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Literaturanalyse Integration in die Arbeitswelt durch Gleichstellung

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Pärli/Lichtenauer/Caplazi: <strong>Literaturanalyse</strong> „<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> <strong>durch</strong> <strong>Gleichstellung</strong>“ 63<br />

3.49 S<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Kosten zur Erfüllung der Beschäftigungspflicht dem Arbeitgeber nicht zumutbar<br />

oder mit unverhältnismässigen Aufwendungen verbunden, so kann sich <strong>die</strong> schwer<br />

beh<strong>in</strong>derte Person nicht auf Ansprüche aus § 81 Abs. 1 SGB berufen.<br />

f) Die Vorbilder: USA und Australien<br />

aa)<br />

USA<br />

3.50 Das US-amerikanische Rechtssystem war e<strong>in</strong>es der ersten, das das Konzept der<br />

angemessenen Vorkehrungen („concept of reasonable accommodation“) <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsgesetzgebung vorsah. Im Beh<strong>in</strong>dertenkontext wurde der Begriff der<br />

angemessenen Vorkehrungen („reasonable accommodation“) erstmals im Rahmen des<br />

Rehabilitation Acts von 1977 umgesetzt. 251 Die Verpflichtung des Arbeitgebers zu<br />

angemessenen Vorkehrungen wird nun ausdrücklich im American with Disabilities Act<br />

(ADA) von 1990 geregelt. 252 ADA bee<strong>in</strong>flusste sowohl <strong>die</strong><br />

Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsgesetzgebung der EU Mitgliedsstaaten als auch <strong>die</strong><br />

Antidiskrim<strong>in</strong>ierungspolitik der Europäischen Union selbst. 253<br />

3.51 Der US Supreme Court verwendet <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Rechtsprechung im Kontext der<br />

angemessenen Vorkehrungen abwechslungsweise <strong>die</strong> Begriffe „reasonable<br />

accommodation“, „reasonable modifications“ und „reasonable adjustments“. 254<br />

3.52 § 12112 ADA def<strong>in</strong>iert Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>in</strong> Bezug auf Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung im<br />

arbeitsrechtlichen Kontext. Es wird nicht zwischen direkter oder <strong>in</strong>direkter<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung unterschieden. Die allgeme<strong>in</strong>e Bestimmung (lit. a) verlangt, dass ke<strong>in</strong><br />

vom Geltungsbereich des ADA erfasster Arbeitgeber „shall discrim<strong>in</strong>ate aga<strong>in</strong>st a<br />

qualified <strong>in</strong>dividual with a disability because of the disability of such <strong>in</strong>dividual“.<br />

„Qualified <strong>in</strong>dividual with a disability“ wird gemäss Sektion 12111(8) ADA def<strong>in</strong>iert als<br />

Person mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung, <strong>die</strong> mit oder ohne angemessene Vorkehrung <strong>die</strong><br />

unerlässlichen („essential“) Aufgaben der beruflichen Position erfüllen kann. Das<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierungsverbot gilt <strong>in</strong> Bezug auf das Bewerbungsverfahren, <strong>die</strong> Anstellung,<br />

Beförderung, Entlassung, „employee compensation“, Weiterbildung und sonstigen<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

3.53 Um feststellen zu können, ob <strong>die</strong> betroffene Person <strong>die</strong> unerlässlichen Aufgaben der<br />

beruflichen Position erfüllen kann, wird darauf abgestützt, welche Tätigkeiten nach<br />

Ansicht des Arbeitgebers erforderlich s<strong>in</strong>d. Der Arbeitgeber hat vorgängig zur<br />

Ausschreibung der massgebenden Stelle oder vor dem Bewerbungsgespräch schriftlich<br />

e<strong>in</strong>e Stellenbeschreibung abzufassen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> erforderlichen Tätigkeiten berücksichtig 255 .<br />

3.54 Im Gegensatz zu den gewählten Begriffen im europäischen Kontext des Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong>derung(en) wird im amerikanischen Kontext von „qualified <strong>in</strong>dividual with a<br />

disability“ gesprochen; <strong>durch</strong> <strong>die</strong> Voranstellung des Kriteriums „qualified“ rückt das<br />

Merkmal der Beh<strong>in</strong>derung aus dem Zentrum und verliert somit <strong>die</strong> Bedeutung als alle<strong>in</strong><br />

251 29 U.S.C. § 793.<br />

252 Die Auswertung der Effektivität des ADA, <strong>die</strong> anlässlich se<strong>in</strong>es 10jährigen Bestehens stattfand, fiel<br />

ernüchternd aus, siehe dazu Jo Ann Ooiman Rob<strong>in</strong>son, Affirmative Action. A Documentary History,<br />

Greenwood Press 2001, S. 369ff.<br />

253 WADDINGTON, S. 14ff.<br />

254 Alexander v. Choate, 469 U.S. 287, 299-301 (1985).<br />

255 The Americans with Disabilites Act of 1990, Titel I, Subkapitel I, Sektion 12111(8), Quelle:<br />

http://www.eeoc.gov/policy/ada.html (06.01.2007).

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