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1738 Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - Plenarprotokoll 5/23 - 7. Oktober 2010<br />

denkt. Wir brauchen eine stabile Finanzierung unserer Breitensportstrukturen<br />

auch durch die Lottoeinnahmen. - Danke<br />

schön.<br />

(Beifall SPD und DIE LINKE)<br />

Vizepräsidentin Große:<br />

Vielen Dank, Frau Abgeordnete Geywitz. - Wir setzen die Aussprache<br />

mit dem Beitrag der CDU-Fraktion fort. Der Abgeordnete<br />

Homeyer hat das Wort.<br />

Homeyer (CDU):<br />

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Frau Geywitz, der<br />

Glücksspielvertrag ist 2008 in Kraft getreten. Das ist zwei Jahre<br />

her. Nach knapp drei Jahren und dem vernichtenden EuGH-<br />

Urteil ist nach unserer Ansicht eine schonungslose Bestandsaufnahme<br />

notwendig. Wir müssen uns fragen: Was hat uns dieser<br />

Staatsvertrag eigentlich gebracht?<br />

Ich kann mich noch an die Diskussion hier im Landtag um diesen<br />

Staatsvertrag erinnern. Ich weiß, es hat kontroverse Meinungen<br />

gegeben. Schon damals gab es einige Kollegen, an die<br />

ich mich erinnern kann, die gewarnt haben, ihn zu verabschieden.<br />

Wenn ich mich recht erinnere, war das meine Fraktionsvorsitzende,<br />

Frau Dr. Ludwig.<br />

Nun haben etliche Hundert Unternehmen beim EuGH geklagt,<br />

und sie haben Recht bekommen. Man fragt sich: Was hat der<br />

Vertrag gebracht? Statt Rechtssicherheit hat er Chaos angerichtet,<br />

Hunderte Klagen vor deutschen Verwaltungsgerichten, vorm<br />

Europäischen Gerichtshof. Der hat nun die Notbremse gezogen.<br />

Er hat erklärt, dass das deutsche Glücksspielmonopol -<br />

und so nüchtern muss man das sehen - europarechtlich unzulässig<br />

ist.<br />

Bei der Suchtbekämpfung versagt der Staatsvertrag auf ganzer<br />

Linie, weil er private Anbieter und ganz normale Spieler in die<br />

Illegalität treibt. Denn trotz Verbotspolitik wird weiter gespielt<br />

und gerade im Internet. Wo es eine Nachfrage gibt, gibt es auch<br />

einen Markt. Der Sportwettenmonopolist Oddset deckt aber<br />

gerade einmal 5 % des prognostizierten Gesamtmarktes in<br />

Deutschland ab. Der Rest der Spiele wird über ausländische<br />

Anbieter abgewickelt, ohne dass der Staat regulierend und kontrollierend<br />

eingreifen könnte. Und, meine Damen und Herren,<br />

Frau Geywitz, die Einnahmen aus Lotto und Sportwetten sind<br />

im Sinkflug.<br />

Ich will Ihnen einmal ein paar Zahlen von Brandenburg nennen;<br />

wir sind nämlich massiv davon betroffen. Während 2006<br />

das Aufkommen der Lotteriesteuer und der Glücksspielabgabe<br />

über 90 Millionen Euro betrug, flossen 2008 nur noch 61 Millionen<br />

in die Landeskasse. Das ist ein Einbruch von ca. 30 %.<br />

2009 sieht es übrigens auch nicht besser aus. Ich frage mich an<br />

dieser Stelle, warum wir uns bei dieser Einnahmesituation in<br />

Brandenburg immer noch zwei Geschäftsführer leisten können.<br />

Ich will aber nicht näher untersuchen, welche Gründe das damals<br />

hatte; das steht auf einem anderen Blatt.<br />

(Görke [DIE LINKE]: Das wissen Sie jetzt?!)<br />

Der Glücksspielvertrag ...<br />

- Ich meine, es ist doch berechtigt, das angesichts eines Umsatzeinbruchs<br />

von 30 % einmal zu hinterfragen. Es geht doch<br />

darum, dass wir unseren Breitensport und die Kultur mit den<br />

Lottomitteln unterstützen wollen. Das kann man bei einem<br />

Einbruch von 30 % der Einnahmen doch jetzt einmal hinterfragen,<br />

ohne sich gleich so aufzuregen, Herr Görke.<br />

(Görke [DIE LINKE]: Ich komme gleich zu Ihnen!)<br />

- Zu Ihnen komme ich heute auch noch, Herr Görke. Das kann<br />

ich Ihnen versprechen.<br />

(Beifall CDU)<br />

Der Glücksspielvertrag hat somit das Hauptziel einer konsequenten<br />

Suchtbekämpfung völlig verfehlt. Er hat erheblichen<br />

wirtschaftlichen Schaden sowie ein rechtliches und ordnungspolitisches<br />

Chaos angerichtet und einen dramatischen Einbruch<br />

der Einnahmen ausgelöst. Das ist Fakt.<br />

Halten Sie mich nicht für zynisch, aber bei geschätzten<br />

1 000 Lottosüchtigen in ganz Deutschland frage ich mich, ob<br />

wir mit diesem Staatsvertrag wirklich auf dem richtigen Weg<br />

waren und noch sind.<br />

Reagieren Sie jetzt! Wir legen einen Antrag vor. Wir machen<br />

konkrete Vorschläge, wie man das in Zukunft auf den richtigen<br />

Weg bringt und wir uns als Parlament von vornherein einbringen.<br />

Sie sagen, wir lassen es da, wo es immer gewesen ist, bei den<br />

Glücksspielreferenten in der Staatskanzlei; die werden es schon<br />

richten. - Die haben es 2008 schon einmal versucht und sind<br />

kläglich gescheitert.<br />

(Beifall CDU sowie des Abgeordneten Büttner [FDP])<br />

Sie sagen, lieber Augen zu und durch, statt einfach mal sachlich<br />

und vorurteilsfrei die Lage zu analysieren. Sofort haben<br />

Sie die altbekannten <strong>Antwort</strong>en wieder zur Hand. Statt über eine<br />

kontrollierte Öffnung der Sportwetten nachzudenken, sollen<br />

nun auch noch die Pferdewetten und das Automatenspiel monopolisiert<br />

werden; na toll!<br />

Hier haben Sie aber die Rechnung ohne den Bund gemacht.<br />

Denn der Bund wird nicht so dumm sein, jetzt diesen Holzweg<br />

zu beschreiten. Das können Sie vergessen.<br />

Wenn tatsächlich von Lotto über Sportwetten bis zur Pferdewette<br />

alle Spiele im Zeichen einer rigorosen Suchtbekämpfung<br />

reguliert werden, sind Umsatzeinbrüche in Milliardenhöhe zu<br />

befürchten. Was das für den Sport und die Kultur in diesem<br />

Land bedeutet, will ich mir gar nicht ausmalen; die Konsequenz<br />

für unseren Landeshaushalt übrigens auch nicht.<br />

Eine Verstaatlichung der Automatenwirtschaft wird rechtlich<br />

keinen Bestand haben. Es sei denn, der Staat zahlt horrende<br />

Entschädigungen an private Anbieter. Das wollen wir sicherlich<br />

nicht.<br />

Diese Perspektive zeigt, dass es höchste Zeit ist, den verkorksten<br />

Staatsvertrag hinter sich zu lassen und neue Wege zu beschreiten.<br />

Mit unserem Antrag plädieren wir für eine pragmatische<br />

Lösung, die die Einnahmeinteressen des Landes im Blick

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