Antwort
Antwort
Antwort
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - Plenarprotokoll 5/23 - 7. Oktober 2010 1717<br />
Ausschreibung des S-Bahn-Netzes in Berlin und Brandenburg<br />
zügig vorbereiten<br />
Antrag<br />
der Fraktion der FDP<br />
Drucksache 5/2066<br />
Der Abgeordnete Beyer beginnt für die FDP-Fraktion die Debatte.<br />
Beyer (FDP):<br />
Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten<br />
Damen und Herren! Im Dezember 2017 wird der Vertrag<br />
zwischen den Ländern Berlin, Brandenburg und der S-Bahn<br />
Berlin GmbH auslaufen. Für die Zeit nach dem Vertrag kursieren<br />
derzeit auf Berliner Seite drei verschiedene Varianten zur<br />
zukünftigen Gestaltung des Betriebs der S-Bahn.<br />
Variante 1: Die Deutsche Bahn verkauft ihr Tochterunternehmen<br />
inklusive aller Fahrzeuge an Berlin und Brandenburg. Die<br />
Länder würden damit den S-Bahn-Betrieb selber organisieren.<br />
Die Verkaufsbereitschaft des Eigentümers Deutsche Bahn wäre<br />
dazu Voraussetzung. Diese ist jedoch nicht absehbar. Ganz abgesehen<br />
davon hätten Berlin und Brandenburg nicht die Möglichkeit,<br />
die finanziellen Mittel für den Kauf der S-Bahn Berlin<br />
GmbH aufzubringen. Damit und nicht nur deswegen ist diese<br />
Variante denkbar ungünstig und nach unserer Auffassung klar<br />
ausgeschlossen.<br />
Variante 2: Auf rund zwei Dritteln des Netzes soll weiterhin die<br />
Deutsche Bahn bzw. die S-Bahn Berlin GmbH fahren. Den Betrieb<br />
auf dem Ring würde dagegen ein neues landeseigenes<br />
Unternehmen, zum Beispiel die BVG, übernehmen. Jedoch ist,<br />
wie wir alle wissen, die BVG extrem hoch verschuldet, und<br />
Berlin hat bisher noch keine Lösung gefunden, den Schuldenbetrag<br />
von fast 750 Millionen Euro des Berliner Landesbetriebs<br />
abzubauen. Damit ist diese Variante zu teuer, nicht sinnvoll,<br />
nicht aussichtsreich und nach unserer Ansicht somit ebenfalls<br />
ausgeschlossen.<br />
Variante 3: Was bleibt, ist die in unserem Antrag beschriebene<br />
Variante der wettbewerbsrechtlichen Ausschreibung, die übrigens<br />
auch von Verkehrsexperten deutlich favorisiert wird. Wir<br />
fordern in unserem Antrag dazu auf, dass sich die Landesregierung<br />
zu der Variante der Teilausschreibung bekennt und sich<br />
dafür einsetzt, dass diese noch in diesem Jahr zügig vorbereitet<br />
wird.<br />
Die Gründe, die für eine wettbewerbliche Teilausschreibung<br />
sprechen, sind mannigfaltig. Die Kosten für die beiden Bestellerländer<br />
würden dadurch stark reduziert, die Qualität stiege<br />
und Ereignisse wie die S-Bahn-Krise würden dadurch vermieden.<br />
Den Winter und die Außentemperaturen können wir nicht<br />
beeinflussen. Ob es Sinn macht, auf den Klimawandel zu warten,<br />
Kollege Vogel, will ich heute ausnahmsweise nicht thematisieren.<br />
Wohl aber können wir durch eine wettbewerbliche<br />
Ausschreibung den besten Preis und die notwendige Qualität<br />
erreichen, damit das „S“ im Namen der S-Bahn statt für<br />
„schnell“ nicht nur für „Sommer“ steht und die Bahn auch im<br />
Winter umfänglich betrieben werden kann.<br />
Dieser Tage war der Presse zu entnehmen, der VBB befürchte<br />
für den kommenden Winter erneut Verspätungen und Zugausfälle,<br />
da die S-Bahn mit ihren Vorbereitungen auf Eis und<br />
Schnee hinterherhinke. Ein Zitat des VBB-Geschäftsführers<br />
Hans-Werner Franz dazu:<br />
„Man kann nur hoffen, dass der Winter mild wird.“<br />
Darauf können wir uns jedoch nicht verlassen, wohl aber auf<br />
Qualität, ein höheres Engagement des Betreibers und damit<br />
mehr Kundenzufriedenheit. Bei einem wettbewerblichen Vergabeverfahren<br />
und der Zerschlagung der Monopolstellung der S-<br />
Bahn Berlin GmbH müsste sich auch dieses Unternehmen mehr<br />
anstrengen. Hinzu kommt, dass wir die S-Bahn-Leistungen zu<br />
einem weitaus günstigeren Preis bekämen; schließlich ist das<br />
Land mit ca. 30 Millionen Euro am S-Bahn-Vertrag beteiligt.<br />
Dass es ratsam wäre, sich von der S-BahnBerlin GmbH unabhängiger<br />
zu machen, und es qualitative und finanzielle Vorteile<br />
brächte, hier mehr auf Wettbewerb zu setzen, wissen Sie, sehr<br />
geehrter Minister Vogelsänger, selbst. Ich zitiere - weil es so<br />
schön ist, etwas umfänglicher - aus der Plenarsitzung vom<br />
25. Februar 2010:<br />
„Die Länder sind Auftraggeber für den SPNV. Sie gewährleisten<br />
im Rahmen der Daseinsvorsorge durch Bezuschussung<br />
gemeinwirtschaftlicher Verkehrsleistungen den<br />
öffentlichen Personennahverkehr. Hierbei ist erstrebenswert,<br />
die erforderlichen Verkehrsleistungen sozialverträglich<br />
und in einer möglichst hohen Qualität ...“<br />
- Davon kann momentan zumindest nur bedingt die Rede sein,<br />
darüber sind wir uns einig.<br />
„... zu einem möglichst geringen Preis zu erlangen. Um<br />
zu gewährleisten, dass beauftragte Verkehrsunternehmen<br />
durch die öffentliche Bezuschussung nicht überkompensiert<br />
werden, sieht der europäische wie der nationale<br />
Rechtsrahmen wettbewerbliche Verfahren zur Vergabe von<br />
Verkehrsleistungen als Regelfall vor. ... Wettbewerbliche<br />
Verfahren sollen gewährleisten, dass Verkehrsunternehmen<br />
ihre Kosten marktgerecht kalkulieren und somit keine<br />
unangemessenen Gewinne bezuschusst werden. ... In<br />
den Vergabeverfahren wird Transparenz gewährleistet und<br />
werden sachfremde Einflussgrößen ausgeschaltet.“<br />
(Minister Vogelsänger: Wunderbar!)<br />
- Sehr gut, Herr Minister, in diesem Punkt sind wir uns einig.<br />
Wettbewerbliche Verfahren führen in der Tat zu mehr Qualität,<br />
niedrigeren Kosten und mehr Transparenz und sollten daher<br />
der Regelfall sein. Damit es im Fall der S-Bahn aber auch dazu<br />
kommt, sollten wir keine Zeit mehr verstreichen lassen. Das<br />
wissen Sie auch, Herr Minister. So haben Sie in Ihrer damaligen<br />
Rolle als Staatssekretär in der 3. Sitzung des Ausschusses<br />
für Infrastruktur und Landwirtschaft im Februar 2010 angemerkt,<br />
dass die Entscheidung über die Teilnetzausschreibung<br />
noch im laufenden Jahr erfolgen müsse. Das sehen wir genauso.<br />
Das weiß auch das Hohe Haus.<br />
Ich weise auf den Beschluss des Landtages vom 21. Januar 2010<br />
hin. Darin heißt es:<br />
„Der Landtag fordert die Landesregierung auf, gemeinsam<br />
mit dem Land Berlin im I. ...“<br />
- ich betone: im I.