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Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - Plenarprotokoll 5/23 - 7. Oktober 2010 1725<br />
te, den bitte ich um das Handzeichen. - Gibt es Gegenstimmen? -<br />
Enthaltungen? - Das ist beides nicht der Fall; damit ist der Entschließungsantrag<br />
angenommen.<br />
(Frau Kaiser [DIE LINKE]: Und das am 7. Oktober!)<br />
- Ja, herzlichen Glückwunsch zum Tag der Republik.<br />
Ich schließe Tagesordnungspunkt 11 und rufe Tagesordnungspunkt<br />
12 auf:<br />
Weiterentwicklung der Begabungsförderung<br />
Antrag<br />
der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
Drucksache 5/2070<br />
Des Weiteren liegt Ihnen ein Entschließungsantrag der FDP-<br />
Fraktion in der Drucksache 5/2099 sowie ein Entschließungsantrag<br />
der Fraktion der SPD und der Fraktion DIE LINKE in<br />
der Drucksache 5/2105, Neudruck, vor.<br />
Wir beginnen mit dem Beitrag der Abgeordneten von Halem;<br />
sie spricht für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.<br />
Frau von Halem (GRÜNE/B90):<br />
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Um es gleich deutlich zu sagen: Wir halten das gegenwärtige<br />
System der Leistungs- und Begabungsklassen, LuBK, nicht<br />
für die optimale Form der Begabungsförderung. Dafür gibt es<br />
mehrere Gründe.<br />
Erstens: Wir wissen nicht genau, nach welchen Kriterien Schülerinnen<br />
und Schüler in eine LuBK aufgenommen werden.<br />
Zwar gibt es vom Ministerium zugelassene prognostische Tests<br />
zum Aufnahmeverfahren, die zusammen mit Aufnahmegesprächen<br />
die Grundlage für eine Aufnahme bilden. Über die Gewichtung<br />
dieser Tests gegenüber den Aufnahmegesprächen wissen<br />
wir nichts. Letztlich steht es jedem Schulleiter frei, aufgrund<br />
eines Gesprächseindrucks einen Schüler bzw. eine Schülerin<br />
als besonders begabt einzustufen.<br />
Zweitens: Nimmt man den prozentualen Anteil der Schülerinnen<br />
und Schüler, die in den entsprechenden Jahrgangsstufen eine<br />
LuBK besuchen, so stellt man fest, dass die Begabungen im<br />
Land unterschiedlich verteilt sind; in Potsdam sind es 10,2 %<br />
aller Kinder eines Jahrgangs, in Elbe-Elster 3,3 % und in Ostprignitz-Ruppin<br />
nur 3,2 %. Es ist doch kaum anzunehmen,<br />
dass der Anteil der hochbegabten Kinder in Potsdam dreimal<br />
höher ist als in Elbe-Elster oder Ostprignitz-Ruppin. Viel eher<br />
muss man vermuten, dass in Potsdam der Anteil der ambitionierten<br />
Eltern entsprechend höher ist.<br />
Drittens: Die regionale Ausgewogenheit der Leistungs- und<br />
Begabungsklassen mit einem besonderen fachlichen Profil<br />
lässt einen auch verwundern. Es mutet merkwürdig an, wenn<br />
es zum Beispiel Leistungs- und Begabungsklassen mit musischkünstlerischem<br />
Profil nur in Potsdam und Cottbus gibt, dort<br />
aber offensichtlich genug begabte Kinder für eine ganze Klasse.<br />
Viertens: Ob und wie weit Schülerinnen und Schüler in Leistungs-<br />
und Begabungsklassen tatsächlich von der besonderen<br />
Förderung profitieren, das lässt sich nur vermuten. Zum Hintergrund:<br />
Die Leistungs- und Begabungsklassen sind von den<br />
zentralen Vergleichsarbeiten in der 6. Klasse ausgenommen<br />
und unterliegen auch sonst in keiner Weise einer besonderen<br />
Prüfung. Was wir aber wissen, ist:<br />
Erstens: Für den Unterricht in den Leistungs- und Begabungsklassen<br />
werden jährlich 99 Vollzeitstellen benötigt. Das sind<br />
zwar nur 5 Millionen Euro, aber im knappen Bildungshaushalt<br />
macht bekanntlich auch Kleinvieh Mist.<br />
Zweitens: Das MBJS sagt:<br />
Und:<br />
„Ein (hoch)begabtes oder begabtes Kind kann selbstverständlich<br />
auch in einer Regelklasse durch guten individualisierenden<br />
Unterricht gefördert werden.“<br />
„Die Landesregierung hat stets betont, dass die LuBK<br />
nur eine von verschiedenen Möglichkeiten darstellen, um<br />
(hoch)begabte Schülerinnen und Schüler zu fördern, und<br />
Begabtenförderung auch in anderen Formen erfolgen<br />
kann.“<br />
Ich möchte an dieser Stelle deutlich sagen, dass ich alle Eltern<br />
gut verstehe, die ihre Kinder in eine Leistungs- und Begabungsklasse<br />
schicken. Unsere Kinder haben alle nur eine Bildungslaufbahn.<br />
Natürlich wollen wir alle die besten Chancen für unsere<br />
Kinder.<br />
Wir Bündnisgrünen sehen die politische Verantwortung darin,<br />
Begabungsförderung gerechter zu verteilen und die sechsjährige<br />
Grundschule zu erhalten.<br />
(Beifall GRÜNE/B90 und des Abgeordneten Jürgens<br />
[DIE LINKE])<br />
Deshalb stellen wir diesen Antrag auf Weiterentwicklung der<br />
Begabungsförderung.<br />
Wir wollen Lehrkräfte in Grund- und weiterführenden Schulen<br />
befähigen, den unterschiedlichen Begabungen der Kinder besser<br />
Rechnung zu tragen. Schule inklusiv zu gestalten, das heißt<br />
nämlich nicht nur, diejenigen mitzunehmen, die ihr Leben mit<br />
Behinderungen meistern müssen, sondern das heißt auch, im<br />
Rahmen eines gemeinschaftlichen Unterrichts diejenigen besser<br />
zu fördern, die hochbegabt sind. Eine Aufrechterhaltung<br />
von Spezialklassen, wie es sie zum Beispiel auch in den Sportschulen<br />
oder den Mathegymnasien in Brandenburg gibt, schließen<br />
wir dabei ausdrücklich nicht aus.<br />
Außerdem - das ist Ihnen hoffentlich aufgefallen, liebe Kolleginnen<br />
und Kollegen von den Regierungsfraktionen - haben<br />
wir hier die Taktik geändert. Diesmal legen wir keine konkreten<br />
Forderungen vor; denn sonst heißt es immer nur: Das geht<br />
nicht. Das kostet Geld, wir haben kein Geld. - Was wir heute<br />
vorlegen, ist nur die Aufforderung an die Landesregierung, ein<br />
Konzept vorzulegen, wobei der Termin 31.12. - darüber haben<br />
wir schon geredet - wohl zu eng gesetzt ist. Darüber hätten wir<br />
gerne diskutieren können. Ich weiß ja, dass das schon abgefahren<br />
ist. Ich weiß auch, dass Sie unseren Antrag jetzt schon wieder<br />
ablehnen werden. Das ist ja mit der Vorlage des Entschließungsantrages<br />
klar. Aber dass Sie einen so windelweichen Ent-