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Das Argument

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und „die Bedeutung, die der lebendige Mensch in dieser Hierarchie<br />

... einnimmt" (205 f). Zum reaktionären Rassismus wird dieser Protest<br />

dort, wo auf „Kultur und Hautfarbe zurückgeführt wird, was in<br />

Wirklichkeit ein Prinzip des Kapitalismus ist. Senghor geht in seiner<br />

Absurdität so weit, daß er dem „Negro-Afrikaner" eine spezifische<br />

Form der Erkenntnis zuschreibt. Denn: „Die Neger-Vernunft... ist<br />

nicht... die urteilende Vernunft des Europäers, die Augen-Vernunft,<br />

sondern die Berührungs-Vernunft, die sympathische Vernunft, die<br />

mehr vom logos als von der ratio hat" (199). Gemäß dieser Vernunft<br />

kenne der Afrikaner das Subjekt-Objekt-Verhältnis nicht, denn er<br />

sei als Subjekt im Objekt selbst. Der Negro-Afrikaner „ist ein Sinnenmensch,<br />

ein Wesen mit offenen Sinnen, ohne Mittler zwischen<br />

Subjekt und Objekt, er ist Subjekt und Objekt zugleich" (156). Er<br />

sieht das Objekt nicht, er fühlt es" (198). „Der Negro-Afrikaner also<br />

sympathisiert und identifiziert sich und entsagt sich selbst, um wiedergeboren<br />

zu werden im Anderen" (198). In solchem entfremdeten<br />

Protest gegen die dualistische Herrschaftsvernunft reproduziert<br />

Senghor naiv Rassenideologie. Schon Hegel verachtet die Afrikaner,<br />

die keine Objektivität kennen, und betont, „daß im inneren Afrika<br />

das Bewußtsein überhaupt noch nicht zu der Anschauung eines<br />

festen Objektiven, einer Objektivität gekommen ist" (Cf. Die Vernunft<br />

in der Geschichte, Hamburg 1955, S. 217). Und: „Bei den Negern<br />

ist nämlich das Charakteristische gerade, daß ihr Bewußtsein noch<br />

nicht zur Anschauung irgendeiner festen Objektivität gekommen<br />

ist" (Ebd., 218). Was Hegel eigentlich unter Afrika versteht, „das ist<br />

das Geschichtslose und Unaufgeschlossene, das noch ganz im natürlichen<br />

Geiste befangen ist..." (Ebd., 234) — Fanon zitiert „jenes grimmige<br />

Wort der senegalesischen Patrioten" über die Manöver ihres<br />

Präsidenten Senghor: „Wir haben die Afrikanisierung der Kader<br />

verlangt, und siehe da, Senghor afrikanisiert die Europäer" (Die<br />

Verdammten dieser Erde, Frankfurt 1966, S. 35). Fanon hätte ergänzen<br />

können: Selbst Hegels ,gelehrsamen' Dilettantismus über Afrika<br />

vermochte Senghor zu ,afrikanisieren'.<br />

Baber Johansen<br />

Der arabisch-israelische Konflikt<br />

I. Zur Entstehungsgeschichte<br />

Sykes, Christopher: Kreuzwege nach Israel. Die Vorgeschichte<br />

des jüdischen Staates. C. H. Beck Verlag, München 1967<br />

(448 S., Ln., 38,— DM).<br />

<strong>Das</strong> Werk Sykes setzt ein mit der Balfour-Declaration, schildert<br />

die damit schwer vereinbaren Zusagen der Alliierten gegenüber den

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