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1666 Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - Plenarprotokoll 5/23 - 7. Oktober 2010<br />
Wenn es dem Lärmschutz dient, muss auch ein Überflug Berlins<br />
möglich sein. Das Ausspielen des einen Landes gegen das<br />
andere - ich erinnere: beide sind zu gleichen Teilen Gesellschafter<br />
dieses Flughafens - finde ich anmaßend und nicht akzeptabel.<br />
Brandenburger sind keine Bürger zweiter Klasse!<br />
(Beifall CDU und FDP)<br />
Diesbezüglich erwarte ich von der Landesregierung, dass sie<br />
schnellstmöglich Auskunft über die tatsächliche Lärmbetroffenheit<br />
der jeweiligen Gemeinden gibt. Es ist nicht vertrauensbildend,<br />
wenn selbst die Planfeststellungsbehörde und die Gesellschafter<br />
des Flughafens keine genaue Auskunft darüber geben<br />
können, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Flugrouten<br />
für die jeweiligen Gemeinden haben. Das muss schnellstmöglich<br />
im Sinne der Transparenz nachgeholt werden. In diesem<br />
Sinne unterstützen wir die Forderung, alle potenziellen<br />
Flugvarianten und deren jeweilige Lärmbetroffenheit für die<br />
Gemeinden zeitnah zu veröffentlichen. Wir denken, die Landesregierung<br />
sollte darüber zeitnah im zuständigen Verkehrsausschuss<br />
Bericht erstatten.<br />
Ich möchte allerdings gleichzeitig betonen, dass die wirtschaftliche<br />
Leistungsfähigkeit des Flughafens nicht infrage gestellt<br />
werden darf. Es ist nicht vertretbar, den Flughafen so, wie der<br />
Antrag der Grünen es suggeriert, absichtlich wirtschaftlich zu<br />
schwächen. Das entspricht in keiner Weise den an ihn gestellten<br />
Anforderungen. Ein unabhängiger Betrieb der Startbahnen<br />
ist für die Abfertigung der jährlich prognostizierten 27 Millionen<br />
Passagiere notwendig. Dies ist auch eine Sicherheitsfrage.<br />
Ansonsten würde die Mobilität für die Bürger weiter verteuert<br />
werden, und wir würden die Mobilität generell einschränken<br />
- was die Grünen in ihrem Antrag allzugern verschweigen.<br />
Wichtig ist unserer Auffassung nach, die wachsenden Mobilitätsbedürfnisse<br />
der Bürger mit dem Schutz derselben vor zunehmendem<br />
Verkehrslärm zu vereinbaren. Dazu bedarf es einer<br />
ausgewogenen und vor allem sachlichen Analyse, die nur<br />
mit Transparenz gewährleistet werden kann. Darüber hinaus ist<br />
eine vollständige Beteiligung der betroffenen Gemeinden unverzichtbar.<br />
Unser Antrag soll dazu einen Beitrag leisten, und<br />
wir haben heute Morgen auch Ihren Antrag zu lesen bekommen;<br />
er liegt ja in Ihren Unterlagen. Frau Gregor-Ness, ich<br />
kann mit diesem Antrag sehr gut leben. Er ist im Grunde in der<br />
Stoßrichtung derselbe wie der unsrige. Wir werden unserem<br />
Antrag natürlich genauso zustimmen, wie wir das mit Ihrem<br />
tun werden. Ich würde mich freuen, wenn Sie in die gleiche<br />
Richtung denken und handeln könnten.<br />
(Beifall CDU und FDP)<br />
Wir haben die Aufgabe, in den nächsten Wochen ganz schnell,<br />
also zeitnah, einen Lärmschutz, Mobilität und Wirtschaftlichkeit<br />
zu ermöglichen. Dabei muss es darum gehen, weitestgehend<br />
über dünn besiedeltes Gebiet zu fliegen mit der Maßgabe<br />
der Sicherheit, die diesem Flughafen durch die divergierenden<br />
15-Grad-Abfluglinien zum Erfolg verhelfen können.<br />
Ich wünsche uns und dem Ministerium eine schnellere und<br />
progressive Herangehensweise an die Problematik. Setzen Sie<br />
in den vorliegenden Fällen nicht auf Zeit, sondern auf Vertrauen!<br />
Das wird uns allen guttun, denke ich. - Vielen Dank.<br />
(Beifall CDU und FDP)<br />
Präsident Fritsch:<br />
Für die Linksfraktion spricht die Abgeordnete Wehlan.<br />
Frau Wehlan (DIE LINKE):<br />
Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Gestatten<br />
Sie mir vorab drei Anmerkungen. Herr Jungclaus, um Ihre Frage<br />
zu beantworten: Der Draht von den Koalitionsfraktionen zur<br />
Landesregierung ist kurz. Das mag Sie beruhigen, und das ist<br />
auch gut so.<br />
Vielleicht noch zur Divergenz, die Sie versucht haben aufzumalen,<br />
die aber eigentlich gar keine ist: Bezüglich Ihrer Hinterfragung,<br />
inwieweit wir uns anmaßen können, die Daten auf den<br />
Tisch zu fordern, möchte ich Sie auf Ihren Antrag zur Aktuellen<br />
Stunde sowie Ihren Entschließungsantrag hinweisen, in<br />
dem in mindestens drei Abschnitten genau diese Forderung der<br />
fehlenden Varianten und der fehlenden Kenntnis von Daten<br />
aufgemacht wird. Insofern muss man keinen Gegensatz formulieren,<br />
wo es keinen gibt, nur um hier polemisch etwas zu thematisieren;<br />
(Beifall DIE LINKE und SPD)<br />
und unterm Strich die Diskussion so zu gestalten, dass man ein<br />
wenig besser dasteht. Das kann an dieser Stelle schwer gelingen.<br />
Gestatten Sie mir an dieser Stelle auch gleich eine Anmerkung<br />
zu dem Redebeitrag von Herrn Genilke: Es ist für mich immer<br />
frappierend, wenn Sie hier wie Kai aus der Kiste kommen und<br />
die Bürgerproteste thematisieren. Herr Jungclaus hat die politischen<br />
Zusammenhänge der in den vergangenen Jahren zum<br />
Flughafen und seinem Standort getroffenen Entscheidungen<br />
schon erläutert. Es ist für mich inakzeptabel, wenn man in Berlin<br />
ein Volksbegehren für den Erhalt des Flugverkehrs in Tempelhof<br />
unterstützt, von dessen Auswirkungen nun wirklich viele<br />
Bürger betroffen waren, sich aber hier in Brandenburg den<br />
Bürgerprotesten zuwendet.<br />
(Beifall DIE LINKE, SPD sowie GRÜNE/B90)<br />
Diese Verfahrensweise erstaunt sehr und erschwert die sachliche<br />
Debatte über ein sehr wohl wichtiges Problem.<br />
Ich stimme allen meinen Vorrednern zu, die die Problematik<br />
sehr kritisch beschrieben haben. Die Information der Deutschen<br />
Flugsicherung zum neuen Flugroutenmodell am BBI ist<br />
bei den Bürgerinnen und Bürgern in den betroffenen Gemeinden<br />
geradezu wie eine Bombe eingeschlagen. Zumindest für<br />
meine Fraktion betone ich: Bei allen Problemen, die man feststellen<br />
kann, handelt es sich um zwei unterschiedliche Verfahren.<br />
Die Anflug- und Abflugrouten lassen sich erst in unmittelbarer<br />
zeitlicher Nähe zum Betrieb eines Flughafens feststellen.<br />
Die neue Situation hat uns aber durchaus überrascht.<br />
Die kürzlich vorgestellten Varianten sehen im Gegensatz zu<br />
den der Planfeststellung zugrunde gelegten Modellen vor, dass<br />
bei parallelen Abflügen am Ende der Startbahn die Abflugwege<br />
um mindestens 15 Grad divergieren. Ja, dadurch entstehen<br />
neue Betroffenheiten in Brandenburger Gemeinden und in Berlin.<br />
Glaubt man den Protagonisten der Deutschen Flugsicherung,<br />
aber auch den Vertretern von Behörden auf Landes- und<br />
auf Bundesebene, so sind diese massiven Kommunikationsde-