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Literaturanalyse Integration in die Arbeitswelt durch Gleichstellung

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Pärli/Lichtenauer/Caplazi: <strong>Literaturanalyse</strong> „<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> <strong>durch</strong> <strong>Gleichstellung</strong>“ 15<br />

Arbeitsprozess ausscheiden und frühpensioniert werden. Da<strong>durch</strong> verschw<strong>in</strong>den sie aus<br />

den Arbeitsmarktstatistiken. 43<br />

2.18 Gemäss den zitierten Erhebungsdaten der EU ist <strong>die</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit arbeitslos zu<br />

werden bei berufstätigen Personen, <strong>die</strong> von e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung betroffen s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>sgesamt<br />

nicht wesentlich grösser als bei Menschen ohne Beh<strong>in</strong>derung, wobei <strong>die</strong>s nicht über <strong>die</strong>,<br />

zum Teil gravierenden Probleme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Ländern h<strong>in</strong>weg täuschen darf. 44 Für<br />

Menschen mit schweren Beh<strong>in</strong>derungen sieht <strong>die</strong> Situation ebenfalls deutlich schlechter<br />

aus. 45 Die aktuellste Stu<strong>die</strong> der OECD, <strong>in</strong> welcher <strong>die</strong> Beschäftigungssituation von<br />

Norwegen, der Schweiz und Polen verglichen wird, zeigt, dass <strong>in</strong> den ersten beiden<br />

Ländern, <strong>in</strong> denen <strong>die</strong> Arbeitslosigkeit <strong>in</strong>sgesamt relativ ger<strong>in</strong>g ist, <strong>die</strong> Arbeitslosenquote<br />

von Personen mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung fast doppelt so hoch ist, wie bei Personen ohne<br />

Beh<strong>in</strong>derung. 46 Polen h<strong>in</strong>gegen mit e<strong>in</strong>er generell hohen Arbeitslosenquote weist kaum<br />

Unterschiede auf. Obwohl aufgrund der def<strong>in</strong>itorischen Schwierigkeiten des Merkmals<br />

Beh<strong>in</strong>derung auch <strong>die</strong> statistischen Daten zur Arbeitsmarktbeteiligung mit Vorsicht zu<br />

<strong>in</strong>terpretieren s<strong>in</strong>d und je nach Stu<strong>die</strong> unterschiedliche Zahlen angegeben werden, drängt<br />

sich <strong>in</strong>sgesamt doch der Schluss auf, dass sich das Merkmal Beh<strong>in</strong>derung stärker<br />

negativ auf <strong>die</strong> Erwerbsbeteiligung an sich als auf <strong>die</strong> Arbeitslosenquote auswirkt.<br />

Laut EUROSTAT könnte <strong>die</strong>s möglicherweise e<strong>in</strong> Ausdruck von <strong>in</strong>dividueller<br />

Resignation se<strong>in</strong>. Weil vermutet wird, dass sich <strong>die</strong> Suche nach e<strong>in</strong>er Arbeitstelle<br />

sowieso als aussichtslos erweisen wird, beg<strong>in</strong>nen viele Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung gar<br />

nicht erst damit. 47 Betrachtet man <strong>die</strong>ses Problem unter arbeitsmarktpolitischen<br />

Erwägungen, dann zeigt sich, dass der Zugang zum Arbeitsmarkt für Menschen mit<br />

e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung offensichtlich schwieriger ist als der Verbleib dar<strong>in</strong>. Das Fehlen<br />

adäquater Beschäftigungsmöglichkeiten schlägt sich demnach eher <strong>in</strong> niedriger<br />

Erwerbsbeteiligung nieder als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hohen Arbeitslosenquote wie e<strong>in</strong>e Stu<strong>die</strong> der<br />

EUROPÄISCHE KOMMISSION konstatiert. 48 Vor <strong>die</strong>sem H<strong>in</strong>tergrund könnten sich<br />

evtl. auch <strong>die</strong> neusten Daten e<strong>in</strong>er OECD Stu<strong>die</strong> <strong>in</strong>terpretieren lassen, <strong>in</strong> denen<br />

aufgezeigt wird, dass Personen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> der Schweiz e<strong>in</strong>e Leistung aus der<br />

Invalidenversicherung beziehen, kaum je wieder <strong>in</strong>s Erwerbsleben zurückf<strong>in</strong>den. 49 Der<br />

Zugang zum Arbeitsmarkt sche<strong>in</strong>t auch bei Wiedere<strong>in</strong>stieg stark e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Insgesamt lässt sich wohl konstatieren, dass e<strong>in</strong>e vergleichsweise niedrige<br />

Arbeitslosenquote noch lange nichts über <strong>die</strong> effektiven Arbeitsmarktnachteile von<br />

Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung aussagt. 50<br />

2.19 In Bezug auf soziodemographische Charakteristika lässt sich gemäss der europäischen<br />

Stu<strong>die</strong> zur Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung festhalten, dass es sich<br />

bei denjenigen Menschen mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung, <strong>die</strong> im Erwerbsleben stehen, im<br />

Allgeme<strong>in</strong>en um jüngere Männer mit e<strong>in</strong>em hohen Bildungsniveau handelt, <strong>die</strong> nur e<strong>in</strong>en<br />

ger<strong>in</strong>gen Unterstützungsbedarf benötigen. Menschen mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung weisen im<br />

43 WYNNE/MCANANEY/KELLY, S.10.<br />

44 EUROPEAN COMMISSION (Employment situation); EUROSTAT (Employment).<br />

45 MASCHKE, S. 168f.<br />

46 In den e<strong>in</strong>zelnen Stu<strong>die</strong>n lassen sich unterschiedliche Angaben f<strong>in</strong>den. Die OECD Stu<strong>die</strong> von 2006 kommt zu<br />

dem Ergebnis, dass <strong>die</strong> Arbeitslosenquote der Menschen mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung <strong>in</strong> der Schweiz bei ca. 7-8%<br />

liegt, was ungefähr doppelt so hoch wäre, wie bei Nichtbeh<strong>in</strong>derten.<br />

47 EUROSTAT (Employment).<br />

48 EUROPEAN COMMISSION (Employment situation), S. 24.<br />

49 gemäss OECD (Hemmnisse), S. 16 schaffen, nach Abzug der Übertritte <strong>in</strong> <strong>die</strong> Altersrente und der Todesfälle,<br />

gerade noch ca. 1-2% den Abgang aus der IV.<br />

50 EUROPEAN COMMISSION (Employment situation), S. 24.

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