (Die<br />
Verdammten dieser Erde, Frankfurt 1966, S. 35). Fanon hätte ergänzen<br />
können: Selbst Hegels ,gelehrsamen' Dilettantismus über Afrika<br />
vermochte Senghor zu ,afrikanisieren'.<br />
Baber Johansen<br />
Der arabisch-israelische Konflikt<br />
I. Zur Entstehungsgeschichte<br />
Sykes, Christopher: Kreuzwege nach Israel. Die Vorgeschichte<br />
des jüdischen Staates. C. H. Beck Verlag, München 1967<br />
(448 S., Ln., 38,— DM).<br />
<strong>Das</strong> Werk Sykes setzt ein mit der Balfour-Declaration, schildert<br />
die damit schwer vereinbaren Zusagen der Alliierten gegenüber den