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Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - Plenarprotokoll 5/23 - 7. Oktober 2010 1669<br />
sprach von einer Jobmaschine Flughafen für die Region Teltow,<br />
die wir dort zu erwarten hätten. Die Region Teltow braucht keine<br />
Jobmaschine. Wir stehen am Rande der Vollbeschäftigung.<br />
Insofern können wir uns das gern sparen. Im Gegenteil: Die<br />
prosperierende Region, den wirtschaftlichen Aufschwung, der<br />
im Land Brandenburg im Wesentlichen auch von dieser Region<br />
getragen wird, den würgen Sie ab.<br />
(Zurufe von der Fraktion DIE LINKE)<br />
Es ist nicht Ihr Verdienst, dass es dort gut läuft. Aber die Region<br />
zu töten, den Aufschwung dort abzuwürgen, das bekommen<br />
Sie als Landesregierung wirklich gut hin.<br />
Wo liegt denn nun die Verantwortung? Verantwortlich ist die<br />
Landesregierung als Planungsbehörde. Verantwortlich ist die<br />
Flughafengesellschaft, die bestellt, was sie hinterher bekommt,<br />
und natürlich auch die Deutsche Flugsicherung. Wie immer in<br />
solchen Situationen, schiebt es der eine auf den anderen. Da<br />
wird zunächst gesagt: Wir planen als Landesregierung nur am<br />
Boden und planen nicht, was in der Luft ist. - Natürlich haben<br />
Sie aber berücksichtigt, wer betroffen sein soll, und haben Routen<br />
festgeschrieben. Sie haben in den Planverfahren Betroffenenzahlen<br />
geplant und Zahlen genannt, wie viele Menschen<br />
dann von Überflügen belastet würden. Sie haben auch Maßnahmen<br />
geplant, wie mit denen dann umgegangen werden soll.<br />
Die Deutsche Flugsicherung ist natürlich auch nicht schuld.<br />
Die sagt: Die Flughafengesellschaft bestellt parallele Abflüge,<br />
also müssen wir knicken, und zwar nach Westen um 15 Grad.<br />
Erstaunlich ist, die vorliegenden knicken um 45 Grad und nicht<br />
um 15 Grad. Hier ist deutlich mehr getan worden. Der Verdacht,<br />
den wir in der Region haben, ist, mittelfristig eben doch Nachtflüge<br />
ermöglichen zu wollen, weil nur so erklärlich ist, dass auf<br />
diese Art und Weise geflogen wird. Man kann die Gemeinde<br />
Blankenfelde-Mahlow auch aussparen, indem man zwischen den<br />
Gemeinden durchfliegt, wie es bei der nördlichen Route geplant<br />
ist, und dann nicht noch einmal nach Norden abknickt. Das ist<br />
nämlich gegenwärtig bei diesen Flugrouten vorgesehen. Auch insofern<br />
ergeben sich Möglichkeiten, Lärm zu minimieren, ohne<br />
neu in diesem Umfang zu belasten, wie es gegenwärtig geschieht.<br />
Für die Bürger in der Region Teltow, Stahnsdorf, Kleinmachnow<br />
heißt das wie für andere neu Betroffene, für die Großbeerener<br />
in gleicher Weise: Erst wurde uns gesagt, ihr werdet nicht<br />
beteiligt, weil ihr nicht betroffen seid. Jetzt wird uns gesagt: Ihr<br />
seid zwar betroffen, werdet aber nicht mehr beteiligt, weil das<br />
Verfahren abgeschlossen ist.<br />
(Zuruf des Abgeordneten Krause [DIE LINKE])<br />
Der Staatssekretär meint: Wir haben euch nicht beschissen. Das<br />
stimmt, beschissen wurden wir nicht, wir wurden ausgetrickst<br />
und getäuscht. Ein solches Verhalten ist eines demokratischen<br />
Rechtsstaates unwürdig.<br />
(Holzschuher [SPD]: Jetzt reicht es, Herr Goetz, machen<br />
Sie sich nicht lächerlich!)<br />
Jeder Hütchenspieler in der Berliner Fußgängerzone ist ein<br />
Musterbeispiel für Lauterkeit und Ehrlichkeit im Vergleich zu<br />
dem, was diese Landesregierung, was die hier zuständigen Behörden<br />
in diesem Punkt abgezogen haben.<br />
(Anhaltende Zurufe von SPD und der Fraktion DIE<br />
LINKE)<br />
Angeblich werden 100 000 Leute vom Lärm entlastet. 200 000<br />
neu belastete wird es geben! Wir als Region fordern, die Prioritäten<br />
zu ändern. Wir fordern absolute Transparenz - da sind<br />
wir uns scheinbar einig -<br />
(Frau Kaiser [DIE LINKE]: Nicht scheinbar!)<br />
und Aufnahme sämtlicher betroffener Kommunen in die Kommission.<br />
Wir fordern, die Prioritäten zu ändern. Natürlich kommt Sicherheit<br />
zuerst. Aber dann sollten eben doch der Lärmschutz<br />
und die Interessen der Betroffenen vor der Wirtschaftlichkeit<br />
beachtet werden. Ob der Weg nach Moskau 50 Kilometer länger<br />
oder kürzer ist, wird für die Flugroute am Ende nicht das<br />
Entscheidende sein.<br />
Wir fordern alternative Routengestaltungen und auch zu prüfen,<br />
ob wirklich 15 Grad oder 45 Grad notwendig sind. Wir fordern<br />
selbstverständlich als Ziel, nicht im entferntesten daran zu<br />
denken, mittelfristig auch nachts zu fliegen.<br />
(Anhaltende Zurufe und Unruhe)<br />
Wenn der Flughafenchef der falsche ist, weil er sich uneinsichtig<br />
zeigt, dann gibt es einen Eigentümer. Der Eigentümer ist zu<br />
37 % das Land Brandenburg. Der Eigentümer, der Aufsichtsrat,<br />
ist derjenige, der letztendlich darüber entscheidet, wer Flughafenchef<br />
ist und wie dort gearbeitet wird.<br />
Vor einem Jahr gab es eine Reisegesellschaft.<br />
Herr Präsident, ich bitte um ein bisschen Nachsicht, ich bin<br />
hier an diesem Pult der Einzige aus der Region.<br />
(Lachen)<br />
- Ja, das ist so!<br />
Ich weiß genau, dass meine Nachbarn mir sagen werden, was<br />
ich alles nicht gesagt habe. Als Mitglied einer kleinen Fraktion<br />
habe ich nur fünf Minuten Redezeit. Die Argumente sind endlos.<br />
Präsident Fritsch:<br />
Herr Goetz, Sie genießen meine Nachsicht schon über eine Minute.<br />
Goetz (FDP):<br />
Dann fasse ich noch kurz zusammen.<br />
(Weitere Zurufe und Unruhe)<br />
Aus den Bürgerinitiativen heraus ist gesagt worden - Herr Bretschneider<br />
war auch da -: Wir glauben Ihnen, wir glauben der<br />
Landesregierung, wir glauben den Behörden, die zuständig<br />
sind, nichts mehr. Wir können auch nicht von Aufsichtsratsmitgliedern<br />
Hilfe erwarten, die dann selbst dafür Sorge zu tragen<br />
haben, dass der Flughafen wirtschaftlich arbeitet. Man kann<br />
nicht eine Meute Hyänen beauftragen, einen Fleischberg zu bewachen.<br />
Aber Sie haben die Gelegenheit, uns durch Ihre Taten<br />
vom Gegenteil zu überzeugen. Diese Gelegenheit haben Sie.<br />
Allerdings haben Sie dafür keine zwei oder drei Jahre Zeit. Der