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1702 Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - Plenarprotokoll 5/23 - 7. Oktober 2010<br />
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das vorgelegte Konzept<br />
ist konsequent und zukunftsorientiert. Mit den neuen<br />
Strukturen werden wir den hohen Sicherheitsstandard im Land<br />
und die Handlungsfähigkeit der Polizei weiterhin in hoher Qualität<br />
gewährleisten. Das Konzept ist strikt an polizeifachlichen<br />
Gesichtspunkten orientiert und folgt den eingangs von mir beschriebenen<br />
Prämissen. Wir werden mit dem Konzept die Sicherheit<br />
der Bürger in allen Regionen unseres Landes weiterhin<br />
in hoher Qualität gewährleisten, die wahrnehmbare Polizeipräsenz<br />
und kurze Interventionszeiten erhalten und allen Kriminalitätsformen<br />
wirksam mit Strafverfolgung und Prävention<br />
begegnen. Dazu müssen wir die Organisationsstrukturen der<br />
Polizei straffen und verschlanken, erhalten aber gleichzeitig<br />
Revier- und Streifendienst mindestens auf dem Niveau, das wir<br />
heute schon haben.<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren, dieses Konzept wird<br />
einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass Brandenburg in der<br />
Zukunft eine moderne, kompetente, aber auch effiziente Landesverwaltung<br />
haben wird - mit einer Struktur, die sich aus<br />
meiner Sicht über viele Jahre bewähren wird. - Ich danke Ihnen<br />
für die Aufmerksamkeit.<br />
(Beifall SPD und DIE LINKE)<br />
Vizepräsidentin Große:<br />
Vielen Dank, Herr Minister. Wir setzen die Aussprache mit<br />
dem Beitrag der CDU-Fraktion fort. Herr Abgeordneter Petke,<br />
bitte.<br />
Petke (CDU):<br />
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Reihenfolge der Tagesordnungspunkte<br />
gibt Gelegenheit, auf das eine oder andere in<br />
der Debatte bereits Gesagte einzugehen.<br />
Kollege Dr. Woidke, der Stockfehler Ihres Vorgängers bei der<br />
Polizeireform lag nicht darin, darüber zu diskutieren, wie wir<br />
etwas in Brandenburg besser machen können, wie wir auch im<br />
Bereich der Polizei Einsparmaßnahmen oder andere Maßnahmen<br />
durchführen können. Jede Verwaltung muss sich verändern.<br />
Nichts bleibt statisch, wenn es gut bleiben soll. Der Stockfehler<br />
war, dass, bevor die Kommission ein Ergebnis präsentieren<br />
konnte, das tatsächliche Ergebnis bereits vorgegeben war,<br />
nämlich eine Reduzierung von 9 800 auf 7 000 Stellen. Diese<br />
Vorgabe hat dazu geführt, dass die Kommission nicht aus Sicht<br />
der inneren Sicherheit, sondern aus der rein fiskalischen Sicht<br />
nur das umsetzen konnte, was dort vorgegeben war.<br />
Es wird ohne Erfolg sein, den Versuch zu unternehmen, den Menschen<br />
zu erklären, dass es, wenn man jede fünfte Stelle in der Polizei<br />
abbaut, niemand im Land bemerken wird. Wenn Sie jede<br />
fünfte Stelle streichen, dann werden Sie in weiten Teilen des Landes<br />
den Zustand haben, dass Sie die Polizei aus dem Land zurückziehen.<br />
Das geht nicht anders, das sagt die Lebenserfahrung.<br />
Da hilft auch keine Argumentation und kein Wunschdenken bezüglich<br />
neuer Techniken und all der anderen Dinge. Die Vorgabe<br />
von 7 000 Stellen war falsch; die Vorgabe der 7 000 Stellen ist der<br />
Stockfehler dieses Herangehens der Landesregierung.<br />
Natürlich sind Ländervergleiche ein Mittel, um zu schauen, inwieweit<br />
unsere Struktur wettbewerbsfähig ist. Allerdings wünschte<br />
ich mir dann, dass wir bei diesen Ländervergleichen zum<br />
Beispiel im Bildungsbereich genauso konsequent sind. Hier<br />
hat die rot-rote Koalition deutlichen Nachholbedarf.<br />
Es ist nur so - das haben Sie offensichtlich mit Bedacht nicht<br />
erwähnt -, dass Sie, wenn Sie die Kriminalitätsbelastung der<br />
Brandenburgerinnen und Brandenburger als Maßstab anlegen,<br />
feststellen, dass Brandenburg als Flächenland im oberen Bereich<br />
ist. Wir haben eine Kriminalitätsbelastung, die fast identisch<br />
mit dem Bundesdurchschnitt ist. Aber wir haben in unserem<br />
Land keine Millionenstadt, sondern stattdessen eine 250 km<br />
lange Grenze zu Polen, die uns Probleme bereitet, und wir haben<br />
mit Berlin in der Mitte des Landes einen Kriminalitätsschwerpunkt,<br />
der zwar nicht zu unserem Land gehört, der aber<br />
der Polizei Probleme in der Arbeit bereitet. Wir haben auch andere<br />
Gegebenheiten, die die Arbeit der Polizei bestimmen und<br />
die letzten Endes zu einer erhöhten Kriminalitätsbelastung führen.<br />
Das alles ist ja zum Teil anerkannt worden. Zum Beispiel hieß es<br />
im Wahlprogramm der Partei DIE LINKE zur Landtagswahl vor<br />
14 Monaten, dass sie den Personalabbau und die Schließung von<br />
Wachen ablehnt. Herr Dr. Scharfenberg, Sie halten hier ganz andere<br />
Reden, aber das müssen Sie mit sich selbst, mit Ihren Kollegen<br />
und mit den Wählerinnen und Wählern ausmachen.<br />
Herr Dr. Woidke, eines treibt uns ganz besonders um. Wir haben<br />
in Brandenburg einen Krankenstand von 764 Beamten bei<br />
der Polizei, die vom 1. Januar bis zum 31. Dezember erkrankt<br />
sind und dauerhaft fehlen. 8 900 Beamte gibt es, davon sind<br />
764 das ganze Jahr über krank, wenn man alle Krankentage addiert.<br />
Auch dies kommt bei den besagten Ländervergleichen<br />
nicht vor. Insofern möchte ich Sie bitten, bei der Argumentation<br />
zur Polizeireform, all dieses Wunschdenken, dieses auch<br />
zum Teil hingebogene Zahlenwerk zur Begründung der Reform,<br />
das Sie von Ihrem Amtsvorgänger auf Ihrem Schreibtisch<br />
vorgefunden haben, noch einmal zu präsentieren. Es lohnt<br />
sich und es ist notwendig, diese Zahlen noch einmal zu hinterfragen,<br />
sie zu wichten und entsprechende Schlüsse daraus zu<br />
ziehen, die in Richtung Realität gehen.<br />
Nehmen Sie allein den Punkt der Ausbildung, der sich auch in<br />
dem Bericht findet: 150 Polizisten müssten jedes Jahr ausgebildet<br />
werden, damit man überhaupt auf die Zahl 7 000 kommt.<br />
In diesem Jahr werden lediglich 100 ausgebildet. Schon im ersten<br />
Jahr, in dem die Reform diskutiert wird, schaffen wir es<br />
nicht, auf die notwendige Ausbildungszahl von 150 zu kommen,<br />
sondern wir bleiben ein Drittel darunter.<br />
Das alles sind Dinge, die dafür sprechen, dass die Reform<br />
überstürzt, ja sogar aktionistisch aufgesetzt worden ist.<br />
Ich versuche, es mit einem anderen Argument zu begründen:<br />
Wenn dann alles so logisch und klar ist - zwei Präsidien zu einem,<br />
fünfzehn Schutzbereiche zu vier Direktionen und weitere<br />
Maßnahmen -, warum ist dann das wichtigste Reformvorhaben<br />
oder der wichtigste Bestandteil der organisatorischen Veränderungen,<br />
nämlich die Veränderungen bei den Polizeiwachen, bis<br />
heute vollkommen unklar? Warum ist das, was den Kern ausmacht,<br />
bis heute nicht geklärt? Wenn die Landesregierung und<br />
das Innenministerium so gut vorbereitet sind, dann könnte sie<br />
die Zahlen über die die Wachenstandorte betreffende Entscheidung<br />
auf den Tisch legen.<br />
(Dr. Scharfenberg [DIE LINKE]: Damit Sie sich ordentlich<br />
aufregen können!)