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Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - Plenarprotokoll 5/23 - 7. Oktober 2010 1711<br />
Der zukünftige Wohlstand des Landes wird vom Erfolg der<br />
Konsolidierungspolitik abhängig sein. Laut rot-rotem Koalitionsvertrag<br />
sollen Haushaltskonsolidierung und Schuldenabbau<br />
bleibende Erfolge dieser Regierung werden. Hehre Versprechungen<br />
helfen nicht. Halten Sie sich endlich daran! Was<br />
folgt daraus? - Unterstützen Sie den vorliegenden Gesetzentwurf!<br />
- Ich danke Ihnen.<br />
(Beifall FDP und CDU)<br />
Präsident Fritsch:<br />
Wir kommen zum Beitrag der SPD-Fraktion. Der Abgeordnete<br />
Bischoff spricht.<br />
Bischoff (SPD):<br />
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es<br />
kommt in diesem Hohen Haus ziemlich selten vor, dass die<br />
Opposition brauchbare Anträge einbringt. Daher möchte ich<br />
mich zunächst einmal bei Ihnen für den Antrag bedanken. Sie<br />
greifen damit ein Thema auf, das auch der brandenburgischen<br />
SPD ein sehr wichtiges Anliegen ist. Die märkische SPD hat<br />
der Schuldenbremse im Bundesrat ausdrücklich zugestimmt.<br />
(Beifall des Abgeordneten Vogel [GRÜNE/B90])<br />
Dazu bekennen wir uns auch heute, Herr Kollege Vogel; vielen<br />
Dank für den Applaus. Jetzt folgt das Komma: Wir tun dies<br />
nicht in Sonntagsreden oder bei Tagesordnungspunkten wie<br />
dem letzten und vorletzten. Sonntags wird gesagt, wie wichtig<br />
es sei, die Schuldenspirale zu stoppen, und montags - bzw. heute<br />
am Plenartag - geht man daher und fordert, dass 1 000 Polizeistellen<br />
weniger abgebaut werden, und spricht sich vehement<br />
gegen eine Erhöhung der Grunderwerbsteuer aus. Meine Damen<br />
und Herren, noch widersprüchlicher, als auf der heutigen<br />
Tagesordnung zu sehen ist, kann Oppositionsarbeit nicht sein!<br />
(Beifall SPD und DIE LINKE)<br />
Schulden sind - da sind wir uns parteiübergreifend sicher einig -<br />
die ineffektivste und unsozialste Form der Staatsfinanzierung.<br />
Daher dürfen wir sie nur in absoluten Ausnahmefällen<br />
zulassen. Das gilt für die Vergangenheit wie für die Zukunft.<br />
Unsere Positionen unterscheiden sich jedoch in einem kleinen,<br />
aber sehr feinen Detail, meine Damen und Herren, nämlich in<br />
der aktuellen Prioritätensetzung. Während die Opposition im<br />
Landtag die Kraft darauf verwendet, Gesetze zu ändern, verwenden<br />
wir unsere Kraft darauf, im täglichen Handeln tatsächlich<br />
Einsparungen vorzunehmen.<br />
Wichtiger als jede schnelle Verfassungsänderung ist die Sanierung<br />
des Brandenburger Landeshaushalts. Unser Programm<br />
dazu haben wir Ihnen mit dem Haushaltsentwurf 2011 auf den<br />
Tisch gelegt. Die mittelfristige Finanzplanung sieht für das<br />
Jahr 2015 - lesen Sie bitte nach! - keine Nettokreditaufnahme<br />
mehr vor. Dazu stehen wir auch.<br />
Die brandenburgische SPD hat die Schuldenbremse im Haushaltsjahr<br />
2007/2008 - vor der Finanzkrise - übrigens schon einmal<br />
praktiziert. Es gab einen Überschuss, und daher betrug die<br />
Nettokreditaufnahme null. Aber - und das gehört auch zur Realität<br />
- die schwarz-gelbe Bundesregierung mit ihren Steuersenkungsspiralen<br />
und der Abfederung der auslaufenden Sonderförderung<br />
Ost sowie Reformschritten hat uns ziemlich hineingegrätscht.<br />
Wir haben ganz konkrete Reformschritte vor; einer<br />
davon wurde hier gerade diskutiert: Das sind der eben debattierte<br />
sozialverträgliche Stellenabbau, die Erhöhung der Grunderwerbsteuer<br />
und die Absenkung der Investitionsquote - mehr<br />
Investition in die Köpfe, weniger in Beton. All das sind Punkte,<br />
mit denen wir uns auf das westdeutsche Niveau vorbereiten.<br />
Es sind allesamt Dinge, die von Teilen der Opposition, insbesondere<br />
von CDU und FDP, abgelehnt werden. Aber ich sage<br />
Ihnen noch einmal: Wer wirklich sparen will, muss den Rücken<br />
gerade- und Schultern breitmachen - das gilt auch für die Opposition<br />
- und sagen, an welchen Stellen dies geschehen soll. In<br />
jeder Plenarsitzung zu sagen „da nicht“, „da nicht“, „da nicht“<br />
und uns dann hier in einer Sonntagsrede, liebe Kollegen von<br />
FDP und CDU, zu erzählen, wie schwierig die Haushaltslage<br />
sei und dass wir sofort die Verfassung ändern müssten, ist zu<br />
kurz gesprungen und zudem sehr durchsichtig.<br />
Wenn wir die Schuldenbremse umgesetzt haben - das wollen<br />
wir mit der Nettokreditaufnahme null im Jahr 2015 erreichen -,<br />
werden wir sie selbstverständlich in die Landesverfassung aufnehmen.<br />
Das Grundgesetz gibt uns bis 31. Dezember 2019<br />
Zeit. Ich sage noch einmal: Ja, wir wollen dann auch keine<br />
Schulden mehr machen; wir wollen dies sogar schon vier Jahre<br />
nicht mehr tun. Lassen Sie uns also erst die notwendigen Sparschritte<br />
miteinander gehen, bevor wir Gesetze anpacken. Papier<br />
ist an der Stelle sehr geduldig.<br />
Ich zeige Ihnen eine Grafik, auf der die reale Neuverschuldung<br />
im Jahr 2010 dargestellt ist. Brandenburg - der grüne Balken -<br />
hat eine der geringsten Neuverschuldungen, wenngleich sie<br />
viel zu hoch ist, jeder Euro ein Euro zu viel ist, in Deutschland.<br />
Die Länder Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen, Niedersachsen,<br />
Nordrhein-Westfalen, Berlin und Bremen haben eine<br />
höhere Nettokreditaufnahme. Der rote Balken verdeutlicht die<br />
Nettokreditaufnahme der Bundesrepublik Deutschland. Diejenigen,<br />
die den Beschluss der Schuldenbremse mit Wirkung<br />
zum Jahr 2015 fordern, haben der Bundesrepublik in diesem<br />
Jahr den schlimmsten Schuldenhaushalt hinterlassen, den es je<br />
gegeben hat. Angesichts einer Nettokreditaufnahme des Bundes<br />
in Höhe von 25 % und einer Brandenburger Quote von 7 %<br />
müssten Sie sich eigentlich an die eigene Nase fassen und die<br />
Diskussion miteinander führen.<br />
Wir setzen die Schuldenbremse um, wir stehen dazu. Wir machen<br />
das mit realer Politik, und zwar Tag für Tag. - Ich bedanke<br />
mich.<br />
(Beifall SPD und DIE LINKE)<br />
Präsident Fritsch:<br />
Der Abgeordnete Vogel spricht für die Fraktion BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN.<br />
Vogel (GRÜNE/B90):<br />
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der<br />
frühere Finanzminister Speer soll einmal gefragt haben: Was<br />
passiert eigentlich, wenn wir die Schuldenbremse nicht einhalten?<br />
Will man uns dann erschießen? - Das war kokett, nicht<br />
nur, weil die Todesstrafe abgeschafft ist, sondern weil er ganz<br />
genau wusste, dass die Strafe nicht die Minister trifft, sondern