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Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - Plenarprotokoll 5/23 - 7. Oktober 2010 1735<br />
Diese Instrumente haben nachdrücklich dazu beigetragen, dass<br />
sich die Leistungsfähigkeit und die Wettbewerbsfähigkeit unserer<br />
Hochschulen deutlich positiv entwickelt haben. Wenn Sie<br />
sich allein die Kennzahlen anschauen, die die Hochschulen in<br />
den letzten Jahren gekennzeichnet haben, vom Studierendenaufwuchs<br />
bis hin zur verstärkten Drittmitteleinnahme und zur<br />
Exzellenzinitiative, sehen Sie, dass sich diese Mittel deutlich<br />
bewährt haben.<br />
Was ist zu den Hochschulverträgen zu sagen? Das Instrument<br />
der Hochschulverträge - dafür wird häufig Berlin angeführt -<br />
ist ein ganz anderes Instrumentarium. Dabei geht es darum,<br />
den Hochschulen jährlich unter Haushaltsvorbehalt eine bestimmte<br />
Summe zuzusagen. Dieser Haushaltsvorbehalt existiert<br />
selbstverständlich unabhängig davon, was ich in diesem<br />
Vertrag vereinbare, denn der Haushaltsgesetzgeber sind Sie.<br />
Gleichzeitig steht in diesen Verträgen, dass bei Nichterfüllung<br />
der Ziele Sanktionen erfolgen, und das, meine Damen und<br />
Herren, ist kein sinnvoller Umgang mit Hochschulen. Ich<br />
möchte nicht mit Sanktionen drohen und buchstabengenau abrechnen<br />
müssen, sondern ich setze darauf, über diese Leistungssteuerung<br />
in einem Globalbudget den Hochschulen die<br />
Autonomie zu geben, ihre Ziele innerhalb dieser Grenzen umzusetzen.<br />
(Beifall des Abgeordneten Jürgens [DIE LINKE])<br />
Im Übrigen ging es in Berlin auch darum, Studienplatzabbau<br />
mit Hochschulverträgen zu verbinden, und davon ist im Land<br />
Brandenburg nicht die Rede. Wenn ich ganz gezielt Strukturen<br />
abbauen möchte, ist es sinnvoll, Hochschulverträge zu schließen.<br />
Das ist aber in keiner Weise unsere Situation im Land Brandenburg.<br />
Anlass für die Hochschulverträge waren die definitiven<br />
Vorgaben zum Studienplatzabbau. Wir haben stattdessen<br />
Studienplätze aufgebaut und haben eine ganz erfreuliche Nachfrage<br />
sowohl national als auch international.<br />
Meine Damen und Herren! Ich hätte nicht gedacht, dass ich so<br />
bald in die Verlegenheit kommen würde, die Leistungen meiner<br />
Amtsvorgängerin gegenüber ihrer eigenen Fraktion in Schutz<br />
nehmen zu müssen.<br />
(Beifall der Abgeordneten Gregor-Ness und Melior [SPD])<br />
Denn wir haben alle stets anerkannt, dass sich das System der<br />
Hochschulsteuerung und -finanzierung in Brandenburg seit<br />
2004 deutlich bewährt hat. Mit diesem System ist die Personal-,<br />
Finanz- und Organisationsautonomie der Hochschulen deutlich<br />
gestärkt worden, und es ist gelungen, in Brandenburg ein bezahlbares<br />
und sehr effizientes Hochschulsystem aufzubauen,<br />
das auch in Zukunft einen unverzichtbaren Beitrag für die Landesentwicklung<br />
bringen wird. Ich hoffe sehr, dass Ihnen, meine<br />
Damen und Herren von der Opposition, diese Entwicklungen<br />
nicht entgangen sind. Deswegen sollten wir bei unserem bewährten<br />
Instrument bleiben. - Vielen Dank.<br />
(Beifall SPD und DIE LINKE)<br />
Vizepräsidentin Große:<br />
Vielen Dank, Frau Ministerin Dr. Münch. - Ich erteile der<br />
CDU-Fraktion noch einmal das Wort. Herr Abgeordneter<br />
Prof. Dr. Schierack, bitte.<br />
Prof. Dr. Schierack (CDU):*<br />
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Ministerin, ich<br />
bin ein bisschen verwundert, weil Sie die Chance nicht genutzt<br />
haben, das Vertrauen in die Wissenschaftslandschaft Brandenburgs<br />
wiederherzustellen.<br />
(Ministerin Dr. Münch: Das mache ich schon, Herr<br />
Schierack!)<br />
Diese Chance haben Sie vertan. Ich bin ein wenig verwirrt;<br />
denn Sie hätten die Möglichkeit gehabt, ein positives Signal in<br />
die Wissenschaftslandschaft Deutschlands zu senden. So aber<br />
bleibt alles im Ungewissen und Beliebigen. Ich frage mich:<br />
Warum scheuen Sie sich vor rechtsverbindlichen Verträgen?<br />
Was führen Sie im Schilde? Sie haben doch heute in Ihrem<br />
Interview mit der „Märkischen Oderzeitung“ gesagt, dass Sie<br />
verbindliche Regelungen anstreben. Jetzt allerdings sprechen<br />
Sie wieder eine ganz andere Sprache. Das verstehe ich nicht.<br />
Sie haben ständig Frau Wanka als Kronzeugin angeführt. Ich<br />
stehe nicht täglich mit ihr in Kontakt, aber was hier in Brandenburg<br />
passiert, ist ein Skandal.<br />
(Beifall CDU)<br />
Wir hätten diese Diskussion heute gar nicht zu führen brauchen,<br />
wenn Sie die Verträge eingehalten hätten. Das ist für uns<br />
eine klare Sache.<br />
(Beifall CDU und GRÜNE/B90 - Bischoff [SPD]: Sagen<br />
Sie doch einmal, wo Sie sparen wollen!)<br />
Ich finde, es ist Realitätsverweigerung, wenn Sie sagen, Sie<br />
hätten Signale aus den Hochschulen bekommen, dass diese<br />
sich angeblich darüber freuen, dass es so gekommen ist.<br />
(Ministerin Dr. Münch: Was?)<br />
Da höre ich etwas ganz anderes. Natürlich wollen die Hochschulen<br />
Planungssicherheit, und sie suchen nach einer Insel,<br />
wo sie diese tatsächlich bekommen. Da sind Hochschulverträge<br />
mit dieser Regierung in unserem Land wahrscheinlich besser<br />
als das, was bisher vorgelegt wurde. Das ist leider so. Schauen<br />
Sie sich an, wie es in anderen Ländern funktioniert. Dort ist<br />
es nicht möglich, auf das Geld der Hochschulen, das zu sparen<br />
ihnen zugestanden wurde, zurückzugreifen.<br />
Meine Damen und Herren! Dieser Eingriff in die Rücklagen ist<br />
tatsächlich ein Thema in der Wissenschaftslandschaft Deutschlands.<br />
Frau Ministerin, Sie haben es heute nicht geschafft, zur<br />
Beruhigung beizutragen. Ich verstehe auch nicht Ihre Zeitplanung.<br />
Herr Jürgens, Sie und auch die Ministerin sagen, Sie<br />
seien ständig in Gesprächen mit den Hochschulen. Wenn dem<br />
so ist, hätten Sie längst damit anfangen können, das zu klären.<br />
Was soll denn Inhalt des Hochschulgesetzes sein? Das wären<br />
doch die Budgetvereinbarungen, die mit den Hochschulen - unter<br />
Beachtung ihrer Autonomie - getroffen werden könnten.<br />
Deswegen haben wir diesen Punkt offengelassen.<br />
Meine Damen und Herren, ich bitte Sie, noch einmal in sich zu<br />
gehen. Geben Sie den Hochschulen tatsächlich Sicherheit für<br />
ihre Planungen! Sonst verunsichern Sie die Hochschulland-