Das Argument
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IV. Soziale Bewegung und Politik 503<br />
wickeln konnte, weil die chinesische Gesellschaft die Phase der kapitalistischen<br />
Produktionsweise übersprungen hat. Der schwerste Fehler<br />
der chinesischen Führer, schließt Garaudy seinen im wesentlichen<br />
zutreffenden Essay, liege in dem hartnäckig verfochtenen Anspruch,<br />
ihr Modell für universal gültig zu halten und damit die Hegemonie<br />
innerhalb; der revolutionären Weltbewegung zu beanspruchen. Sobald<br />
einmal dieses Hindernis einer Verständigung ausgeräumt sein<br />
werde, könnten Lösungen zur Überwindung der Spaltung gefunden<br />
werden.<br />
Es fehlt nicht an Sachfehlern im historischen Exposé; so ist es z. B.<br />
unrichtig, daß die Lehre von der „permanenten Revolution" erst<br />
zur Rechtfertigung des Schnelltempos beim Übergang zum Kommunismus<br />
herangezogen wurde; in Wirklichkeit ist dieses Theorem bei<br />
Mao Tse Tung sehr alt und keineswegs nur in dem von Marx verwendeten<br />
Sinn gebraucht (Übergang von der bürgerlichen zur sozialistischen<br />
Revolution). Trotz mancher Fehleinschätzungen muß man<br />
Garaudys Arbeit als Beitrag zu jenem Denkprozeß werten, der nicht<br />
die Revision des Marxismus anstrebt, sondern dessen Renaissance.<br />
Der Dokumenten-Anhang ist mager.<br />
Bruno Frei (Wien)<br />
'<br />
Davidson, Basil: Vom Sklavenhandel zur Kolonialisierung.rde<br />
266/267. Rowohlt Verlag, Reinbek b. Hamburg 196/6<br />
(253 S., kart., 4,80 DM).<br />
Rückblickend auf die während der Feudalzeit Ausdruck in Gestalten<br />
der Anerkennung findenden Beziehungen zwischen Europà<br />
und Afrika, verfolgt der Verfasser die Spur der Zerstörung, die<br />
der Sklavenhandel, im Maße seiner rücksichtslosen Kapitalisierung<br />
und Organisation, im Gebiet der west- und ostafrikanischen Küste<br />
grub (z. B. in Kenia, Ghana, Kongo und Guinea); zweitens die Auswirkung<br />
des aus ihm sich ergebenden Gewinns auf Wirtschaftsentwicklungen<br />
in Europa (unter besonderer Berücksichtigung Englands).<br />
<strong>Das</strong> Buch gibt in diesem Zusammenhang über die wechselnden<br />
Bestimmungen Aufschluß, die mit den sich verändernden Interessenlagen<br />
den Eingeborenen zuteil geworden sind, und hebt die Abhängigkeit<br />
der Meinungen und die Revozierung von Erkenntnissen<br />
unter dem Druck von Interessen hervor. — Im 15. Jahrhundert, während<br />
der Blüte des Goldhandels, setzte, zuerst zum Zweck der Information,<br />
die Praktik des Überfalls und des gewohnheitsmäßigen<br />
Menschenraubs ein, den die Entdeckungs- und Handelsreisenden, im<br />
Hinblick auf die wachsende Nachfrage des Absatzmarktes, kommerzialisierten.<br />
Die Portugiesen brachen noch im selben Jahrhundert<br />
das auf Überlandversand beruhende uralte Monopol der islamischen<br />
Mittelmeerstaaten auf den Sklavenhandel. Erst nach der<br />
Entdeckung von Amerika wurde der Prozeß der grauenhaftesten<br />
und vollständigen Konsumption von Sklaven aus dem Bedürfnis der<br />
westindischen Plantagenbesitzer und mittelamerikanischen Berg-