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Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - Plenarprotokoll 5/23 - 7. Oktober 2010 1723<br />
können, den Sie jetzt loben. Das ist gut. Ich bin auch sehr froh,<br />
dass die CDU mit dabei ist.<br />
Ich glaube, die Anhörung hat wirklich einiges hergegeben. Sie<br />
war sehr interessant. Sie war sehr wissenschaftlich. Sie war sehr<br />
vielfältig. Sie war aber auch strittig. Wir haben als Bildungspolitiker<br />
einiges erfahren. Es ist ja auch für Bildungspolitiker gut,<br />
wenn sie selber dazulernen. Wir haben zum Beispiel erfahren,<br />
dass die Fachwelt allgemein Schülerinnen und Schüler mit Rechenschwäche<br />
auf einen Prozentsatz von etwa 5 bis 7 einschätzt.<br />
Darin waren sich alle Anzuhörenden einig.<br />
Uneinig waren sie sich aber, was die Gründe für eine Rechenschwäche<br />
angeht. Die einen haben gesagt, das waren sozusagen<br />
die Extreme, man könnte das klar sehen und wie in einem<br />
Röntgenbild im Gehirn abbilden. Die anderen haben gesagt -<br />
eine ganz einfache Auffassung -: Rechenschwäche resultiert<br />
aus schlechtem Mathematikunterricht. Dazwischen bewegte sich<br />
die ganze Spannbreite der Anhörung.<br />
Die Frage des Verzichts auf die Benotung ab der Klasse 5 - nur<br />
ab dieser Klasse geht es um den Verzicht - spielte in der Tat<br />
auch eine Rolle - Sie haben ja immer wieder nachgefragt -,<br />
aber nur am Rande.<br />
Das Protokoll liegt noch nicht vor. Deswegen würde ich einfach<br />
einmal aus der Erinnerung zitieren. Ein Anzuhörender<br />
sagte: Der Verzicht auf Benotung kann zur seelischen Entlastung<br />
beitragen. - Das heißt im Umkehrschluss - darin waren<br />
sich auch wieder alle einig -, man kann über Benotung generell<br />
positiv oder negativ reden, aber in dem Fall löst der Verzicht<br />
auf Benotung das Problem dieser Schülerinnen und Schüler<br />
nicht und trägt auch nicht zur Verbesserung ihrer Leistungen<br />
bei. Ob es Leistungsfortschritte transparent macht, das ist eine<br />
Frage, die ich für offen halte. Ob es ihnen bei einem zukünftigen<br />
Arbeitgeber hilft, mehr Resonanz zu finden, auch da bin<br />
ich eher skeptisch.<br />
Wir konstatieren aber eines: Wir haben einen Beschluss der<br />
Kultusministerkonferenz, an den hält sich Brandenburg. Der<br />
Entschließungsantrag von SPD, Linke und CDU sagt auch, wir<br />
wollen nicht aus dem Konzert der Kultusministerkonferenz<br />
ausscheren. Wir wollen aber, dass dieser Beschluss der Kultusministerkonferenz,<br />
der Niederschlag in der von Ihnen zitierten<br />
Verwaltungsvorschrift gefunden hat, überprüft wird. Er ist drei<br />
Jahre alt, das ist noch nicht so lange her. Nichtsdestotrotz kann<br />
man sagen, wir wollen anhand der Anhörung und ihrer Ergebnisse<br />
in der Kultusministerkonferenz noch einmal über dieses<br />
Thema reden und gemeinsam überlegen, ob wir hier ein Umsteuern<br />
einleiten.<br />
Ich fände es zu wenig - daher der Entschließungsantrag -, wenn<br />
aus der Anhörung nur die Anregung des Verzichts auf Notengebung<br />
ab Klasse 5 aufgegriffen würde. Klar, das ist für die Betroffenen<br />
wichtig, sie haben das eingefordert. Aber das wäre<br />
als einziges Ergebnis der Anhörung doch sehr mager. Ich behaupte<br />
sogar, dann hätten wir uns die lange und ausführliche<br />
Anhörung sparen können. Deshalb schlagen wir vor, weitere<br />
Punkte in die Auswertung aufzunehmen.<br />
In der Tat, die diagnostische Kompetenz der Lehrkräfte muss<br />
überprüft werden. Wir müssen schauen: Sind sie in der Ausbildung<br />
darauf vorbereitet worden, eine Rechenschwäche zu erkennen<br />
und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen? Wir müssen<br />
die vorhandenen Fort- und Weiterbildungsangebote auf ihre<br />
Qualität hin, vielleicht auch auf ihren Umfang hin prüfen.<br />
Wir müssen in puncto Nachteilsausgleich etwas machen, denn<br />
die Verwaltungsvorschrift beinhaltet ja auch diese Möglichkeit.<br />
Da gab es in der Anhörung die Anregung, dass das spezifischer<br />
auf die Rechenschwäche bezogen wird. Daher der Hinweis an<br />
die Landesregierung, die Verwaltungsvorschrift zu überarbeiten<br />
und zu sehen, wie man Kindern mit einer Rechenschwäche<br />
durch bestimmte Nachteilsausgleiche mehr gerecht werden kann.<br />
Alles in allem hätte ich mir eigentlich gewünscht, dass die Auswertung<br />
im Ausschuss stattfindet. Nun ist es im Plenum. Deshalb<br />
gibt es unseren Entschließungsantrag, und wir bitten um<br />
Zustimmung. - Vielen Dank.<br />
(Beifall SPD und DIE LINKE)<br />
Präsident Fritsch:<br />
Die Abgeordnete von Halem spricht für die Fraktion BÜND-<br />
NIS 90/DIE GRÜNEN.<br />
Frau von Halem (GRÜNE/B90):<br />
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Liebe Gäste!<br />
„Zahlreiche Studien belegen, dass das Zustandekommen<br />
von Zeugnisnoten immer auch anhand subjektiver Kriterien<br />
erfolgt und deshalb äußerst kritisch betrachtet werden<br />
muss. Ziffernnoten machen keinerlei Aussagen über<br />
individuelle Lernerfolge und sind als Instrument der Dokumentation<br />
von Lernfortschritten nur bedingt tauglich.<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen als ersten Schritt<br />
den Schulkonferenzen das Recht einräumen, eine schrittweise<br />
Ersetzung der Schulnoten durch alternative Formen<br />
selbst beschließen zu können. An ihre Stelle sollen individuelle<br />
Lernentwicklungsberichte treten, die Leistungsprofile<br />
differenzierter beschreiben, die Entwicklung einer<br />
Schülerin bzw. eines Schülers darstellen und die Bedingungen<br />
sichtbar machen, unter denen diese Entwicklung<br />
stattgefunden hat.“<br />
Das ist kein besonders prickelnder Text, aber es ist ein Zitat aus<br />
unserem letzten Landtagswahlprogramm.<br />
(Jürgens [DIE LINKE]: Bestätigt Ihr Wahlergebnis!)<br />
Sie können diesen Zeilen entnehmen, dass wir grundsätzlich<br />
mit Noten auf dem Kriegsfuß stehen.<br />
Wir möchten gern individuelle Lernfortschrittsberichte, und<br />
zwar nicht nur für Schülerinnen und Schüler mit einer Rechenschwäche<br />
oder einer Lese-Rechtschreib-Schwäche, sondern gern<br />
weitgehend für alle Schüler. Denn alle sind anders.<br />
Auf dieser Grundlage ist es völlig klar gewesen, dass wir den<br />
vorliegenden Antrag, der Verbalbeurteilungen und Lernfortschrittsbeschreibungen<br />
für Kinder mit Rechenschwäche vorsah,<br />
mit eingebracht haben.<br />
Ich muss allerdings sagen: Der Entschließungsantrag der Regierungskoalition<br />
übertrifft den unseren - das gestehe ich gerne<br />
ein -, und zwar sowohl an Intention, vor allem im Hinblick auf