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18. Leipziger - abooks

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66<br />

Stand 53<br />

ANTIQUARIAT ULRICH HEIDER<br />

Brunhildplatz 12 • D – 50739 Köln<br />

Telefon / Fax (02 21) 3 79 75 58 • mobil (01 63) 4 20 66 74<br />

e-mail: ulrich.heider@gmx.de<br />

Illustrierte Bücher • Kunst • Fotografie • Philosophie<br />

– Schriftsteller in schwerer Zeit –<br />

Kaiser, Georg (1878 – 1945). 19 Briefe, davon 18<br />

handschriftlich, 2 Postkarten mit Unterschrift an<br />

Leroy Marion Linick, vom 21.7.1934 – 30.1.1939<br />

aus Grünheide und die beiden letzen aus dem Parkhotel<br />

Sonnenberg Engelberg in der Zentralschweiz.<br />

19 Bll. 4° – Gr.4°, davon 13 beidseitig beschrieben,<br />

alle Umschläge. 1.800,-<br />

Der Amerikaner Linick (geb. 1907) war Doktorand an der Philosophischen<br />

Fakultät Zürich und schrieb an einer Arbeit mit dem Titel: „Der<br />

Subjektivismus im Werke Georg Kaisers“ (erschienen 1937 und 1938<br />

in Straßburg). Kaiser dürfte er im Verlauf des Jahres 1934 kontaktiert<br />

haben, und der Schriftsteller<br />

antwortete, „Ich<br />

habe den Wunsch mich<br />

mit Ihnen lange zu unterhalten.“<br />

Ein später<br />

avisiertes Treffen der<br />

beiden hat nie stattgefunden.<br />

Kaiser nutzte seine Briefe dann, um Linick Positionen seines<br />

Denkens und Arbeitens klar zu machen. „Manchmal denke ich an<br />

mich selbst zurück wie an eine Legende. Voller Unwahrscheinlichkeit.<br />

Ich gerate mehr und mehr in Selbstvergessenheit. Ich weiß von<br />

mir nur noch wenig.“ (Februar 1935) oder „Mein Roman „Es ist genug“<br />

ist nicht vollständig veröffentlicht. Mein Verleger ließ mir damals<br />

kein Zeit das Werk zu Ende zu schreiben. Es fehlt der zweite<br />

Band. Wenn ich an diese Niedertracht des Verlegers denke, wird mir<br />

noch rot vor Augen. Den letzten Brief und eine Postkarte schickte<br />

Kaiser aus dem Schweizer Exil: „Seit einem halben Jahr bin ich nicht<br />

mehr in Deutschland. Ich bin in der Schweiz und will weiter. Ich will<br />

nach USA. Wann werde ich dort eintreffen? Die Schwierigkeiten sind<br />

groß“ Nach Amerika sollte er nicht mehr kommen; Kaiser starb 1945<br />

in der Schweiz. (beiliegend Linicks Lebenslauf und seine Versicherung<br />

der eigenständigen Autorschaft für die Dissertation).<br />

Münchhausen, Börries Freiherr von (1874 – 1945). 30 ms. Briefe mit Unterschrift,<br />

davon 2 mit handschriftlichen Zusätzen, 8 handschriftliche Postkarten vom 28.6.1929 –<br />

25.2.1944 an den Philologen Conrad Höfer. Einige<br />

Antwortbriefe Höfers in Kopie. 3.000,-<br />

Inhaltsreicher und überaus spannender Briefwechsel der beiden<br />

Bibliophilen. Münchhausen legt Zeugnis für seine Enttäuschung hinsichtlich<br />

der eigenen Rolle im Dritten Reich ab. Anfangs geehrt war er<br />

zunehmend in die Kritik geraten, u.a. wurde ihm auch der Vorsitz der<br />

Bibliophilen Gesellschaft genommen. Deswegen zürnte er u.a. dem<br />

„Freund und Duzbruder Hanns Johst“ (Brief vom 13.7.40 – der Brief<br />

enthält auch einige Anmerkungen zu Gottfried Benn). Aber ich trug es<br />

mit einem eigentümlichen Gemisch von (selbstverständlich! Ehrlichem)<br />

Zorn, von Wehmut und von händereibendem Behagen. Ich<br />

habe gerade wieder wegen einer Echtermeyer-Besprechung einige<br />

Wochen so sehr in der „Drecklinie der Politik“ und der heutigen Presse-<br />

Öffentlichkeit gestanden, dass ich sehr tief glücklich aufatmend das<br />

Osterfest mit sauberen Menschen und in Fröhlichkeit und köstlichem<br />

Genuß von Gedichten und Gesprächen, von Brasil und Bockbier, von<br />

Burgunder und Schnepfe verlebte“ Der Enttäuschung folgte zunächst<br />

und hier gut ablesbar der (verordnete) weitgehende Rückzug ins<br />

Private. (einige Blätter am Rand gelocht).

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