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Literaturanalyse Integration in die Arbeitswelt durch Gleichstellung

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Pärli/Lichtenauer/Caplazi: <strong>Literaturanalyse</strong> „<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> <strong>durch</strong> <strong>Gleichstellung</strong>“ 33<br />

noch an Dachorganisationen der Beh<strong>in</strong>dertenhilfe ausgezahlt, so <strong>die</strong> Autoren. Diese<br />

Fachstellen handelten daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Unterleistungsvertrag mit der Stiftung profil von<br />

Pro Infirmis aus. Fachstellen, <strong>die</strong> nach Art. 74 IVG tätig s<strong>in</strong>d, dürfen seit der 4. IVG-<br />

Revision ke<strong>in</strong>e Arbeitsvermittlung mehr leisten. Sie dürfen nur noch beratende Aufgaben<br />

für Personen mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung übernehmen, <strong>die</strong> bereits e<strong>in</strong>e volle IV-Rente<br />

beziehen, jedoch ke<strong>in</strong>en Anspruch auf berufliche Rehabilitationsleistungen der IV haben,<br />

wie RÜST und DEBRUNNER herausarbeiten. 144<br />

2.68 RÜST und DEBRUNNER halten zusammenfassend fest, dass auf der Suche nach<br />

Alternativen zu herkömmlichen Konzepten <strong>in</strong> der Beh<strong>in</strong>dertenpolitik gegenwärtig auch<br />

<strong>in</strong> der Schweiz Begriffe aus dem Modell der Unterstützten Beschäftigung aufgegriffen<br />

werden. Im Rahmen von Überlegungen zur Früherfassung und rascherer (Wieder-)<br />

E<strong>in</strong>gliederung wird über „Begleitung oder Unterstützung am Arbeitsplatz“ oder über<br />

„Job-Coach<strong>in</strong>g“ diskutiert. Die Autoren geben zu bedenken, dass bei <strong>die</strong>sen<br />

Diskussionen oft wenig beachtet wird, dass es sich bei dem Konzept von Unterstützter<br />

Beschäftigung nicht e<strong>in</strong>fach nur um e<strong>in</strong>e weitere Rehabilitationsmassnahme handelt,<br />

sondern um e<strong>in</strong>en eigentlichen Paradigmawechsel <strong>in</strong> der Beh<strong>in</strong>dertenpolitik. Diese<br />

Problematik stellt sich nicht nur <strong>in</strong> der Schweiz und wurde unter Rz 2.55 bereits erörtert.<br />

Da sich <strong>die</strong> Fachstellen <strong>in</strong> der Schweiz, wie erwähnt, zumeist nicht explizit am Modell<br />

der Unterstützen Beschäftigung orientieren und zu bedenken ist, dass <strong>die</strong> Konzepte unter<br />

den Vorgaben der IV-Gesetzgebung entwickelt wurden, wird <strong>die</strong> „im Modell angelegte<br />

paradigmatische Neuorientierung“ laut den Autoren „auch nur mit E<strong>in</strong>schränkung<br />

nachvollzogen“. Auch wenn aus den genannten Gründen Unterstützte Beschäftigung <strong>in</strong><br />

der Schweiz gegenwärtig nur sehr unvollständig umgesetzt ist, weist <strong>die</strong> Analyse der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Fachstellen auf e<strong>in</strong>en Erfolg der Massnahmen h<strong>in</strong>. RÜST und DEBRUNNER<br />

s<strong>in</strong>d der Auffassung, dass bei konsequenterer Umsetzung <strong>in</strong> grösserem Rahmen noch<br />

bessere Ergebnisse erzielt werden könnten. Dabei sollten ihrer Me<strong>in</strong>ung nach <strong>die</strong><br />

Erfahrungen und Angebote der Fachstellen auf jeden Fall mite<strong>in</strong>bezogen werden. 145<br />

2.69 In den Jahren 2003 bis 2005 wurde an der Psychiatrischen Universitätskl<strong>in</strong>ik Zürich im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>es EU-Projektes explizit das Modell von Supported Employment umgesetzt<br />

und evaluiert. Es sollte untersucht werden, ob <strong>die</strong>ses Projekt <strong>in</strong> der Schweiz genauso<br />

erfolgreich ist wie <strong>in</strong> den USA. Untersucht wurde <strong>die</strong> Auswirkung des Konzepts der<br />

Unterstützten Beschäftigung auf Lebensqualität, gesundheitliche Situation,<br />

Behandlungskosten und soziale <strong>Integration</strong>. Erste veröffentlichte Ergebnisse weisen<br />

e<strong>in</strong>en erheblichen Erfolg aus. So haben 11 von 25 Stu<strong>die</strong>nteilnehmern e<strong>in</strong>e reguläre<br />

Anstellung gefunden. Aus der Kontrollgruppe, <strong>in</strong> der herkömmliche<br />

Rehabilitationsmassnahmen, wie Tageskl<strong>in</strong>ik und geschützte Arbeitsplätze e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wurden, schaffte bis Ende der Stu<strong>die</strong> ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Person den Übertritt <strong>in</strong> den ersten<br />

Arbeitsmarkt. Ausserdem wiesen <strong>die</strong> Personen, welche e<strong>in</strong>e Stelle <strong>in</strong> der freien<br />

Wirtschaft gefunden hatten, e<strong>in</strong>e Verbesserung des psychischen Gesundheitszustandes<br />

auf und <strong>in</strong>folgedessen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Anzahl Hospitalisationen als <strong>die</strong> Teilnehmer der<br />

Kontrollgruppe. Wie <strong>die</strong> Autoren der Stu<strong>die</strong> anfügen, kann mit dem Modell des<br />

Supported Employment somit auch e<strong>in</strong> Beitrag zur Senkung von Versicherungskosten<br />

geleistet werden. Nach ihrer Ansicht lässt sich aus den Ergebnissen <strong>in</strong>sgesamt der<br />

144 RÜST/DEBRUNNER, S. 47f.<br />

145 RÜST/DEBRUNNER, S. 207.

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