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1740 Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - Plenarprotokoll 5/23 - 7. Oktober 2010<br />
Vizepräsidentin Große:<br />
Vielen Dank, Herr Abgeordneter Görke. - Wir setzen die Debatte<br />
mit dem Beitrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN fort. Die Abgeordnete von Halem spricht.<br />
Frau von Halem (GRÜNE/B90):<br />
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Wir Bündnisgrüne lehnen eine weitere Liberalisierung<br />
des Glücksspiels ab. Der Europäische Gerichtshof hat in seinem<br />
Urteil vom September lediglich festgestellt, dass der bisherige<br />
Glücksspielstaatsvertrag nicht mit den Vorgaben des<br />
europäischen Wettbewerbsrechts vereinbar ist. Die Luxemburger<br />
Richter haben damit auch aus unserer Sicht einem<br />
staatlichen Wettmonopol keineswegs eine Absage erteilt, was<br />
vor allem mit Suchtprävention und Bekämpfung der Spielsucht<br />
begründet ist. Allerdings müssen die staatlichen Regeln<br />
darauf ausgerichtet sein, die negativen Folgen des Glücksspiels,<br />
insbesondere Spielsuchtgefahren, zu begrenzen. Dies<br />
habe Deutschland bisher nicht in glaubwürdiger und kohärenter<br />
Weise getan.<br />
Das Urteil kritisiert die Praxis der Werbung für das Glücksspiel<br />
und moniert die Nichteinbeziehung von Formen des Glücksspiels<br />
mit hohem Suchtpotenzial wie das Spielen an Geldspielautomaten<br />
oder Pferdewetten in das staatliche Monopol. Das<br />
grundsätzliche Verbot, Sportwetten über das Internet anzubieten,<br />
erklärte der Gerichtshof hingegen für zulässig, da dieser<br />
Vertriebsweg mit einer noch höheren Suchtgefahr einhergehe<br />
als andere Vertriebswege.<br />
Wir Bündnisgrüne wollen deshalb einen Glücksspielstaatsvertrag,<br />
der das Monopol konsequent und widerspruchsfrei umsetzt.<br />
Dazu gehören aus unserer Sicht folgende Punkte:<br />
Erstens: eine verbindliche Festschreibung, mindestens 5 % der<br />
Einnahmen aus der Glücksspielabgabe für Maßnahmen der<br />
Suchtprävention und Aufklärung sowie zur Bekämpfung und<br />
Erforschung der Spielsucht zu verwenden.<br />
Zweitens: ein Werbeverbot.<br />
Drittens: die Übertragung der Zuständigkeit für das Automatenspiel<br />
auf Basis einer entsprechenden Bundesratsinitiative<br />
vom Bund auf die Länder und die Einbeziehung in den Glücksspielstaatsvertrag.<br />
Ein effektiver Spielerschutz auch bei Spielautomaten darf nicht<br />
mehr auf die lange Bank geschoben werden. Wir fordern eine<br />
Entschärfung der Geräte, wirksame Zugangskontrollen in Spielhallen,<br />
die Entfernung der Geräte aus Gaststätten und ein bundeseinheitliches<br />
Sperrsystem für süchtige Spieler.<br />
Wir halten das grundsätzliche staatliche Spielmonopol für ein<br />
wirksames Instrument zur Prävention und zur Bekämpfung<br />
von Spielsucht, zum Jugendschutz und zum Schutz der Spieler<br />
vor betrügerischen Machenschaften von Glücksspielanbietern.<br />
Deshalb unterstützen wir den Entschließungsantrag der Koalitionsfraktionen,<br />
auch wenn er uns etwas wenig konkret erscheint.<br />
- Danke.<br />
(Beifall GRÜNE/B90)<br />
Vizepräsidentin Große:<br />
Vielen Dank, Frau Abgeordnete von Halem. - Wir setzen die<br />
Aussprache mit dem Beitrag der Landesregierung fort. Herr<br />
Staatssekretär Zeeb erhält das Wort.<br />
Staatssekretär im Ministerium des Innern Zeeb:<br />
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren!<br />
Ich habe mich vorhin gefragt, warum der Antrag der CDU- und<br />
der FDP-Fraktion mit einer solchen Vehemenz vorgetragen<br />
wird, obwohl es in der gesamten Republik - mit einer Ausnahme,<br />
von einer zweiten habe ich erst seit heute Kenntnis - immer<br />
Konsens war, dass wir den Urteilen des Bundesverfassungsgerichts<br />
und auch des Europäischen Gerichtshofs, dass der Staat<br />
durchaus dafür sorgen kann - gerade in Europa -, dass die<br />
Suchtprävention im Mittelpunkt der staatlichen Regularien steht,<br />
folgen. Argumente werden nicht dadurch richtiger, dass sie von<br />
national und international agierenden Glücksspielkonzernen<br />
oft wiederholt werden; das muss man ganz einfach sagen. Ich<br />
kann - ich wiederhole mich - die Rationalität dieser Liberalisierungswut<br />
nicht nachvollziehen.<br />
Es wurde hier von allen Vorrednern der Koalitionsfraktionen<br />
dargelegt, dass schon der erste Satz Ihres Antrags falsch ist. Es<br />
gibt keine Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes,<br />
auch in Deutschland keine höchstrichterliche Rechtsprechung,<br />
die das staatliche Glücksspielmonopol kaputt macht oder für<br />
unzulässig hält, sondern die gesamte Rechtsprechung, auch unser<br />
Verfassungsgericht, hat immer wieder festgestellt, dass gerade<br />
dieses Monopol dazu dienen soll, Spielsucht zu bekämpfen.<br />
(Zuruf des Abgeordneten Homeyer [CDU])<br />
Insofern verstehe ich den Antrag wirklich nicht. Ich könnte zu<br />
vielen Unklarheiten Ihres Antrags sprechen, aber einen Satz<br />
möchte ich herausgreifen. Was soll die Forderung, die Verstaatlichung<br />
der gewerblichen Automatenwirtschaft solle verhindert<br />
werden? Eine Verstaatlichung der Automatenwirtschaft will niemand,<br />
wollen keine Ministerpräsidenten, will kein Gericht, will<br />
auch diese Landesregierung nicht.<br />
(Zuruf des Abgeordneten Büttner [FDP])<br />
Es geht darum, das durchzusetzen, was vom Verfassungsgericht<br />
aus vorgesehen ist, auch im gewerblichen Spiel, auch in<br />
den Spielhallen für Ordnung zu sorgen, die Spielsucht zu bekämpfen.<br />
Das ist sozusagen der Kern der Aufgabe, der insbesondere<br />
die Bundesregierung trifft. - Ich danke.<br />
(Beifall SPD)<br />
Vizepräsidentin Große:<br />
Vielen Dank, Herr Staatssekretär Zeeb. - Wir sind jetzt noch<br />
einmal bei der FDP-Fraktion. Der Abgeordnete Büttner hat das<br />
Wort.<br />
Büttner (FDP):*<br />
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe<br />
Frau Geywitz, lieber Herr Görke, ich empfehle Ihnen ein