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In Greenock zeichnete sich bereits ein erstes Zwischenergebnis ab: Man kann<br />

sich nicht mit den Vorurteilen anderer beschäftigen, ohne die eigenen zu reflektieren.<br />

Oder anders formuliert: Unsere Schüler/-innen entsprachen nicht unseren<br />

eigenen Vorurteilen. Nationale Stereotypen, wie sie eingangs formuliert wurden,<br />

spielten keine Rolle. Das ist aber kein Ausdruck interkultureller Kompetenz,<br />

sondern in der Regel blankes Unwissen. Zwar wurden die Deutschen häufig mit<br />

„laut und arrogant“ (Deutsche im Urlaub?) in Verbindung gebracht, Dänemark<br />

war <strong>als</strong> Legoland präsent, Spanien kannte man <strong>als</strong> Sandstrand mit Hotel, aber<br />

allgemein wussten Schüler/-innen sehr wenig über Europa, so wenig, dass es<br />

nicht einmal für Vorurteile reichte. Die Existenz eines Staates wie Slowenien<br />

wurde in der Regel mit Erstaunen zur Kenntnis genommen. Eine dänische Schülergruppe<br />

hatte z. B. vermutet, dass in diesem Land der Verkehr weitgehend auf<br />

der Basis von Kamelritten geregelt sei. Die slowenischen Kamele avancierten<br />

<strong>zum</strong> Running-Gag des Projektes, wobei die Slowenen selbst diese Tiere allenfalls<br />

in der eigenen Regierung vermuten wollten. Ansonsten waren die Kenntnisse<br />

der Schüler/-innen weitgehend auf die Vereinsangehörigkeit einiger Fußballspieler<br />

beschränkt. Auffällig war, dass in Schottland die Deutschen häufig<br />

wie Klischeebilder aus der Nazizeit gesehen wurden: blond, blauäugig, groß.<br />

Die schottischen Kollegen führten das auf den hohen Stellenwert, den der<br />

Zweite Weltkrieg im Curriculum der Schule einnimmt, zurück. Außerdem seien<br />

in den letzten Jahren viele Filme über den Nation<strong>als</strong>ozialismus im Fernsehen gelaufen<br />

– ein absurdes Ergebnis aufklärerischer Bemühungen.<br />

Vorurteile, Stereotypen und Ängste gegenüber abgrenzbaren Gruppen hatten<br />

unsere Schüler/-innen eher im persönlichen Nahbereich. Arbeitsimmigranten in<br />

Spanien, Roma in den sogenannten Südländern (Slowenien, Spanien und Portugal),<br />

Behinderte waren die wichtigsten Gruppen, die Ziele von Vorurteilen<br />

sind. Dazu kamen religiös basierte Vorurteile. Erstaunlich für die anderen Partner<br />

war, dass in Portugal und Südspanien offenbar auch Vorurteile gegen Auswanderer<br />

bestehen.<br />

Konsequenz aus dieser ersten Bestandsaufnahme war der Beschluss, sich<br />

mehr den Themen wie Religion, Behinderung, Zigeuner und Gewalt zuzuwenden,<br />

die bereits erprobten Materialien und Methoden (Fragebogen, Bilderassoziation)<br />

auszutauschen und anzuwenden und die Ergebnisse auf dem folgenden<br />

Treffen im Juni 2006 in Odense, Dänemark, von den Schülerdelegationen vorstellen<br />

und diskutieren zu lassen.<br />

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