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Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - Plenarprotokoll 5/23 - 7. Oktober 2010 1691<br />
Wir führen das Teilzeitstudium verbindlich ein. Damit werden<br />
Hochschulen verpflichtet, in jedem Studiengang eine Immatrikulation<br />
oder auch eine Rückmeldung als Teilzeitstudierender<br />
zuzulassen. Damit geht es also nicht mehr nur wie bisher um<br />
ganze Studiengänge, sondern um eine semesterweise Reduzierung<br />
des Studienaufwandes für jeden einzelnen Studierenden.<br />
Das stellt unter Umständen eine entscheidende Erleichterung<br />
für jeden, der das Studium aus verschiedensten Gründen nicht<br />
regulär in Vollzeit studieren kann, dar. Das ist aus meiner Sicht<br />
ein wichtiger Schritt zu einem sozialeren Hochschulland Brandenburg.<br />
Außerdem wird die Anerkennung von Studienleistungen erleichtert.<br />
Bisher lag das Ermessen, welche Leistungen anerkannt<br />
werden, bei der Hochschule in der Frage der Gleichwertigkeit.<br />
Es war für die Studierenden ein langwieriger bürokratischer<br />
Aufwand, ihre erbrachten Leistungen nachzuweisen. Das<br />
haben wir nun durch eine kleine sprachliche Änderung verbessert,<br />
auf die Frau Melior bereits eingegangen ist. Dadurch wird<br />
„das Studium studierbarer“, und die Mobilität wird erhöht. Dadurch<br />
wird etwas von dem massiven Leistungsdruck, der im<br />
Studium herrscht, genommen. Das ist ein Schritt zu einem<br />
Hochschulland mit mehr Lehrqualität. Gleichzeitig kommen<br />
wir damit einer wichtigen Forderung der Studierenden nach.<br />
Eine dritte wichtige Änderung betrifft den Zugang zum Masterstudium<br />
- darauf sind alle Vorredner bereits eingegangen.<br />
Die Hürden, die derzeit zwischen Bachelor- und Masterstudiengang<br />
bestehen, werden verringert. Herr Prof. Dr. Schierack<br />
und Herr Lipsdorf, unter einer CDU-Ministerin waren die<br />
Hochschulen bisher dazu verpflichtet, zusätzliche Hürden zu<br />
errichten. Was dieser Zwang - bitte schön - mit Autonomie zu<br />
tun hat, müssen Sie mir erklären.<br />
(Görke [DIE LINKE] und Frau Melior [SPD]: Genau!)<br />
Das ist der zentrale Unterschied, Herr Prof. Schierack, zwischen<br />
Ihnen und uns: Wir wollen, dass das Bachelor- und das<br />
Masterstudium ein Recht auf Ausbildung für jeden Studierenden<br />
ist, und Sie wollen an dieser Stelle einen falsch verstandenen<br />
Wettbewerb.<br />
Allerdings - das hat Frau Melior gesagt - sind diese Hürden an<br />
Bedingungen geknüpft, und wir erwarten von den Hochschulen<br />
eine Nachweispflicht für diese Anforderungen. Damit gehören<br />
beispielsweise pauschale Hürden, wie sie jetzt existieren, der<br />
Vergangenheit an. Das betrifft beispielsweise die Bachelornote.<br />
Das sind deutliche Verbesserungen, auch wenn sich die Linke<br />
hier durchaus noch mehr hätte vorstellen können. Für uns<br />
bleibt perspektivisch das Ziel, ein zugangsfreies Masterstudium<br />
zu schaffen. Dennoch ist dieser erste kleine Schritt richtig<br />
und wichtig; wir schaffen damit ein gerechteres Hochschulland<br />
Brandenburg. Den Vorschlag der CDU - das sagte meine Kollegin<br />
bereits - halten wir vor diesem Hintergrund für einen Rückschritt,<br />
und deswegen werden wir ihn ablehnen.<br />
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Diese Gesetzesänderung<br />
kann und wird nicht das Ende der Bemühungen von<br />
CDU- und Linksfraktion bleiben, unser Hochschulland Brandenburg<br />
zu verbessern. Wichtige Änderungen, zum Beispiel im<br />
Bereich der Demokratisierung ...<br />
(Lachen bei SPD und der Fraktion DIE LINKE - Frau<br />
Geywitz [SPD]: Habe ich etwas verpasst?)<br />
- Entschuldigung! Natürlich: SPD- und Linksfraktion.<br />
(Prof. Dr. Schierack: Nein, das war schon richtig! - Beifall<br />
DIE LINKE und SPD)<br />
Es wird beispielsweise im Bereich der Demokratisierung und<br />
im Bereich von Bologna Anpassungen geben müssen. Wir als<br />
die Linke haben auf diesem Gebiet große Erwartungen, und ich<br />
bin zuversichtlich, dass wir das gemeinsam mit unserem Partner<br />
SPD-Fraktion auf den Weg bringen. In diesem Sinne bitte<br />
ich um Zustimmung zu diesem Gesetz. - Danke schön.<br />
(Beifall DIE LINKE und SPD)<br />
Vizepräsidentin Große:<br />
Vielen Dank, Herr Abgeordneter Jürgens, für den zur Heiterkeit<br />
anregenden Beitrag. - Wir kommen jetzt zur Fraktion BÜND-<br />
NIS 90/DIE GRÜNEN. Die Abgeordnete Niels erhält das Wort.<br />
Frau Niels (GRÜNE/B90):<br />
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Das war anscheinend eine Wahlkampfrede für Dunkelrot-<br />
Schwarz als Kombination. Herr Jürgens hat seine Rede heute<br />
erstaunlich laut gerufen. Deswegen fahre ich mich stimmlich<br />
bewusst zurück, um einen kleinen Kontrapunkt zu setzen.<br />
Außerdem kommt die „große“ Novelle noch auf uns zu.<br />
Es wurde bereits gesagt: Die Kultusministerkonferenz hat eine<br />
Flexibilisierung für den Zugang zum Master vorgesehen. Herr<br />
Prof. Schierack, ich staune: Sie unterstellen den Bachelorabsolventen<br />
indirekt, dass sie eventuell zu wenig leisten, um zum<br />
Masterstudium zugelassen zu werden. Da sage ich: Das würde<br />
einen bösen Rückschluss auf unsere Bachelorstudiengänge zulassen.<br />
Insofern verstehe ich nicht ganz, warum Sie auf diese<br />
künstliche Verknappung rekurrieren; denn Kernpunkt ist ja,<br />
dass man das Kapazitätsrecht auch den Bachelor- und Masterstudiengängen<br />
anpassen muss. Die Zulassungszahlen müssen<br />
dem Bedarf angepasst werden können. Insofern haben wir das<br />
Thema Kapazitätsrecht in der großen Novelle wahrscheinlich<br />
noch zu bearbeiten. Dann ist wahrscheinlich auch das Haushalterische<br />
gefragt; da gebe ich Ihnen völlig Recht.<br />
Was mich leicht verwundert hat - ich sage das, um es für die<br />
Nachwelt festzuhalten -: Wir werden bei der großen Novelle<br />
noch einmal zum Thema Zwangsexmatrikulation nachfragen.<br />
Das war nämlich auch ein großes Anliegen der Studierendenproteste,<br />
da dieses kleine Kapitel einfach nur Druck ausgeübt<br />
hat, denn die Leistungen wurden ja erbracht. Nur drohte bei einer<br />
nicht fristgemäßen Abgabe weiterer Leistungen die Zwangsexmatrikulation.<br />
Das ist ein Damoklesschwert, dessen es unseres<br />
Erachtens nicht bedarf.<br />
Was wir als BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN äußerst begrüßen,<br />
ist die Einführung der Teilzeitstudiengänge. Ich sage es einmal<br />
so: Bezüglich dessen, dass die Studierenden nachweisen müssen,<br />
dass sie eines Teilzeitstudienganges bedürfen, wünsche ich<br />
den Universitäten, dass sie diese Kontrolle kurzhalten. Das<br />
könnte schon einen administrativen Mehraufwand bedeuten.<br />
Das finde ich nicht sehr glücklich. Ich habe es aber nur einmal<br />
angemerkt und will nicht weiter herummäkeln.<br />
Ich sage nur noch etwas zum Thema andere Änderungen. Dabei<br />
ging es einmal um die Akkreditierung - gut, das war ein-